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Als Rudi und ich beim Rathaus eintrafen, war dort der Teufel los. Das ganze Gebiet war von Kollegen abgeriegelt worden. Es war unmöglich, mit einem Fahrzeug bis zum Rathaus zu gelangen. Außerdem hatten sich rund um das betroffene Gebiet bereits lange Staus gebildet.

Wir hatten den Dienstwagen in einer Seitenstraße abgestellt und gingen den Rest des Weges zu Fuß. Kommissarin Greta Dietmund begleitete uns.

An weiteren Kontrollpunkten mussten wir unsere Ausweise vorzeigen. Aber die jeweiligen Kollegen hatte nicht den geringsten Überblick über die Situation. Einer erzählte uns, es hätte mehrere Tote gegeben, darunter auch Bellenborn. Ein anderer glaubte zu wissen, dass der mutmaßliche Schütze noch auf dem Dach eines Versicherungsgebäudes ganz in der Nähe sei und sich dort verschanzt hätte.

„Mir scheint, da liegt in der Kommunikation bei diesem Einsatz einiges im Argen”, raunte Rudi mir zu, während wir weitergingen.

Die Situation schien so plötzlich über die Kollegen hereingebrochen zu sein, dass sie darin einfach überfordert gewesen waren. Vor dem Haupteingang des Rathauses trafen wir schließlich auf den Kollegen Bertold Dennerdorf, der den Einsatz leitete.

Wir zeigten ihm unsere Ausweise. Er fasste uns in knappen Sätzen zusammen, was geschehen war. „Die Kamerafrau eines Lokalsenders wurde durch einen Querschläger getroffen und ist verblutet. Der Rettungsdienst kam für sie zu spät. Außerdem gibt noch ein paar andere Verletzte, darunter auch einen der Personenschützer, die Herrn Bellenborn abschirmen sollten.”

„Und Bellenborn selbst?”, hakte ich nach.

Auch Dennerdorf schien mir etwas konfus zu sein.

„Wurde getroffen und befindet sich in der Klinik. Da ich noch nichts Gegenteiliges gehört habe, gehe ich davon aus, dass er noch lebt.” Er atmete tief durch. „Ich bin eben ein geborener Optimist”, meinte er.

„Irgendjemand erzählt, dass der Täter noch in der Nähe sei und sich verschanzt hätte”, meinte Rudi.

„Schön wär’s”, sagte Polizeiobermeister Dennerdorf. Er deutete hinauf zum Dach eines Gebäudes, in dem anscheinend die Büros einer große Versicherungsgesellschaft untergebracht waren. Zumindest sprachen die überlebensgroßen Neonschilder dafür. „Von da oben hat er mutmaßlich geschossen. Und jetzt sind alle verfügbaren Kollegen unterwegs und suchen nach Spuren.”

Ich ließ kurz den Blick schweifen. Der Reporter eines Fernsehsenders stand gerade vor der Kamera und sprach seinen Text ein. Er machte dabei immer wieder Gesten in Richtung des Flachdachs, von dem aus der Täter offenbar geschossen hatte.

Ich sah außerdem die Markierungen auf dem Boden, die anzeigten, wo die unbeteiligte Tote gelegen hatte. Offenbar war sie ebenso wie die Verletzten bereits abtransportiert worden.

Mir fiel Tico Talabani von den privaten Sicherheitsleuten des Polizeipräsidenten auf. Er unterhielt sich mit einer Polizistin.

„Den werde ich mir nochmal vorknöpfen, Rudi”, meinte ich.

„Viel Spaß dabei. Hauptsache, es kommt auch was dabei heraus.”

Während Kommissarin Greta Dietmund und Rudi bei Herrn Dennerdorf blieben, ging ich auf Talabani zu.

Dieser schrak regelrecht zusammen, als er mich bemerkte.

„So schnell sieht man sich wieder”, sagte ich.

„Wollen Sie jetzt wieder meine Schuhe sehen oder zeigen Sie mir zur Abwechslung mal Ihre?”, fragte er provozierend.

„Wenn Sie das für witzig halten, muss ich sagen, dass wir nicht denselben Humor teilen, Herr Talabani.”

„Das tut mir leid.”

„Müssten Sie nicht eigentlich in der Klinik sein?”

„Wieso?”

„Wäre nett, wenn Sie meine Fragen beantworten würden, anstatt mir eine Gegenfrage zu stellen.”

