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|81|Fälliger Stilwechsel Gedanken zum philosophischen Leitparadigma einer zeitsensiblen Theologie Klaus Müller, Münster Zeit-Zeichen I

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Die christliche Theologie steht seit Längerem mehrfach unter Druck. Nach der letzten Jahrtausendwende geschah dies namentlich durch den New Atheism, über dessen publizistische Schlachtschiffe von Richard Dawkins und Daniel C. Dennett bis Christopher Hitchens und Michael Schmidt-Salomon man nicht allzu viele Worte verlieren muss.1 Ungleich herausfordernder nimmt sich eine Stimme wie diejenige von Kurt Flasch aus, der aus seiner profunden Kenntnis der okzidentalen philosophischen und theologischen Tradition in hohem Alter zur Überzeugung gelangt, aus intellektuellen Gründen kein Christ (mehr) sein zu können.2 Diese Attitüde ist freilich nicht neu. Sie findet sich schon in der Frühzeit des Christentums seitens so intellektueller Größen wie Kelsos, Porphyrios und Kaiser Julian (Apostata), deren vor allem philosophisch begründete Christentumskritik sich neben einer historisch-philologischen Widerlegung von Bibelstellen namentlich gegen den Glaubensbegriff, die Auffassung von Wundern und die moralischen Überzeugungen christlicher Herkunft richtete, ihrerseits aber durchaus mit einer philosophischen, bei einigen Autoren auch ins Spekulative, gar Irrationale ausfransenden Theologie einhergehen konnte.3 Dass solche Motive gegenwärtig wieder eine Konjunktur erleben, ist weit aufregender als die eher hausbackene Polemik der Neuen Atheisten.

Was steckt dahinter? Nichts Geringeres als fundamentale Zweifel an der Vernunftgemäßheit dessen, wie in den Christentümern von Gott geredet und gedacht und was aus diesem Gottesgedanken hergeleitet wird. Im akademischen Kontext, in dem die Theologien bislang durchaus wohl gelitten sind – wenn auch zuweilen unter der Signatur des Prekären –, wird diese Krise dadurch kaschiert, dass der gesamte normative Geltungsbestand religiöser Tradition historisiert wird – dass dabei die Trennlinie zur |82|Religionswissenschaft verschwimmt, wenn nicht verschwindet, scheint die Verfechter dieser Strategie einer Selbstbehauptung der Theologie kaum zu stören.

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