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„Er meint es nicht so”, behauptete Frau Bellenborn, nachdem ihr Mann gegangen war.

„Ich fürchte doch”, hielt ich ihr entgegen. Dann gab ich ihr eine der Visitenkarten, die das BKA für seine Ermittler drucken lässt. „Vielleicht fällt Ihnen irgendwann ja noch etwas ein, was uns weiterhelfen könnte.”

„Danke sehr, aber über die Dinge hinaus, die mein Mann Ihnen schon gesagt hat, kann ich Ihnen leider auch nichts sagen.”

„Ein Killer, der einen Ermittler umgebracht hat, der gegen das Polizeipräsidium ermittelte, wird geköpft und sein Kopf landet am Tor des Polizeipräsidenten”, fasste ich ihr nochmals die wesentlichen Fakten zusammen. „Frau Bellenborn, erzählen Sie mir nicht, dass Sie sich nicht auch schon gefragt haben, wie daraus ein schlüssiger Zusammenhang wird.”

„Ich habe meinen Mann immer unterstützt, was seine Arbeit angeht. Aber für die Einzelheiten habe ich mich nie interessiert.”

„Frau Bellenborn, da draußen läuft jemand herum, der Ihren Mann offensichtlich unter Druck zu setzen versucht. Und ich glaube, Sie wissen mehr darüber, als Sie uns sagen.”

Sie sah mich an. Der ruhige Blick ihrer Augen musterte mich einige Augenblicke lang. Dann begann ein kühles, etwas abschätziges Lächeln um ihre Lippen herum zu spielen. „Selbst wenn es so wäre, dann wäre es auch mein gutes Recht, Ihnen gegenüber zu schweigen, oder?”

„Nur, wenn Sie damit Ihren Ehemann belasten würden. Das verlangt das Gesetz nicht von Ihnen.”

„Ich denke, Sie gehen jetzt besser. Ich wünsche Ihnen alles Gute bei Ihren Ermittlungen. Und ich hoffe, dass Sie den Schweinehund finden, der für dieses Verbrechen verantwortlich ist. Aber was mich betrifft, so bin ich leider nicht in der Lage, Ihnen zu helfen.”

Rudi warf mir einen Blick zu. Er schüttelte dabei leicht den Kopf. Hat keinen Sinn mit ihr, hieß das wohl.

Wenig später verließen wir das Anwesen der Bellenborns.

Als wir mit unserem Dienstwagen bereits auf der Schnellstraße in Richtung Innenstadt waren, meinte Rudi: „Der Kerl hat Dreck am Stecken. Das ist für mich sicher.”

„Ich möchte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass der Polizeipräsident einer Großstadtstadt etwas mit dem Tod eines Ermittlers zu tun hat.”

„Aber genau danach sieht es aus, Harry!”

„Ich weiß. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich die Tatsache ignorieren werde. Aber gefallen müssen sie mir deswegen ja noch nicht.”

„Wenn wir den Namen des Informanten kennen würden, den Kommissar Andresen angeblich treffen wollte, wären wir vermutlich ein entscheidendes Stück weiter.”

„Dieses Geheimnis hat Dirk Andresen leider mit in sein Grab genommen”, meinte ich.

„Wir sollten uns mit Leuten unterhalten, die Andresen gut kannten, Rudi.”

„Noch besser als Greta Dietmund?”

Rudi machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nicht einmal seiner Dienst-Partnerin hat er Näheres darüber gesagt. Nein, ich fürchte unsere einzige Chance ist, dass dieser Informant sich nochmal meldet.”

„Warum sollte er das tun, Rudi? Er würde sich höchstwahrscheinlich selbst in extreme Gefahr bringen.”

Rudi zuckte mit den Schultern. „Das hängt davon ab, was die ursprüngliche Motivation dieses Informanten war.”

„Wie meinst du das?”

„Ich weiß, dass ich jetzt nur etwas herumfantasiere, aber ich sehe das so: Ich glaube kaum, dass Kommissar Andresen ihm eine große Summe anbieten konnte.”

„Den üblichen Informantenlohn wahrscheinlich.”

„Richtig. Aber das heißt, dieser Unbekannte muss ein anderes Motiv gehabt haben, mit Andresen zusammenzuarbeiten. Entweder einen persönlichen Vorteil, der das hohe Risiko, das damit verbunden war, rechtfertigen konnte oder...”

„... einfach nur Gerechtigkeitssinn?”

„Ist das so außergewöhnlich, Harry?”

„Das will ich damit nicht gesagt haben.”

„Wir machen doch unseren Job auch nicht, weil wir dafür so supergut bezahlt werden, sondern weil wir uns für eine gute Sache einsetzen. Und das rechtfertigt dann auch, dass man Gefahren in Kauf nimmt.”

„Du meinst also...”

„Ich merke, du hast mich verstanden, Harry!”

„Der unbekannte Informant ist ein Polizist.”

„Zumindest wäre das eine Möglichkeit, Harry. Und in dem Fall wird er sich ganz bestimmt noch einmal melden.”

Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung

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