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Wir gingen zusammen mit Kommissar Dietmund auf das Dach. Ich fragte Talabani, ob er mitkommen wollte. Schließlich war er ein wichtiger Zeuge und seine Aussage konnte uns vielleicht bei einigen Details weiterhelfen. Zumindest hoffte ich das.

Vom obersten Stockwerk aus gab es einen Aufstieg zum Dach. Der war relativ leicht zu erreichen. Und da in dem Bürogebäude ein reger Publikumsverkehr herrschte, fiel es vermutlich auch niemandem weiter auf, wenn sich jemand dorthin begab. Ich bemerkte zwar das Verbotsschild, das dort angebracht war, aber das hatte der Täter wohl einfach missachtet.

Oben auf dem Dach hatte man einen hervorragenden Ausblick.

Zwei Polizisten standen neben einer Leiche. Ein dritter sah sich bereits um. Ein vierter telefonierte mit der Zentrale.

„Ich möchte, dass der Erkennungsdienst des BKA hier die Untersuchung führt”, bestimmte ich und hielt meinen Ausweis hoch. „Also seien Sie vorsichtig!”

„Hier liegen in paar Patronenhülsen im Kiesbett”, sagte der Polizist, der am Rand des Daches stand. „Ich schätze, der Kerl hat von hier aus gefeuert.”

„Er muss auf dem Weg hier her und wieder zurück jemandem begegnet sein”, meinte Kommissarin Dietmund. Sie sah mich an. „So voll wie die Flure waren...”

„Im Moment sind die Leute, die hier arbeiten wie ein aufgeregter Hühnerhaufen”, meinte dazu einer der Polizisten. „Kein Wunder, wenn sie aus dem Fenster sehen und mitbekommen, wie vor ihren Augen ein Mordanschlag verübt wird. Repräsentativ ist das nicht.”

„Trotzdem muss der Täter jemandem begegnet sein”, erklärte Greta Dietmund. „Und es gibt mit Sicherheit Bereiche, die videoüberwacht werden!”

„Ich schlage vor, wir unterhalten uns gleich mal mit den Leuten im Haus”, meinte Rudi.

Ich sah mir den Toten an.

An seinem grauen Kittel trug er ein Namensschild mit dem Emblem der Versicherungsgesellschaft. Er hieß Reinhold Kozinzky.

„Ich nehme an, dass er irgendwie bemerkt hat, dass jemand Unbefugtes auf dem Dach ist”, meinte Rudi. „Und der Killer hat ihn dann abgeknallt.”

„Jedenfalls hat dieser Täter keinerlei Skrupel, Unbeteiligte zu töten”, stellte ich fest.

Talabani zeigte mit dem Finger auf die Schusswunden. „Sehen Sie was ich vorhin meinte? Jeder dieser Schüsse wäre für sich tödlich gewesen. Zwei Treffer in die Herzgegend, der Mann hatte keine Chance. Und das, obwohl der Schütze wahrscheinlich überrascht wurde und deshalb kaum zielen konnte.”

„Das ist Spekulation”, erinnerte ich Talabani.

„Aber Herr Bellenborn ist noch am Leben. Das ist keine Spekulation. Ich habe gerade eine Nachricht von den Kollegen aus der Klinik bekommen. Es geht ihm gut.”

„Vielleicht haben Sie gar nicht so Unrecht”, murmelte ich.

„Sie sehen doch, er kann töten”, sagte Talabani. „Wenn er will.”

„Ein Sadist”, meinte Rudi. „Er will Bellenborn quälen. Erst mit dem Kopf von Günter Pressburger, dann mit einer Kugel durch die Schulter.”

Ich wandte mich an Talabani. „Sie haben wirklich keine Ahnung, wofür sich da jemand an Bellenborn rächen möchte?”

„Nein”, versicherte Talabani. „Glauben Sie mir, genau über diesen Punkt habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Aber andererseits gibt es doch vermutlich sehr viele Leute, die einen Grund haben, sauer auf Bellenborn zu sein und sich an ihm rächen wollen.”

„Normalerweise versucht jemand mit diesem Motiv nur denjenigen zu treffen, der sich aus seiner Sicht schuldig gemacht hat”, meinte Greta Dietmund. „Dass der Täter so ohne Bedenken Unbeteiligte tötet, deutet auf ein hohes Maß an Verrohung hin.”

„Amokläufer zielen sogar bewusst darauf ab, dass möglichst viele Unbeteiligte sterben”, hielt Rudi ihr entgegen.

„Ich glaube nicht, dass wir es mit einem gewissermaßen in die Länge gezogenen Amoklauf zu tun haben”, gab Greta Dietmund zurück. „Der Täter mag hasserfüllt sein, aber die Gefühle beherrschen ihn nicht so stark, dass er planlos vorgehen würde. Der weiß ganz genau, was er tut.”

Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung

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