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Irgendwo in einem anderen Raum hörte man etwas Klappern und dann ein Geräusch, als wenn wenn eine Tür rau aufgerissen und wieder ins Schloss geworfen wurde.

Und dann waren Schritte zu hören.

Feste, etwas schwerfällige Schritte, deren Rhythmus ich kannte. Genau wie die Reibeisenstimme, deren Klang wenige Sekunden später an mein Ohr dringen sollte.

Die Zimmertür ging auf und ein Mann trat ein. Er klopfte sich den Schnee von der Kleidung und starrte mich dann mit einem schwer deutbaren Blick an.

Er mag mich nicht besonders!, kam es mir in den Sinn. Es war einfach so ein Gedanke, eine Ahnung.

Als der Mann seinen Hut abnahm, kam darunter ein Schopf grauer Locken hervor.

Sein Alter war schwer zu schätzen, aber es musste irgendwo zwischen fünfzig und sechzig liegen. Die Haut war ledrig und wettergegerbt. Seine blitzenden eisgrauen Augen lagen in tiefen Höhlen und musterten mich abschätzend.

Liz war gleich herumgewirbelt, als er eingetreten war. Ihrem Blick lag jetzt ein Hauch von Furcht.

"Ah, er ist aufgewacht..."

"Ja."

"Dann wird er ja wohl bald wieder auf den Beinen sein und für sich selbst sorgen können, Liz..."

"Oh, nein! Er ist noch nicht soweit!" Der Mann trat an das Bett heran und reichte mir die Hand.

"Ed O'Brien", stellte er sich vor.

Ich nannte ihm meinen Namen. Sein Händedruck war sehr fest, so als wollte er mich gleich bei der ersten Begegnung unmissverständlich klarmachen, wer es hier zu sagen hatte. Ich war im Augenblick nicht in der Lage, das irgendwie in Frage zu stellen.

O'Brien ging zum Fenster und baute sich dort breitbeinig auf. Er blickte nachdenklich hinaus in die weißgraue Schneelandschaft, wobei er mir den Rücken zuwandte.

"Waren Sie schon einmal hier im Salt Lake-Tal?", fragte er, ohne sich dabei umzuwenden.

"Nein."

"Woher kommen Sie?"

"Ich bin vor ein paar Wochen aus Montana aufgebrochen, um den Winter im Süden zu verbringen."

"Einen seltsamen Weg haben Sie da genommen", versetzte der Rancher schneidend. "Schätze, es ist nicht gerade der Kürzeste..."

"Das ist eine lange Geschichte..."

Jetzt mischte sich Liz ein. Während in der Stimme des Ranchers deutliches Misstrauen mitschwang, schien ich sie ganz auf meiner Seite zu haben.

"Lass ihn!", rief sie. "Er ist noch sehr schwach. Er kann uns auch ein anderes Mal alles erzählen!"

"Ich will es jetzt wissen!" Er ballte die Hand zur Faust.

"Ich will wissen, was ein Mann hier mitten in der Salzwüste sucht!"

"Okay, okay...", suchte ich ihn zu beschwichtigen. "Ich bin verfolgt worden."

"Stammt daher die Schusswunde?"

"Ja."

"Waren es Paiutes?"

"Ich denke schon, ja. Jedenfalls Rothäute. Meinen Gefährten hat es tödlich erwischt. Sie haben mir mein Pferd weggenommen und mich verletzt zurückgelassen."

"Hm..." Damit schien er sich zunächst zufrieden zu geben.

"Der Sommer war besonders heiß und der Winter ist in diesem Jahr sehr früh. Die Roten werden wohl Hunger gehabt haben. Wäre möglich, dass die Paiutes Ihren Gaul inzwischen zerlegt und gebraten haben..."

O'Brien zuckte mit den Schultern. "Bei ein paar Ranches hier im Tal haben sie versucht, Vieh zu erbeuten. Aber das ist ihnen schlecht bekommen." Er grinste hässlich. "Wir halten hier alle zusammen!"

Ich nickte stumm.

Und er schien auch gar nicht zu erwarten, dass ich etwas dazu sagte.

"Wir sind Mormonen, Mr. Carey."

Er sagte das, als würde es irgendetwas erklären. Für mich erklärte es gar nichts.

Über die Religion der Mormonen wusste ich kaum etwas, eigentlich nur, dass sie die Vielweiberei praktizieren. Aber da war ein anderer Punkt, ein Punkt, der eigentlich mit Religion nichts zu tun hatte.

Die Mormonen bildeten stets eine verschworene Gemeinschaft, die alle diejenigen, die nicht dazugehörten, um Grunde als ihre Feinde betrachteten.

In Missouri und Kansas hatte es ihretwegen regelrechte Kriege gegeben.

"Sie haben sicher vom Mormon Trail gehört, nicht wahr, Carey?"

"Ja, das habe ich, Mr. O'Brien."

"Es sind Tausende auf dem Weg durch die Salzwüste gestorben. Aber ebenso viele haben es geschafft und überlebt! Wir hätten das nicht schaffen können, wenn wir nicht zusammengehalten hätten!"

Ich wusste nicht so recht, worauf O'Brien hinauswollte.

"Das mag schon sein...", murmelte ich. Er blickte noch immer hinaus.

"Hier, um den großen Binnensee herum war alles nur Wüste. Wir haben Kulturland daraus gemacht, so wie einst die Kinder Israels im Lande Kanaan!"

Jetzt endlich drehte er sich zu mir um und in seinen Augen brannte ein gefährliches Feuer.

"Ich sage Ihnen das alles, um Ihnen deutlich zu machen, dass Sie sich nicht gegen einen von uns stellen können, ohne es mit allen zu tun zu bekommen!"

Ich runzelte die Stirn.

"Ich habe nicht vor, mich gegen Sie zu stellen." Ich versuchte mich aufzurichten, obgleich Liz mich davon abzuhalten versuchte.

"Vielleicht ist es das Beste, wenn ich jetzt weiterziehe", meinte ich, als ich mich aufgesetzt hatte. Ich spürte meine Schwäche und wusste sehr wohl, dass ich mir da eine ganze Menge vorgenommen hatte. Vielleicht mehr, als es mir meine Kräfte im Augenblick erlaubten.

O'Brien hatte seine Augen verengt. Er blickte mich kalt an.

"Tun Sie das, Mister!"

"Ich werde Ihnen das Geld für den Doc natürlich geben", sagte ich.

Aber O'Brien winkte ab.

"Ich habe es mir bereits aus Ihren Sachen herausgesucht!" Im ersten Moment war ich überrascht. Aber dann nickte ich. Es war in Ordnung so. Die beiden hatten mir das Leben gerettet.

Ich tat die Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Ich stand sogar für zwei Sekunden auf meinen Füßen, dann drehte sich alles. Schwer fiel ich auf den ungehobelten Bretterboden.

Revolverhelden am Rio Bravo: Super Western Sammelband 6 Romane

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