Читать книгу Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung - A. F. Morland - Страница 41
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Rudi und ich fuhren zusammen mit Kommissarin Dietmund in die Weißbacher Straße.
„Hauptkommissar Ronald Thorensträter und Polizeipräsident Bellenborn kennen sich übrigens gut”, erklärte Greta Dietmund während der Fahrt, nachdem sie über ihr Smartphone kurz in ihren Cloudspeicher gegangen war und etwas überprüft hatte. „Ich wusste gleich, dass der Name mir bekannt vorkommt. Und zwar nicht nur daher, weil man als Kollegin natürlich immer ganz gut auf dem Laufenden darüber ist, wer in der Stadt gerade welche Dienststelle leitet.”
„Sondern?”, fragte ich.
„Die beiden waren früher in derselben Sonderabteilung gegen das organisierte Verbrechen. Später haben sich die Karrieren dann getrennt. Bellenborn ist ganz nach oben gelangt, während Thorensträter es nicht ganz so weit geschafft hat und in seinem dienstlichen Leben über den Rang eines Hauptkommissars wahrscheinlich auch nicht mehr hinausgelangen wird.”
„Sie kennen sich gut aus, was Bellenborns Karriere angeht”, sagte ich.
„Was glauben Sie, wie lange Dirk und ich über den Namenslisten gesessen haben, um daraus vielleicht ein Bild davon zu bekommen, wer da mit wem vielleicht ein Netzwerk bildet.”
„Und welche Rolle hat Hauptkommissar Thorensträter Ihrer Meinung nach in dem ganzen Ermittlungskomplex gespielt?”, wollte Rudi wissen.
„Er schien eher eine Nebenfigur zu sein. Eher Zeuge als Täter. Aber das ist immer schwer zu sagen. Auf jeden Fall hat er mit Gunnar Bellenborn eng zusammengearbeitet, als beide in der Abteilung gegen das organisierte Verbrechen waren. Und in der entscheidenden Phase waren sie sogar Dienstpartner.”
„Was meinen Sie mit entscheidender Phase?”, fragte ich.
„Das war die Phase, in der die Gerüchte um eine Todesschwadron aufkamen.”
„Vorwürfe, die aber nie bewiesen werden konnten.”
„Richtig. Aber es gab in dieser Zeit ein paar bis heute nicht aufgeklärte Fälle, in denen Gangster regelrecht hingerichtet wurden.”
„Nennen Sie mal ein Beispiel.”
„Der aufsehenerregendste war einer Rockergang namens Shisha Clika. Da sind zwei Dutzend jugendliche Gang-Mitglieder mehr oder weniger mit einer MPi niedergemäht worden, nachdem man sie offenbar zu einem fingierten Drogendeal lockte.”
„Könnte da draußen vielleicht jemand herumlaufen, der sich für den Mord an dieser ‘Shisha Clika’ rächen will?”, fragte ich laut.
„Wenn bewiesen werden könnte, dass Gunnar Bellenborn etwas damit zu tun hatte, ja”, meinte Greta Dietmund. „Leider haben Dirk und ich das nie geschafft. Weder in diesem, noch in anderen Fällen.”
„Und wie passt Günter Pressburger da hinein?”, fragte ich. „Immerhin war es sein Kopf, der zuerst rollte.”
„Könnte nicht Pressburger damals die Mitglieder der Shisha Clika umgebracht haben?”, vermutete Rudi. „Er ist schließlich ein Killer. Und in so fern würde sich die Theorie, dass das eine Schießerei unter Gangstern war, sogar noch bewahrheiten.”
„Und in wessen Auftrag hätte Pressburger dann gehandelt?”
„Tja, Harry... Ich glaube jetzt landen wir endgültig im Reich der Spekulationen, denkst du nicht auch?”
„Tatsache ist, dass Mitglieder von Gangs wie der Shisha Clika extrem enge Gemeinschaften bilden, die sich durch alle möglichen Rituale, Mutproben, gemeinsame Tattoos und so weiter abgrenzen. Und man steht füreinander ein, gleichgültig, was es kostet.”
„Sie meinen, extreme Rachsucht passt zu denen”, meinte Kommissarin Dietmund. „Als jemand, der hier in Frankfurt immer wieder mit diesen Gangs zu tun hatte, kann ich das nur bestätigen.”
Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Dann meldete sich schließlich Rudi zu Wort. „Wenn dieser Rächer wirklich aus dieser Shisha Clika stammt oder mit ihr zumindest so eng genug verbunden war, um die getöteten Mitglieder rächen zu wollen, dann verstehe ich nicht, warum er damit jahrelang gewartet hat.”
Ich zuckte mit den Schultern. „Im Fall von Günter Pressburger wäre das leicht erklärbar. Der hat im Verborgenen gelebt. Und es dürfte gar nicht so leicht gewesen sein, den aufzuspüren.”
„Uns ist das schließlich nicht gelungen”, musste Greta Dietmund zugeben.
„Und Bellenborn?”, fragte Rudi.
„Wir wissen noch gar nicht, welche Rolle er in diesem Spiel hat”, sagte ich.
„Ach komm schon, Harry. Es bleibt doch nur noch eine Rolle übrig: Er und seine Todesschwadron hat sich eines Profi-Killers bedient, um solche Leute wie die Gangmitglieder der Shisha Clika aus dem Weg zu schaffen. Und deswegen kann man ihnen auch nichts beweisen. Sie waren ja nicht dabei.”
„Arme Polizisten, die sich einen Profi-Killer leisten?”
„Das kann uns jetzt ja vielleicht Hauptkommissar Thorensträter erklären, wie das geht”, meinte Rudi.
„Man kann einen Profi-Killer auch anders als durch Geld bezahlen”, meinte Kommissar Dietmund.
„Wie meinen Sie das?”, fragte Rudi.
Sie hob die Augenbrauen. „Dadurch, dass man ihn gewähren lässt. Er kann seine Jobs durchführen, ohne dass er mit allzu viel Ermittlungseifer der Polizei rechnen muss. Dafür muss er den einen oder anderen Gefallen erweisen.”
„Haben Sie irgendwelche Anhaltspunkte dafür, dass es in diesem Fall so sein könnte?”, fragte ich.
„Dirk und ich hatten bei unseren Ermittlungen gegen das Polizeipräsidium wiederholt den Eindruck, dass die Dinge dort genau so gehandhabt wurden. In diesem speziellen Fall ist das natürlich nur Theorie. Aber es würde Sinn ergeben.”