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Am nächsten Morgen klingelte mich mein Handy aus dem Schlaf. Es war wirklich verdammt früh. Ich blinzelte. Es klingelte noch ein paarmal ehe ich wach genug war, um das Gespräch entgegen zu nehmen. Ich hatte noch nichtmal erkennen können, ob auf dem Display eine bekannte Verbindung angezeigt wurde.

„Hier Kriminalinspektor Harry Kubinke.”

„Schön, dass Sie schon wach sind, Harry”, begrüßte mich Förnheim. „Ich hatte schon befürchtet, dass Sie noch schlafen, da es ja gestern etwas spät geworden ist.”

„Nein, ich habe aufmerksame Kollegen, die darauf achten, dass ich nicht zu lange schlafe”, murmelte ich. „Was gibt es denn so früh schon?”

„Ich befinde mich hier in den Labors des Erkennungsdienstes der Frankfurter Polizei. Wir haben in mühevoller Kleinarbeit ein paar Schuhabdrücke verglichen. Abdrücke, die sowohl beim Tor von Gunnar Bellenborns Anwesen sichergestellt wurden, als auch in dem Transporter auf dem wilden Schrottplatz. Der Kerl ist nämlich durch das Blut gelaufen, was auch nahezu unvermeidlich war. Ich will jetzt nicht auf die Einzelheiten eingehen und auch nicht weiter darüber sprechen, welche Verfahren nötig waren, um...”

„Um diese Zeit habe ich dafür noch kein Ohr. Was ist die Quintessenz?”

„Wir haben einen Täter, der zwar leider eine Allerwelts-Schuhgröße trägt und außerdem noch ein ziemlich gängiges, sehr weit verbreitetes Fabrikat bevorzugt, aber es gibt eine Besonderheit.”

„Und die wäre?”

„Die Sohle des rechten Schuhs war durchgebrochen.”

„Kommt schonmal vor. Muss ein ausgelatschtes Paar gewesen sein.”

„Ganz genau. Der Riss in der Sohle ist sehr charakteristisch. Fast wie ein Fingerabdruck. Und die Chancen stehen gut, dass der Täter zwar seine Kleidung nach diesem Blutbad komplett wechseln wird, nicht aber die Schuhe. Die wird er behalten.”

„Wieso sind Sie da so sicher?”

„Erfahrungswerte. Wer einen derart ramponierten Turnschuh trägt, der hängt aus irgendeinem Grund dran. Bequemlichkeit ist natürlich ein Aspekt. So ein Treter drückt nicht und wird als etwas empfunden, was gewissermaßen mit dem Fuß verwachsen ist. Manchmal spielen auch Aberglaube oder sentimentale Gründe eine Rolle.”

„Auf jeden Fall vielen Dank für diesen Hinweis”, sagte ich.

„Wenn Sie einen Verdächtigen haben, der Turnschuhe trägt, sollten Sie die auf jeden Fall genau unter die Lupe nehmen. Im Zweifelsfall sind das dann wichtige Beweisstücke, die möglicherweise sogar den Täter überführen können.”

Ich hörte mir noch ein paar Augenblicke lang Förnheims weitere Ausführungen zu diesem Thema an. Lin-Tai Gansenbrink hatte offenbar mal eine Untersuchung zu dem Thema durchgeführt, aus welchen Gründen statistisch gesehen Menschen alte Turnschuhe behielten und sie selbst dann noch trugen, wenn sie bereits deutliche Spuren der Abnutzung trugen.

Mich interessierte das ehrlich gesagt nur am Rande.

„Wir werden ein Auge auf die Schuhe haben, wenn wir jemanden ins Visier nehmen”, sagte ich.

„Außerdem ist er Linkshänder.”

„Woher wissen Sie das denn?”

„Durch die Analyse von Anhaftungen an dem Eisengitter am Tor der Bellenborns. Waren Sie schon dort?”

„Wann hätte ich das tun sollen?”

„Stimmt, das vergaß ich. Also es gibt an diesem Gitter so blumenartige Strukturen. An denen sind aber ein paar Spitzen und daran ist Material seiner Turnschuhsohlen haften geblieben. Wir haben auf diese Weise die sicher lokalisierbaren Spuren von zwei Tritten. Von der Höhe ist einer davon höchst wahrscheinlich der erste Tritt gewesen und auf Grund der Position des zweiten Tritts wissen wir, dass der erste mit dem linken Fuß erfolgte. Nur ein Linkshänder nimmt den ersten Fuß zuerst, wenn er an so einem Tor hochsteigt.”

Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung

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