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Gaby Lenz öffnete die Haustür und staunte. „Dr. Kayser! Wollen Sie zu mir?“

„Guten Abend, Gaby“, sagte der Grünwalder Arzt. „Dürfte ich Sie kurz sprechen?“

„Klar. Kommen Sie herein.“ Die junge Frau begab sich mit dem Allgemeinmediziner ins Wohnzimmer. Sie setzten sich.

„Sie haben schon mal besser ausgesehen“, stellte Sven Kayser ziemlich ungalant fest, nachdem er Gaby eine Weile schweigend gemustert hatte.

„Vielen Dank für das nette Kompliment.“ Die hübsche Journalistin presste bitter die Lippen zusammen. „Sorgen?“, fragte Dr. Kayser.

Gaby Lenz schüttelte den Kopf. „Nein.“ Sie versuchte sich zu einem unbeschwerten Lächeln zu zwingen, doch es misslang. „Meinem Vater geht es blendend“, sagte sie übertrieben fröhlich. „Er ist glücklich und verliebt.“

„Und Sie?“

„Ich bin nicht glücklich und verliebt. Nicht mehr.“

„Warum nicht mehr?“

„Weil CD Forstner ein riesengroßer Schuft ist.“

„Er hat Sie geliebt, liebt Sie noch immer“, sagte der praktische Arzt.

„Aber ich will von ihm nichts mehr wissen“, sagte Gaby eiskalt. „Ich habe ihm den Laufpass gegeben, und bei ‘Täglich Neues’ habe ich gekündigt, damit ich diesen Mistkerl nicht mehr sehen muss.“ Ein unglücklicher Ausdruck um zuckte ihre Lippen. „Er hat mir sehr weh getan, hat mir sehr übel mitgespielt.“

„Ich weiß, was geschehen ist, Gaby.“

„Sie wissen ...?“

„Er war bei mir, hat mir alles erzählt, die ganze Geschichte.“

Gabys Augen wurden schmal. „Warum sind Sie hier?“ Ein Anflug von Ablehnung schwang mit einem Mal in ihrer Stimme mit. „Haben Sie sich etwa von diesem durchtriebenen Halunken vor seinen Karren spannen lassen?“

Dr. Kayser lächelte entwaffnend. „Ich möchte Sie beide wieder zusammenbringen.“

„Dieses Kunststück wird Ihnen nie gelingen“, behauptete Gaby Lenz überzeugt. „Eher fließt die Isar bergauf.“ Ihre Augen verschossen Blitze. „Ich bin mit diesem Lügner fertig, und zwar ein für alle Mal.“

„Ich denke, Sie haben zu früh den Stab über ihn gebrochen, Gaby.“

„So, denken Sie das!“ Ihre Augen blitzten, ihre Stimme klang wie Eis. „Ja.“

„Ein verheirateter Mann hat sich nichts mit einer anderen Frau anzufangen, das ist meine Meinung“, sagte Gaby kriegerisch. „Sind Sie etwa anderer Auffassung?“

Sven Kayser hob die Schultern. „Ich würde sagen, es kommt immer auf die Umstände an, die dazu führen. Jeder Fall ist anders, keiner ist gleich.“

„Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass Claus-Dieter Forstner mir verschwiegen hat, dass er verheiratet ist“, klagte Gaby Lenz ihren einstigen Liebsten leidenschaftlich an. „Damit ist der Tatbestand der groben Täuschung gegeben. Er hat bis ins kleinste Detail hinterhältig geplant, mich zu verführen, und dies auch getan. Er hat mich schwer getäuscht und so bitter enttäuscht, dass ich vielleicht nie mehr einem Mann werde trauen können. Finden Sie das in Ordnung?“

„Nein, Gaby, das finde ich nicht in Ordnung“, entgegnete Dr. Kayser, „aber ich kann seine Beweggründe verstehen.“

Gaby Lenz zog die Mundwinkel verächtlich nach unten. „Seine niedrigen, verkommenen Beweggründe. Ich hätte mich ihm niemals hingegeben, wenn ich gewusst hätte, dass er eine Frau hat. Eine bildschöne noch dazu.“

„Betti Forstner ist eine schlechte Frau, Gaby“, sagte Dr. Kayser ernst.

