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Er freundete sich in den darauffolgenden Tagen und Wochen mit Rosalinde Plohner an.

Sie war nett, sehr nett. So nett, wie Lotte es gewesen war. Sie war überhaupt die erste Frau nach Lotte, die einem Vergleich mit dieser standhielt. Zum ersten Mal konnte er sich vorstellen, noch einmal mit einer Frau so glücklich zu werden, wie er es mit Lotte gewesen war.

Rosalinde war ebenfalls verwitwet. Sie hatte ihren Mann vor sieben Jahren verloren.

Er war an einem stürmischen Herbsttag von einem herabfallenden Ast erschlagen worden, und auch sie hatte seit diesem bitteren Tag keinen anderen Mann mehr angesehen.

Aber bei Hasso machte es aus irgendeinem Grund auf einmal bei ihr „klick“! Obwohl er ihrem Ferdinand nicht im Entferntesten ähnlich sah.

Sie lernte Gaby kennen, und die beiden Frauen fanden sich gegenseitig sofort sympathisch.

Gaby verheimlichte ihrem Vater, dass sie gekündigt und mit CD gebrochen hatte.

So viel schlechtes Neues wollte sie ihm jetzt noch nicht zumuten.

Er sollte erst mal wieder zu Kräften kommen, dann würde sie ihm nach und nach erzählen, was sich alles an Unerfreulichem zugetragen hatte, während er sich hatte operieren lassen.

Der Patient und die Krankenschwester kamen sich mit jedem Tag näher.

Je mehr sie voneinander erfuhren, desto inniger wurde ihre Beziehung.

Das ging so weit, dass Hasso Lenz sich am Ende seines Klinikaufenthaltes sogar eine Ehe mit Rosalinde Plohner vorstellen konnte.

Das hätte er nie, nie, nie für möglich gehalten! Er ... Mit einer anderen Frau ... Verheiratet ... Und glücklich ... Undenkbar, bis vor kurzem jedenfalls noch.

Normalerweise ist es nur in ganz seltenen Fällen möglich, dass man vom Krankenhaus sofort in eine Reha-Klinik wechseln kann. In der Regel verstreichen drei bis vier Wochen zwischen Krankenhausentlassung und Rehabilitationsaufenthalt, doch Dr. Kayser machte es möglich, dass Hasso Lenz sofort weitergereicht wurde, und Gaby und Rosalinde (nach wenigen Wochen bereits dicke Freundinnen) besuchten ihn da so oft wie möglich.

Noch immer wusste Hasso Lenz nicht, dass seine Tochter nicht mehr bei „Täglich Neues“ arbeitete, und dass CD Forstner keine Rolle mehr in ihrem Leben spielte.

Wenn er anrief, legte sie auf, sobald sie seine Stimme erkannte.

Wenn er selbst vorbeikam und an ihrer Haustür schellte, ließ sie ihn nicht ein, und seine Blumensendungen nahm sie nicht an. Sollte er die Blumen doch Betti, seiner schönen blonden Frau, schicken.

Von meiner Liste bist du gestrichen, dachte Gaby trotzig. Ausradiert bist du, für immer und ewig. Du hast mir zu übel mitgespielt. Das kann ich dir einfach nicht verzeihen. Gaby privatisierte zurzeit. Man wollte sie beim „Blauen Boten“ und bei der „Allgemeinen Post“ haben, doch sie hatte überhaupt keine Lust, irgendetwas zu tun.

Sie erinnerte sich an ihre verflossenen Verehrer, ging zuerst mit Erich Ligowski, dann mit Johann Karner und schließlich mit Paul Brunner aus, aber es war absolut nicht erfüllend für sie.

Eher frustrierend.

Erich dachte, er könne sie ohne große Mühe gleich wieder ins Bett kriegen.

Johann lamentierte ihr die Ohren voll, weil die Pechsträhne, die mit der Trennung von Gaby begonnen hatte, einfach nicht abreißen wollte.

Und Paul wollte sie an einem großen Geschäft beteiligen. Sie kannte seine großen Geschäfte. Er war bisher mit allen baden gegangen, und sie konnte davon ausgehen, dass es diesmal nicht anders sein würde.

„Mit zwanzigtausend Mark nehme ich dich rein“, sagte Paul Brunner gönnerhaft. Sie saßen in einem kleinen Restaurant nahe dem Viktualienmarkt und hatten Pfifferlinge mit Serviettenknödeln gegessen.

„Ich habe keine zwanzigtausend Mark“, erklärte Gaby.

Er glaubte ihr nicht. „Du hast mit Sicherheit was auf der hohen Kante“, sagte er grinsend, „‘nen Notgroschen. Wenn du den lockermachst, wird es dein Schaden nicht sein. Ich verdopple bis zum Jahresende jede Summe, die du investierst.“

Liebe Güte, was habe ich an dem mal gefunden?, fragte sich Gaby verständnislos. Sie leerte ihr Glas. „Ich möchte nach Hause“, sagte sie trocken.

