Читать книгу Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung - A. F. Morland - Страница 37
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Wir ließen uns wenig später in der Überwachungszentrale des privaten Sicherheitsdienstes erklären, welche Bereiche des Hauses mit Kameras überwacht wurden.
Unser Gesprächspartner war Herwig Kemmerich. Er war der Chef der Einsatzkräfte, die für dieses Gebäude eingeteilt waren. Dieselbe Firma sorgte noch in zwei Dutzend weiteren Großgebäuden für die Sicherheit. Der Versicherungskomplex war da eher eins der kleineren Objekte.
„Wir versuchen unsre Leute überwiegend am selben Standort zu beschäftigen”, sagte Kemmerich. „Zumindest soweit das möglich ist. Dann kennen die sich mit den örtlichen Verhältnissen besser aus. Natürlich müssen personelle Engpässe auch durch Mitarbeiter von anderen Standorten ausgeglichen werden.”
Ich ließ den Blick über die Flachbildschirme schweifen, die hier zu Dutzenden aufgestellt waren. Die Überwachungszentrale befand sich im dritten Stock. Kemmerich hatte uns erklärt, dass sie durchgängig besetzt war.
„Die Anzahl der Mitarbeiter scheint mir kaum auszureichen, um die Kameras wirklich im Auge zu behalten”, meinte ich.
„Eine komplette Kontrolle ist nicht möglich, Herr Kubinke”, sagte Kemmerich. „Ich nehme an, das gilt sogar für das BKA.”
„Das stimmt natürlich.”
„Wir tun, was wir können. Zusätzlich gibt es Mitarbeiter, die im Haus patrouillieren und ständig mit der Zentrale in Kontakt stehen und gegebenenfalls reagieren können, wenn es irgendwo einen Vorfall gibt.” Kemmerich atmete tief durch. „Hier sind Büros einer Versicherungsgesellschaft untergebracht. Wir sind aber kein Hochsicherheitsknast.”
„Welche Bereiche werden überwacht?”, fragte ich.
„Die Eingangshalle und die Flure. Außerdem die Bereiche vor den Aufzügen und der Bereich unmittelbar vor dem Haupteingang.”
„Wenn ich unbemerkt und ungefilmt auf das Dach gelangen will, wie schaffe ich das?”
„Gar nicht”, sagte Kemmerich.
Ich hob die Augenbrauen.
“Echt?”
“Echt.”
„Das heißt, der Killer auf dem Dach und der Mörder Ihres Hausmeisters müsste irgendwo auf den Aufnahmen zu sehen sein.”
„Ja.”
„Wird das Treppenhaus auch überwacht?”
„Natürlich nicht, das benutzt doch niemand, der bei Trost ist.”
„Also wäre es möglich, über das Treppenhaus ungefilmt zum Dach zu gelangen”, stellte ich fest.
„Nein. Der Betreffende müsste erst durch die Eingangshalle. Anders kommt er nicht ins Haus.”
„Wenigstens schränkt das die Suche schonmal ein”, meinte Rudi. „Außerdem haben wir einen ziemlich engen zeitlichen Rahmen. Eigentlich müsste es also möglich sein, den Kerl zu finden.”
Kemmerich atmete tief durch. „Dann mal an die Arbeit!”
Als wir dann wenig später den Erfassungsbereich der in Frage kommenden Kamera auf dem Bildschirm sahen, erlebten wir eine üble Überraschung.
„Wo ist der Eingang zum Treppenhaus?”, fragte ich Kemmerich.
„Tja, der eigentliche Eingang wird offenbar nicht erfasst, wie ich jetzt auch sehe”, stellte Kemmerich fest. „Aber um dorthin zu gelangen, muss man hier her laufen. Einen anderen Weg gibt es nicht.”
„Sehen wir uns die Aufzeichnungen dieser Kamera an”, schlug die Kollegin Dietmund vor. „Am besten wir beginnen eine Stunde vor dem Attentat und machen einen Durchlauf mit achtfacher Geschwindigkeit. Sonst sitzen wir hier ewig.”
„Okay”, sagte Kemmerich.
„Von jeder Person, die sich in Richtung Treppenhaus begeben hat, brauchen wir eine Großaufnahme, die scharf genug ist, um sie mit einer Gesichtserkennungssoftware zu bearbeiten”, fügte Rudi hinzu.
Ich telefonierte zwischenzeitlich mit Frau Gansenbrink.
Es dauerte eine Weile, bis wir überhaupt jemanden zu sehen bekamen. Die meiste Zeit war nur ein ziemlich beleibter Security Guard im Bild. Rudi erkundigte sich nach dessen Namen. Seine Schicht war jetzt zu Ende. Kemmerich sorgte daher dafür, dass er von zu Hause beordert wurde, damit wir ihn befragen konnten.
„Das ist Hubert Peltz, einer unserer zuverlässigsten Leute”, sagte Kemmerich. „Der steht meistens dort, an dieser Position. Er sagt immer, dass man von dort aus die Eingangshalle gut im Blick hat.”
Ein älterer Herr entschwand schließlich nach einem längeren Gespräch mit Hubert Peltz Richtung Treppenhaus. Aber Peltz winkte ihn zurück. Offenbar hatte der Mann irgendeine Auskunft missverstanden und ging anschließend in eine andere Richtung.
Und dann tauchte ein drahtiger Mann mit dunklen Haaren auf. Er ging zielstrebig in Richtung des Eingangs zum Treppenhaus. Peltz sprach ihn an.
Der Dunkelhaarige trug eine Sporttasche über der Schulter.
Und ziemlich ausgelatscht wirkende Turnschuhe.
Die Unterhaltung zog sich etwas in die Länge.
„Jetzt müsste man Lippenlesen können”, meinte Greta Dietmund.
„Ich bin überzeugt, dass Hubert Peltz Ihnen gleich sagen können wird, was er mit dem Mann zu besprechen hatte.”
Der Dunkelhaarige lächelte aus irgendeinem Grund verlegen, als Hubert Peltz ihn mit ausholenden Gesten ansprach. Allerdings lächelte nur eine Hälfte seines Gesichts. Die andere blieb starr. Er griff sich mit einer instinktiven Geste an den Bauch. Dabei schob er etwas das T-Shirt hoch, dass er unter dem offenen Blouson trug. Um den Bauchnabel herum war irgendetwas, was nicht auf den ersten Blick zu erkennen war. Eine Narbe, ein Tattoo, eine Hautveränderung. Vielleicht auch nur Schatten. Aber es fesselte für den Bruchteil eines Augenblicks meine Aufmerksamkeit und im nächsten Moment war davon auch schon nichts mehr zu sehen.
Dann wurde Hubert Peltz von etwas abgelenkt, was nicht im Blickfeld der Kamera lag. Peltz verschwand aus dem Erfassungsbereich. Der Dunkelhaarige sah ihm kurz nach und ging dann geradewegs in Richtung des Treppenhauses.
„Das könnte er sein”, meinte Rudi.