Читать книгу Der Arztroman Koffer Oktober 2021: Arztroman Sammelband 10 Romane - A. F. Morland - Страница 38
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ОглавлениеTags darauf machte Karina sich nervös im Bad zurecht. Im Schlafzimmer, vor dem offenen Schrank, fragte sie Hardy dann, in welchem Kleid sie bei Direktor Stokowski zum vereinbarten Vorstellungsgespräch erscheinen solle.
„Zieh das Rote an“, empfahl er ihr. „Ist das nicht zu aufdringlich?“, fragte sie unsicher.
„Dann das Grüne.“
„Ist das nicht zu sexy?“, entgegnete sie. „Ich denke, ich werde das Blaue anziehen.“
Er grinste. „Wozu hast du mich gefragt?“
Sie küsste sein Ohrläppchen. „Du musst mir verzeihen, ich bin heute ziemlich durcheinander.“ Sie zog das blaue Kleid an, drehte sich um, Hardy zog den Reißverschluss hoch und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf den Nacken. Ein wohliger Schauer durchrieselte sie.
„Weshalb bist du so konfus?“, fragte Hardy schmunzelnd. „Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund. Du hast den Job doch schon so gut wie in der Tasche.“
„Ich wollte, ich könnte deinen Optimismus teilen.“
„Rolf Stokowski wäre nicht bei Trost, wenn er dich nicht anstellen würde.“
Karina schlüpfte in Schuhe mit mittelhohen Absätzen. „Ich bin wahnsinnig aufgeregt.“
Hardy griff nach ihren Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Wenn du den Job bekommst, woran ich nicht im Geringsten zweifle, wird das heute Abend ausgiebig gefeiert, okay?“
„Okay. Aber noch habe ich ihn nicht.“
Eine Stunde später saß Karina in Direktor Stokowskis spartanisch eingerichtetem Büro. Sie hatte ein gutes Gefühl und war überhaupt nicht mehr nervös.
Rolf Stokowski machte kein Hehl daraus, dass er von ihr sehr angetan war, und auch sie fand den hageren Schuldirektor sehr sympathisch.
Er beachtete ihre Bewerbungsunterlagen kaum, schien bereits vor ihrem Eintreffen entschlossen gewesen zu sein, sie als neue Turnlehrerin an seiner Schule zu verpflichten.
Das Gespräch bestärkte ihn nur in seiner Überzeugung, mit ihr einen guten Griff zu tun, und er war sicher, dass sie sich hervorragend in den elitären Lehrkörper, dem er vorstand, einfügen würde.
Nachdem er Karinas Dienstantritt festgesetzt hatte, erhob er sich und reichte der neuen Kollegin freundlich lächelnd die Hand. „Ich bin sicher, wir werden großartig miteinander auskommen“, sagte er. „Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre bevorstehende Hochzeit und erholsame Flitterwochen auf Jamaika. Kommen Sie gesund wieder.“
„Ja“, sagte Karina heiter, „das habe ich vor, Herr Direktor. Danke, dass Sie mir diese Chance geben. Ich werde Sie ganz bestimmt nicht enttäuschen.“
„Davon bin ich überzeugt.“
Als Karina die Schule verließ, meinte sie, auf Wolken zu schweben. Sie war so glücklich, dass sie am liebsten die ganze Welt umarmt hätte.
Sie blieb stehen, drehte sich um und betrachtete das große, moderne Schulgebäude. Das ist also dein neues berufliches Zuhause, dachte sie, und sie freute sich schon sehr auf die Arbeit mit den Kindern.
Von einer Telefonzelle aus rief sie Hardy an.
„Nun, wie ist es gelaufen?“, wollte er wissen.
„Ich hab’ den Job.“
„Gratuliere.“
„Danke.“
„Ich wusste, dass Stokowski dich nimmt.“
Karina lachte. „Kannst du hellsehen?“
„Klar. Deshalb kann ich dir auch prophezeien, dass du mit mir unwahrscheinlich glücklich sein wirst.“
„Das ist keine Kunst. Das weiß ich auch.“
„Und heute Abend wird schön gefeiert“, sagte Hardy.
„Ja“, stimmte Karina zu, „ich freue mich darauf.“
„Ich mich auch“, sagte Hardy.
Sie feierten bei „Mario“, ihrem Italiener, aßen Spaghetti al ragout und Bistecca alla milanese, tranken dunkelroten Valpollicella und waren bester Dinge.
Auf dem Tisch stand eine flackernde Kerze, deren Schein wunderschöne Reflexe in Karinas Augen zauberte.
Hardy griff nach ihrer Hand und drückte sie innig. „Ich liebe dich“, sagte er sanft.
„Ich dich auch“, gab Karina leise zurück, und dann lächelten sie einander überglücklich an.