Paul hüstelte. „Äh, macht es dir etwas aus, die Rechnung zu übernehmen?“, fragte er. „Ich bin zurzeit ein bisschen, na ja ... Das Leben ist ein Wellental.“

„Wir machen halbehalbe“, entschied Gaby und verlangte die Rechnung. Sie legte ihre Hälfte der Summe auf den Tisch, und Paul kramte umständlich seine Hälfte aus den Hosentaschen.

Er brachte sie in seinem klapprigen Auto nach Hause. „Darf ich noch auf einen Sprung mit hineinkommen?“, fragte er.

Gaby schüttelte den Kopf. „Lieber nicht.“

„Wie geht es deinem Vater?“, erkundigte sich Paul. „Ich habe gehört, er musste sich einer Herzoperation unterziehen.“

„Es geht ihm gut. Er ist mitten in der Rehabilitation und hat zudem auch noch in der Seeberg-Klinik eine neue Frau fürs Leben gefunden, mit der auch ich sehr einverstanden bin.“

„Wie erfreulich.“

„Ja.“

„Grüß deinen alten Herrn von mir, wenn du ihn wiedersiehst.“

Gaby nickte. „Mach’ ich.“

„Und solltest du Geld auftreiben, es müssen ja nicht unbedingt zwanzigtausend Mark sein, es könnten auch zehntausend sein ... Du hast meine Telefonnummer, kannst mich jederzeit anrufen.“

„Ich lasse von mir hören, falls sich unverhofft eine Geldquelle auftun sollte“, sagte Gaby, um sich einen vernünftigen Abgang zu verschaffen.

In Wahrheit hatte sie nicht vor, sich noch einmal bei Paul zu melden. Sie hatte damals drei Nieten gezogen: Erich Ligowski, Johann Karner und Paul Brunner, und die Zeit hatte aus ihnen keine Gewinne gemacht. Sie waren noch immer, was sie gewesen waren ... Nieten.

Rasch verließ Gaby die Klapperkiste, und sie machte die Tür ganz vorsichtig zu, damit Pauls Wagen nicht in seine Bestandteile zerfiel.

Mit knallenden Fehlzündungen und röhrendem Auspuff rollte Paul Brunner aus ihrem Leben, und sie wäre nicht traurig gewesen, wenn sie ihn heute zum allerletzten Mal gesehen hätte. Als einzigen Lichtblick in ihrem derzeitigen tristen Dasein wertete Gaby den merkbaren Genesungsfortschritt ihres Vaters. Paps würde bald wieder auf den Beinen sein.

Rosalinde rief an und schlug vor, morgen miteinander etwas zu unternehmen.

Sie trafen sich zu einem ausgedehnten Schaufensterbummel und schlugen bei einigen Schnäppchen zu.

„Mir war es nie gegönnt, Kinder zu haben“, sagte Rosalinde Plohner seufzend. Sie hatte tatsächlich große Ähnlichkeit mit Gabys Mutter, und es störte sie nicht im mindesten, dass Hasso Lenz in ihr eine zweite Lotte sah. „Eine Tochter habe ich mir immer gewünscht, aber mein Mann konnte keine Kinder zeugen, und künstliche Befruchtung oder Adoption kam für ihn nicht in Frage.“

Gaby lächelte. „Wie es aussieht, kommst du“, sie duzten sich seit einer Woche, „nun doch noch zu einer Tochter.“

Rosalinde sah Gaby unsicher an. „Du meinst ...“

„Ich gehe jede Wette ein, dass mein Vater dir demnächst einen Heiratsantrag machen wird.“

„Wieso glaubst du das?“

Gaby Lenz schmunzelte. „Ich höre, wie er über dich und mit dir spricht, ich sehe, wie er dich ansieht und behandelt.“

Ein tiefer Atemzug entrang sich Rosalindes Brust. „Ich war sehr gerne verheiratet.“

„Papa auch. Wie wird deine Antwort lauten, wenn er dich fragt, ob du seine Frau werden möchtest?“

„Ich werde um Bedenkzeit bitten“, sagte Rosalinde ernst. Doch dann lachte sie. „Quatsch. Ich werde ihm um den Hals fallen, ihn küssen und begeistert ja sagen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich deinen Vater in dieser kurzen Zeit so furchtbar liebgewonnen habe.“

„Es macht mir nicht nur nichts aus, es freut mich sogar ungemein“, gab Gaby zurück. „Papa war viel zu lange allein.“

Rosalinde nickte versonnen. „Ich auch.“

„Dann solltet ihr ganz vehement euer Recht auf ein gemeinsames Glück in Anspruch nehmen“, riet Gaby der mütterlichen Freundin. Sie wird glücklich werden mit Papa, dachte sie ein wenig wehmütig, und ich ... Werde ich jemals wieder imstande sein, mich zu verlieben, nach Erich, Johann, Paul und CD? Vor allem nach CD?

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