Sie lachte böse und ironisch auf. „Ist ja klar, dass er sie schlecht macht, damit er besser dasteht.“

„CD war ihr hörig“, erzählte Sven Kayser. „Er ging blind vor Liebe in diese Ehe. Seine Frau konnte alles von ihm haben. Er betete sie an, vergötterte sie. Sie aber hat ihn gedemütigt, hat ihm das Leben zur Hölle gemacht. Jeder andere Mann hätte alles stehen und liegen lassen und wäre Hals über Kopf fortgerannt. CD nicht. Für CD kam das nicht in Frage, er blieb, weil die Ehe für ihn ein heiliger Bund ist. Weil er drei lange, quälende Jahre sehnlichst hoffte, Betti würde sich ändern, doch das tat sie nicht. Sie wurde immer schlimmer ...“ Der Arzt machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort: „Können Sie sich vorstellen, was für ein schlimmer Schock es für ihn war, als er dahinterkam, dass sie ihn nicht nur hemmungslos betrog, sondern daraus sogar ein Geschäft machte? Ja, sie arbeitete hinter seinem Rücken als Callgirl. In seinem Bett schlief sie tagtäglich mit irgendwelchen fremden Männern. Er zog aus, verließ sie, wäre aber immer noch bereit gewesen, ihr zu vergeben und zu ihr zurückzukehren, wenn sie ihren liederlichen Lebenswandel beendet hätte ... Erst als er Ihnen begegnete, vermochte er sich von dieser peinigenden Obsession zu befreien. Erst als er sich in Sie verliebte, war es ihm möglich, an Scheidung zu denken. Er wollte Ihnen alles beichten, fand aber noch nicht den nötigen Mut dazu. Wollen Sie ihn deswegen verdammen? Wollen Sie ihn deswegen für immer verstoßen?“

Dr. Kayser griff nach den schmalen Händen der jungen Journalistin. „Gaby, dieser Mann liebt Sie mehr als sein Leben. Fragen Sie Ihr Herz. Können Sie ihm wirklich nicht verzeihen? Er wird sich scheiden lassen. Er wird für Sie frei sein, und er wäre überglücklich, wenn Sie ihn dann haben möchten.“

Gabys Augen füllten sich mit Tränen.

„Er ist draußen, Gaby“, sagte Dr. Kayser leise. „Er sitzt in meinem Wagen und wartet, von Ängsten und Zweifeln zerfressen. Darf ich ihn hereinholen?“

Gaby nickte kaum merklich. Sie konnte nicht mehr sprechen.

Dr. Kayser ging hinaus. CD sah ihm gespannt in die Augen.

Sven Kayser nickte und sagte: „Nun wird alles wieder gut.“

CD sprang aus dem Fahrzeug, stürmte an Sven Kayser vorbei und ins Haus, wo Gaby sich ihm schluchzend in die Arme warf.

„Verzeih ... Verzeih ... Verzeih ...“, stammelten sie beide, und sie küssten sich dabei ohne Unterlass und weinten vor Freude und Erleichterung.

Dr. Kayser stieg in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Er wurde hier nicht mehr gebraucht.

Gaby Lenz kehrte zu „Täglich Neues“ zurück, und ihr Vater machte Rosalinde Plohner einen Tag, bevor sein Rehabilitationsaufenthalt zu Ende ging, jenen Heiratsantrag, der schon die ganze Zeit in der Luft hing.

Rosalinde umarmte Hasso dankbar und glückstrahlend und sagte mit Tränen in den Augen: „Danke, dass du mich gefragt hast, mein Lieber.“ Und sie fügte schmunzelnd hinzu: „Sonst hätte ich es tun müssen, weil ich dich nämlich auf gar keinen Fall mehr von der Leine lassen möchte.“

Wieder daheim und gesund, hörte Hasso Lenz auf seine Buchhalterseele und schlug eine Doppelhochzeit vor, weil sich damit die Ausgaben minimieren ließen, und niemand hatte etwas dagegen einzuwenden.

Rosalinde Plohner stieß Gaby Lenz kurz in die Seite und meinte schmunzelnd: „Hauptsache, es wird überhaupt geheiratet.“

Und Gaby sagte: „Genau.“

Sechs Wochen vor der geplanten Doppelhochzeit wurde CD Forstners Ehe geschieden, und er war davon überzeugt, dass er mit seiner zweiten Frau eine bessere Wahl getroffen hatte, und er war auch sehr zuversichtlich, dass er mit Gaby mehr Glück haben würde, und vielleicht auch schon bald das erste hübsche Baby ...

ENDE

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