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Hardy Evers schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Ach, herrje.“

„Was ist passiert?“, fragte Karina. Der Sitzplan der Hochzeitstafel lag ausgebreitet vor ihr. Es war höchst mühsam gewesen, ihn zu erstellen. X-mal hatten sie ihn umgestoßen, doch nun war er endlich fertig.

Wochenlang hatten sie daran herumgetüftelt. Wer passt zu wem? Wen kann man nebeneinandersetzen? Wer hat die gleichen Interessen? Wer würde sich mit wem überhaupt nicht vertragen? Wer kann wen absolut nicht ausstehen? Welche Personen sind so sehr miteinander verfeindet, dass man sie so weit wie möglich voneinander trennen muss? All dem musste mit Umsicht und Feingefühl Rechnung getragen werden.

„Ich habe Onkel Edi vergessen“, sagte Hardy Evers auf einmal.

Karina schaute auf den Sitzplan. „Wer ist Onkel Edi?“ Der Name stand nirgendwo.

„Eduard Brandl“, sagte Hardy, „ein uralter Onkel mütterlicherseits. Ich habe vergessen, ihn einzuladen. Das muss ich unbedingt nachholen.“

„O nein ...“, jammerte Karina mit weinerlicher Miene.

„Es muss sein, Liebes. Der alte Herr wäre schwer gekränkt, wenn er nicht an unserer Hochzeitsfeier teilnehmen dürfte.“

„Du hast ihn noch nie erwähnt. Ich höre heute zum ersten Mal von ihm ...“

„Er verbringt mehr als die Hälfte des Jahres auf Mallorca, hat da ein kleines Apartment. Aber zurzeit ist er in München, und wenn er erfährt, dass wir geheiratet haben, ohne ihn einzuladen ...“

„Wo willst du ihn hinsetzen?“, fragte Karina völlig verzweifelt.

„Er ist ein dürres, unauffälliges Männlein, isst wenig, trinkt wenig, fällt überhaupt nicht ins Gewicht.“

„Mir geht es nicht darum, was er uns kostet, sondern um unsere schöne Sitzordnung“, sagte Karina unglücklich. „Ans Ende der Tafel wirst du ihn wohl kaum setzen wollen.“

„Am Ende der Tafel sitzen Leute, die ich nur flüchtig kenne. Onkel Edi gehört zur Familie.“

„Eben. Also müssen wir die Einteilung noch einmal ändern. O Gott, ich krieg ’ne Krise.“

Hardy küsste Karina. „Heiraten ist eine stressige Angelegenheit“, sagte er schmunzelnd.

„Das kann man wohl sagen.“ Sie seufzte und machte mehrere Vorschläge, mit denen sich Hardy jedoch nicht anfreunden konnte. Hier hätte Onkel Edi keine rechte Ansprache gehabt. Dort wäre er mit Leuten zusammengekommen, die eine völlig andere Wellenlänge hatten. Da hätte man ihn ignoriert und kaltgestellt und über Themen geredet, von denen er keine Ahnung hatte ... „Dann sag du, wo wir deinen schwierigen Onkel unterbringen sollen“, verlangte Karina.

„Er ist nicht schwierig.“

„Entschuldige. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Es ist bloß schwierig, den richtigen Platz für ihn zu finden.“

„Wir könnten ihn zwischen deine Schwester und Tante Dolly setzen.“

So machten sie es denn auch. Die Sitzordnung wurde zum allerletzten Mal geändert, dann fuhren Karina und Hardy damit zu dem Restaurant, das sie sich für ihre Hochzeitsfeier ausgesucht hatten, und der Wirt konfrontierte sie mit der ärgerlichen Neuigkeit, dass die Musiker, die zum Tanz aufspielen und für Stimmung hätten sorgen sollen, vor wenigen Minuten abgesagt hatten.

„Aber, aber wir waren uns doch einig“, stammelte Hardy blass während Karina entsetzt dachte: Die ganzen Vorbereitungen stehen unter keinem guten Stern. „Sie waren uns im Wort“, sagte Hardy empört. „Das können sie doch nicht tun. Sie können uns doch nicht so brutal hängenlassen.“

Der Wirt hob bedauernd die breiten Schultern. „Man hat ihnen angeboten, an einer großen Fernsehproduktion mitzuwirken“, sagte er. „Sie wittern da vermutlich eine Chance, berühmt zu werden.“ Er zog die Augenbrauen zusammen und grollte: „Sie können sich sicher denken, dass mir diese Absage sehr peinlich ist, schließlich habe ich Ihnen die Musiker empfohlen und ich schwöre Ihnen, dass diese unzuverlässigen Typen bei mir nie mehr spielen werden ...“ Die Sanktionen, die der Wirt über die pflichtvergessen Musiker verhängen wollte, interessierten Hardy Evers nicht. Er wollte wissen, woher man so kurzfristig Ersatz herkriegen könne. Eine Hochzeitsfeier ohne Musik war undenkbar, war eine Katastrophe.

„‘Charly & Freunde’ wären frei“, sagte der Wirt. „Ein Trio, das schon auf vielen Hochzeiten mit großem Erfolg gespielt hat.“

„Warum haben Sie uns die drei nicht gleich empfohlen?“, fragte Hardy.

„Weil Sie mindestens vier Musiker haben wollten“, erwiderte der Wirt.

Hardy sah Karina an, und als er keinen Widerspruch in ihren Augen erkannte, nickte er und sagte: „Na schön, machen Sie die Sache mit ‘Charly & Freunde’ perfekt.“

„Sie werden zufrieden sein“, versicherte ihnen der Wirt.

Nachdem Karina und Hardy das Restaurant verlassen hatten, hängte sie sich bei ihrem zukünftigen Ehemann ein und sagte: „Wenn wir das alles nur schon hinter uns hätten und unsere Flitterwochen auf Jamaika genießen könnten.“

„Nach unserer Hochzeit werden wir diesen Urlaub dringend nötig haben“, seufzte Hardy und schloss seinen Wagen auf.

Der Arztroman Koffer Oktober 2021: Arztroman Sammelband 10 Romane

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