„Es sind genug von den Jungs bei Herrn Bellenborn. Und davon abgesehen geht Sie das auch nichts an.“

„Ach, nein?”

„Mein Auftraggeber ist Herr Gunnar Bellenborn. Und ansonsten bin ich nur der Firma verpflichtet, für die ich arbeite.”

„Hören Sie, Sie sind doch Profi in Ihrem Job. Und Sie haben doch sicher auch Ihre Theorie darüber, was dahinterstecken könnte.”

„Ich werde dafür bezahlt, Herrn Bellenborn so gut es geht zu bewachen, nicht dafür, dass ich mir über alles Mögliche Gedanken mache.”

„Ist das vielleicht der Grund dafür, dass Herr Bellenborn sich lieber nicht von Polizisten bewachen lässt und stattdessen lieber Leute bevorzugt, die sich keine Gedanken machen?”

„Ich habe keine Ahnung, worauf Sie eigentlich hinauswollen.”

„Sie können mir nicht erzählen, dass Sie Ihre Gedanken einfach ausknipsen können, Herr Talabani. Schon gar nicht nach dem, was hier vor dem Rathaus passiert ist.”

„Es war ein Fehler, dass Herr Bellenborn stehen geblieben ist, um noch etwas zu den Reportern zu sagen. Das hätte er sich wirklich schenken können.”

„Wäre das Attentat dann nicht passiert?”

Talabani zuckte mit den Achseln. Er deutete hinauf zum Dach. „Der Täter hatte eine nahezu ideale Schussposition. Kann sein, dass er es trotzdem versucht hätte. Aber Bellenborn hat es ihm sehr leicht gemacht.”

„Wieso?”

„Na, weil ein stehendes Ziel immer sehr viel leichter zu treffen ist, als ein bewegliches.”

„Das ist wahr.”

„Aber Sie haben Recht. Eine Sache geht mir nicht aus dem Kopf. Und deshalb bin ich auch nochmal hier.”

„Und die wäre, Herr Talabani?

„Wenn jemand von da oben schießt und eine Waffe hat, die auch nur einigermaßen dazu geeignet ist, dann müsste er eigentlich treffen. Zumindest dann, wenn sich das Opfer nicht bewegt.”

„Sie kennen sich damit aus?”

„Ich hätte jedenfalls getroffen. Und ich wette, Sie auch. Da braucht man kein Scharfschütze zu sein.”

„Meinen Sie, der Schütze wollte Herr Bellenborn gar nicht töten?”

„Er wollte vermutlich die Kamera-Frau nicht töten, die durch den Querschläger umgekommen ist. Was Bellenborn betrifft weiß ich es nicht. Aber ich stand in seiner Nähe und habe genau gesehen, wo er getroffen wurde.”

„Wo?”

„Der Schuss ging von vorne durch die Schulter. Das ist schmerzhaft. Wahrscheinlich ist das Schulterblatt zertrümmert. Möglich dass Herr Bellenborn den ganzen Arm für sehr lange Zeit nicht mehr richtig gebrauchen kann. Aber tödlich ist das nicht.” Er hob die Schultern. „Ich meine, es könnte doch so eine Art zweite Eskalationsstufe sein. Wer immer da auch hinter stecken mag: Zuerst bekommt Bellenborn einen Kopf ans Tor gespießt, dann bekommt er selbst eine Kugel ab, die ihn aber nicht tötet. Nur so ein Gedanke...”

„Trug Herr Bellenborn eigentlich keine Kevlar-Weste?”

„Was glauben Sie, wie oft ich persönlich versucht habe, ihn genau dazu zu überreden. Und seine Frau auch.” Talabani schüttelte den Kopf. „War sinnlos. Ich sage es ungern, aber Herr Bellenborn ist eitel. Und Kevlar-Westen lassen einen nunmal dick erscheinen.”

„Aber Sie tragen trotzdem eine.”

„Ich bin ja nicht lebensmüde.”

„Harry!”, hörte ich unterdessen Rudis Stimme. Ich drehte mich um. Er winkte mich herbei. Aber anstatt, dass Rudi mir erklärte, was los war, meldete sich Polizeiobermeister Dennerdorf zu Wort.

„Unsere Leute haben da oben auf dem Dach die Leiche des Hausmeisters gefunden. Mit ein paar Kugeln im Körper.”

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