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„Können Sie den hier kleben?”, fragte der dunkelhaarige Mann, nachdem er den kleinen Laden betreten hatte. Er griff an seinen Fuß, streifte einen Turnschuh ab und legte ihn auf den Tresen.

Der Mann dahinter war fast zwei Köpfe größer, als sein Gegenüber. Ein richtiger Bär und dunklem Vollbart und Armen, die muskulöser waren, als bei anderen die Oberschenkel.

„Die Sohle ist durchgebrochen. Das ist schwierig.”

„Nein, es geht nicht um die Sohle. Die ist kein Problem. Aber vorne löst sich jetzt auch etwas.”

„Wie wär’s mit wegschmeißen und neu kaufen?”

„Sie sind sehr bequem.”

„Die fallen Ihnen bald in Einzelteilen von den Füßen, mein Herr!”

„Sie haben mir Glück gebracht”, meinte der Dunkelhaarige. Sein Lächeln war schief und erfasste nur eine Hälfte seines Gesichts. „Bin abergläubisch”, sagte er.

„Ich kann’s mal mit Heißkleber versuchen. Wollen Sie warten oder haben Sie noch ein anderes Paar, das Sie in der Zwischenzeit anziehen können?”

„Ich warte”, sagte der Dunkelhaarige.

„Aber ich kann nicht dafür garantieren, dass nicht in Kürze wieder alles auseinanderfällt.”

„Ist schon klar.”

„Okay...”

Er griff sich unwillkürlich an den Bauch. Die Narben taten weh. Offenbar änderte sich das Wetter. Er kannte das nun schon seit so vielen Jahren. Seit damals...

Für Augenblicke flackerten Bilder vor seinem inneren Auge auf. Bilder aus der Vergangenheit, die seit jener Nacht immer wieder in seine Gedanken und Albträume zurückkehrten. Manchmal, wenn er schlief und dann schweißgebadet aufwachte. Manchmal auch mitten am Tag. Ohne Vorwarnung, mitten in einem Gespräch oder ausgelöst durch irgendein Geräusch, einen Geruch, den Klang bestimmter Wörter oder eine Farbe.

Dunkelrot zum Beispiel. Die Farbe, die das T-Shirt des bärenhaften Kerls hatte. Eine Farbe, die ihn immer an Blut erinnerte. Blut, das durch Kleidung hindurchsuppte. Er erinnerte sich, wie er sich durch eine dunkle Straße schleppte. Wie er die Hände an den Bauch presste, um die Blutungen aufzuhalten. Aber er hatte gewusst, dass das vergeblich war. Blutrot rann ihm sein Leben zwischen den Fingern hindurch, während er taumelnd vorwärts irrte.

Nur ein einziger Gedanke hatte ihn in jenem Augenblick beherrscht.

Überleben.

Aber dann war die Dunkelheit gekommen und hatte ihn wie ein finsteres Leichentuch zugedeckt. Er hatte nicht damit gerechnet, noch einmal zu erwachen. Das erste, was der dann sah, als er in der Klinik die Augen wieder aufschlug, waren seine Turnschuhe. Alles andere war so von Blut durchtränkt gewesen, dass es nicht mehr zu benutzen war.

Nur die Turnschuhe.

Sie hatten ihm anscheinend Glück gebracht. So unverschämt viel Glück, dass es kaum zu glauben war.

Die eine Sache, mit der er nicht gerechnet hatte, war, noch einmal zu erwachen. Die andere war, dass wenig später ein paar Polizisten an seinem Krankenbett auftauchten. In dem Augenblick hatte der gewusst, dass er seine Portion Glück wohl in jener blutigen Nacht restlos aufgebraucht hatte.

„Es liegt ein Haftbefehl gegen Sie vor. Daher werden Sie, sobald es Ihr Zustand zulässt in die nächstgelegene Gefängnisklinik verlegt. Haben Sie das verstanden?”

Er schloss die Augen. Das hatte er damals in der Klinik getan und jetzt, in der Gegenwart tat er das auch. Es gibt noch einiges zu tun, dachte er. Und ich wette, du weißt jetzt, dass du nicht noch einmal davonkommen wirst, Gunnar Bellenborn... Du wirst nicht nur ins Gras beißen. Vorher wird man auch sehen, dass du nicht der Saubermann bist, für den dich alle halten!

„Eine Viertelstunde”, sagte der bärenhafte Typ. „In einer Viertelstunde können Sie Ihre Treter wieder anziehen. Bis zum nächsten Schuhgeschäft werden Sie es damit dann auch schaffen. Für alles weitere kann nicht garantieren.”

Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung

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