Читать книгу Revolverhelden am Rio Bravo: Super Western Sammelband 6 Romane - W. K. Giesa - Страница 41
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ОглавлениеIch stand wieder auf zwei Beinen. Irgendeiner von den Kerlen hatte mir meine paar Habseligkeiten vor die Füße geworfen und ich machte mich nun daran, die Sachen am Sattel zu befestigen.
Dann schwang ich mich hinauf ließ den Blick umherschweifen.
"Joe!", hörte ich eine mir wohlvertraute, helle Stimme. Sie gehörte niemand anderem, als Liz, der es irgendwie gelungen war, aus dem Ranchhaus herauszukommen, wo man sie offensichtlich festgehalten hatte...
Mit aufgelösten Haaren und zerzaustem Kleid war sie hinausgerannt.
Auf ihrem rechten Auge lag ein merkwürdiger Schatten und ihre Lippen waren aufgesprungen.
Für mich bestand kaum ein Zweifel: Sie war geschlagen worden!
"Joe!" Ihre Stimme klang verzweifelt und es schnürte mir schier die Kehle zu.
Einer von O'Briens Leuten kam hinterhergerannt, dem Anschein nach ihr Bewacher.
"Sie sollte im Haus bleiben!", wurde dieser von O'Brien unwirsch angeschrien. "Hatte ich mich nicht klar genug ausgedrückt?"
"Doch, Boss, aber..."
"Geh wieder rein, Liz!"
O'Briens Tonfall war befehlsgewohnt und duldete keinerlei Widerspruch.
Irgendwo schwang ganz leise eine eisige Drohung in seinen Worten mit, die der armen Liz nicht entging.
Ich sah sie schlucken.
Einen Augenblick lang waren alle abgelenkt. Die Augen der Männer waren für diesen einen Moment nicht auf mich konzentriert und das beschloss ich auszunutzen.
Es war riskant, aber verdammt nochmal, soviel war mir die Sache wert!
Ich trieb dem Gaul, auf dem ich saß, also die Hacken in die Seiten und ließ ihn blitzartig nach vorne schnellen. Es dauerte nur Sekunden, da erreichte ich Liz. Aber ich stoppte nicht, denn ich wusste genau, dass das das Ende von allem gewesen wäre.
In vollem Tempo preschte ich daher, beugte mich zur Seite und fing sie mit dem Arm ein.
Ich erwischte sie günstig um die Taille und sie stieß einen kurzen, spitzen Laut aus, der ihre Überraschung deutlich werden ließ.
Aber dann begriff sie, was ich vorhatte.
Und während wir uns bereits in vollem Galopp auf der Flucht befanden, zog ich sie zu mir in den Sattel.
Ein Bleihagel flog uns um die Ohren und es vergingen für uns beide schreckliche Momente der Angst.
Es ging jetzt um alles oder nichts.
Dann verschluckte uns die Dunkelheit, während sich weit in unserem Rücken hektische Aktivität zu entfalten begann. Stimmen redeten wild durcheinander, Pferde wieherten und wurden vermutlich aus den Stallungen gerissen.
"Oh, Joe!", hörte ich Liz dicht bei mir.
"Ich hoffe, wir haben keinen Fehler gemacht!", meinte ich.
"Nein, Joe! Es ist bestimmt kein Fehler! Ich habe es mir so gewünscht... Wir wollten doch ohnehin fliehen!"
"Ja, aber wenn wir den Zeitpunkt hätten bestimmen können, wäre unser Vorsprung etwas größer..."
"Ich bereue nichts!", sagte sie dann fest. "Ganz gleich, was jetzt noch geschehen wird!"
Ich deutete auf ihr geschwollenes Auge.
"Wer war das? O'Brien?"
"Ja. Er war schrecklich wütend..."
Ich spürte ihren warmen Atem und dachte, dass eigentlich alles sehr schön sein könnte. Wäre da nicht diese blutgierige Meute in unserem Rücken gewesen...
Wir hatten alles gewagt, alles mit einem Schlag aufs Spiel gesetzt. Und wir würden einiges an Glück brauchen, um nicht alles zu verlieren.
Wenn wir erwischt wurden, würde es uns beide teuer zu stehen kommen...