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Zeit-Zeichen III

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Diese Krise ist deswegen so tragisch, weil zumal die katholische Theologie – gemessen an ihrem Langzeitgedächtnis – erst vor ganz Kurzem eine radikale Transformation gegen ihre „Ungleichzeitigkeit“ mit dem epochalen Bewusstsein und den Zeichen der Zeit wagte, die sie an den Rändern zerriss und die bis heute nicht flächendeckend selbstverständlich geworden ist. Nach der Epoche der neuscholastischen Formel- und Manualtheologie, über deren Bindekraft und jahrzehntelange selbstverständliche Dominanz man heute nur noch sprachlos staunen kann, hat sich nach langen und subkutanen Vorläufen das sogenannte heilsgeschichtliche Denken Bahn gebrochen. Das war der Versuch, in einer ungleich bibelnäheren Sprache als vorher die Gottesbotschaft des Alten und Neuen Bundes so zu verkünden, dass die Adressaten unmittelbar merken konnten, dass und wie das Verkündete mit ihnen selbst zu tun hat. Das waren die Zeiten des sogenannten biblischen und hermeneutischen Frühlings. Aber ist dem ein Sommer gefolgt? So wie es aussieht, nicht. Tonnen und Abertonnen theologischer Literatur verschrieben sich nachfolgend dem Schema „Altes Testament – Neues Testament – Kirchenväter – Mittelalter (schon eingeschränkt) – ganz selektiv ein paar moderne Referenzen – und dann wenige Seiten systematischer Reflexion“. Als die mangelnde Verständigungskraft und einfach die Langeweile dieser Schematik unübersehbar wurde, brach die Zeit der Fremdprophetien an: Am liebsten berief man sich auf Gewährsleute, die spröde und unzugänglich genug waren, um aus ihnen umso mehr hermeneutisch-theologische Funken zu schlagen – daher die (ausgerechnet katholisch) so devote Hingabe an Autoren wie Foucault, Derrida, Levinas und (den ausgemachten Scharlatan) Lacan. Hat das geholfen, |83|christliche Tradition und Theologie glaubwürdiger, intellektuell verantworteter zu machen? Im Gegenteil: Der Autoritarismus und die Heteronomie, die ein Gutteil der Theologie gerne dem kirchlichen Lehramt unterstellt, ist unter dem Einfluss dieser sogenannten postmodernen Denkformen zu ihrem eigenen Ingredienz geworden.

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