Читать книгу Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung - A. F. Morland - Страница 30
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Die Limousine, mit der Gunnar Bellenborn zum Rathaus gebracht wurde, fuhr vor. Tico Talabani und zwei weitere Security Guards saßen in der Limousine.
Außerdem folgte ihr noch ein zweiter Wagen, der ebenfalls mit bewaffneten Angehörigen des privaten Sicherheitsdienstes bemannt war.
Inzwischen hatte sich vor dem Rathaus bereits eine größere Menschenmenge gebildet. Die Kameras waren jetzt auf den Wagen des Polizeipräsidenten gerichtet. Es war Talabani, der Bellenborn die Tür öffnete. „Es ist alles in Ordnung, aber...”
„Aber was?”, knurrte Bellenborn, der sich seit seinem Gespräch mit uns noch immer nicht wirklich beruhigt hatte.
„Wir hätten den Hintereingang nehmen sollen, Herr Bellenborn”, fand Talabani.
„Sollen die Leute vielleicht den Eindruck haben, dass der Polizeipräsident dieser Stadt sich feige verkriecht?”, dröhnte Bellenborn. „Das Gegenteil ist der Fall!”
Bellenborn stieg aus, knöpfte sich dann das Jackett zu und richtete seine Krawatte.
In seinem Gesicht erschien ein geschäftsmäßiges Lächeln. Bellenborn hatte in all den Jahren, in denen er nun schon an der Spitze der Frankfurter Polizei stand, einen sechsten Sinn dafür entwickelt, immer genau dorthin zu sehen, wo sich die Kameras befanden.
Es dauerte nur wenige Augenblicke und er war von Reportern umringt. Mikros wurden ihm entgegen gehalten.
Dutzende von Stimmen riefen durcheinander. Ein Tumult kündigte sich an. Die privaten Personenschützer schirmten Bellenborn ab. Polizisten versuchten, die Situation unter Kontrolle zu halten.
Bellenborn blieb vollkommen ruhig. Er schien die Aufmerksamkeit sogar zu genießen, die ihm jetzt zuteil wurde.
„Kommen Sie, Herr Bellenborn”, drängte Talabani, der sich an seiner Seite aufhielt, während seine körperlich etwas kräftiger ausgestatteten Kollegen dafür sorgten, dass etwas Platz entstand. Aber Gunnar Bellenborn blieb stehen, anstatt auf seine Sicherheitsleute zu hören. Der Polizeipräsident hob die Hände. „Wir können vielleicht zusammen singen, aber wenn alle durcheinander reden, wird niemand von Ihnen auch nur ein verständliches Statement bekommen”, sagte er mit durchdringender Stimme. Es wurde sofort ruhiger. Die Aussicht, unter den gegebenen Umständen eine Frage unterzubringen, war für die anwesenden Reporter ohnehin gleich Null. Die meisten von ihnen schienen einzusehen, dass ihre Chance auf einen sendefähigen O-Ton wahrscheinlich am größten war, wenn sie einfach abwarteten.
Gunnar machte eine bedeutungsvolle Pause und ließ den Blick schweifen.
„Ich war und bin immer ein Fels in der Brandung, wenn es um den Kampf gegen das organisierte Verbrechen geht, diese Krake, die sich langsam in das Leben von so vielen Bürgern unserer Stadt hineingefressen hat. Ich werde in dieser Hinsicht auch weiterhin eine Null-Toleranz-Politik verfolgen. Dem Verbrechen darf nicht der kleinste Quadratzentimeter Raum gegeben werden. Kriminelle Organisationen gehören kompromisslos bekämpft. Dafür setze ich weiterhin meine gesamte Kraft und wenn es notwendig ist, sogar mein Leben ein.”
„Herr Bellenborn, sehen Sie in der Tatsache, dass der Kopf an Ihrem Tor gefunden wurde, eine Drohung der Clans oder anderer krimineller Banden?”, drang jetzt die etwas schrill klingende Stimme einer Reporterin zu ihm durch.
„Ich will mal so sagen: Jemand wie ich ist prädestiniert dafür, dass er sich in gewissen Kreisen nicht unbedingt Freunde macht.”
„Es soll, angeblich neue Erkenntnisse über die Identität des Geköpften geben”, war jetzt eine heisere Männerstimme zu hören.
„Ich denke, Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich hier und jetzt dazu keine Aussagen machen kann und will. Erstens gibt es für diese Zurückhaltung fahndungstaktische Gründe und zweitens will ich auch meiner Befragung durch den Stadtrat nicht vorgreifen.”
In diesem Moment ging ein Ruck durch Gunnar Bellenborns Körper. Eine Kugel schlug durch seine Anzugjacke in die Schulter und trat am Rücken wieder aus und prallte auf das Pflaster. Von dort wurde sie als unberechenbarer Querschläger weitergeschickt. Ein durchdringender Schrei war zu hören, als sie einen Sekundenbruchteil später in den Hals einer Kamera-Frau fuhr.
Gunnar Bellenborn taumelte. Eine zweite Kugel streifte ihn. Talabani und die anderen Personenschützer rissen ihre Waffen heraus. Einer der Wachleute wurde ebenfalls getroffen, aber er trug unter seiner Kleidung eine Kevlar-Weste, die das Projektil aufhing.
Panik entstand jetzt in der Menge, die sich um Gunnar Bellenborn herum gebildet hatte. Die Menschen stoben planlos auseinander. Eine Kamera landete hart auf dem Pflaster.
Talabani hatte sich über den am Boden liegenden Bellenborn gebeugt.
„Ein Arzt! Verdammt nochmal, wir brauchen einen Arzt!”
Die am Hals getroffene Kamerafrau versuchte, die Blutung mit den Händen zu stoppen. Sie taumelte im Gedränge zu Boden. Schnell hatte sich um sie herum eine Blutlache gebildet.
„Der Scheißkerl muss da oben auf dem Dach sein!”, rief einer der ziemlich desorientiert wirkenden Polizisten. Ein anderer hatte sein Smartphone am Ohr, um Verstärkung und den Rettungsdienst zu rufen.