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Erstes bis viertes Bändchen
XXVI
Eine Freundin aus der Pension

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In der That, diesen seltsame Ding, dieser ungeheure Block, diesen scheinbar massive Mahagonistück, das die fanatische Aufmerksamkeit der Müssigen den Faubourg Saint-Jacques aus sich gezogen hatte, war ein herrliches Klavier, welche der alte Professor als Hochzeitsgeschenk seiner theuren Mina sandte.

Man stelle sich die Verwirrung und die Freude der armen, Familie vor, als sie diesen reiche Geschenk empfing.

Sobald man das Klavier in das zukünftige Zimmer des jungen Ehepaars gestellt hatte, fand sich das Zimmer vollständig, und es war, als hätte es nur noch auf das wundervolle Meuble gewartet, das so natürlich an seinem Platze stand.

Es war ein reizendes, einfachen Zimmer so geschmückt, ein wahren Waldtaubennest, ganz rosig und weiß.

Man hatte am Kopfe des Bettes in einen eirunden Rahmen von Eichenholz mit Gold incrustirt den Kranz von Kornblumen und Klapperrosen eingefügt, den sich das Mädchen, in Erwartung des Tags, an dem Abend geflochten, wo man es im Getreide liegend gefunden hatte.

Nach dem Platze, den es einnahm, und der Wichtigkeit, die man ihm im Zimmer gegeben, hätte man glauben sollen, es sei einen von den Ex voto, wie sie die Seeleute über dem Haupte der Jungfrau bei der Rückkehr von gefahrvollen Reisen aufhängen.

Hatten sich nicht in der That von dem Tage an, wo das Mädchen diesen Kranz geflochten, die um die Familie her aufgethürmten Sturmwolken ausgehellt, sodann zerstreut, und man hatte endlich in ihrem goldenen Wagen die Schutzfee des Hauses herabkommen sehen?

Das Innere war also so geschmückt vollständig und bereit, das junge Ehepaar zu empfangen.

Noch sechs Tage, und die Sonne des Glückes sollte aufs Neue und glänzender als je für diese redlichen Leute strahlen.

Justin unterhielt eine lange und häufige Correspondenz mit der Vorsteherin der Pension: diese war entzückt über ihre Schülerin und sah mit Schmerz dem Augenblick entgegen, wo sie sich von ihr trennen müßte. Mit der Familie, welche sie in alle ihre Pläne eingeweiht hatte, einverstanden, war sie auch der Meinung, man sollte Mina in einer völligen Unwissenheit über das Glück lassen, das ihrer harrte, aus Furcht, es könnte das glühende Herz den Mädchens übermäßig aufregen.

Und in der That, wozu sollte es nützen, sie auch nur eine Stunde vorher in Kenntniß zu setzen? waren sie nicht Alle ihrer Einwilligung sicher? hatten sich nicht Céleste und der alte Müller für sie verbürgt? Bekam man nicht jeden Augenblick Beweise ihrer dankbaren Zuneigung für die Familie und ihrer tiefen Zärtlichkeit für den jungen Mann? Zwanzigmal hatte sie die Vorsteherin der Pension ohne sein Wissen befragt, und zwanzigmal hatte sie die Gewißheit erlangt, die in ihrem Herzen keimende Liebe erwarte nur einen Strahl, um sich zu erschließen und zu blühen, eine Gewißheit, welche die Vorsteherin immer wieder gegen Justin ausgesprochen.

Man hatte also zu dieser glückseligen Stunde nur Ursachen der Freude und der Zufriedenheit.

Unter dem Vorwand, ihr das Maß zu einem Halbsaisonkleid zu nehmen, hatte man ihr die Näherin geschickt, die ihr das machte, was man die großen Kleider nannte, das heißt die Festtagskleider; die kleinen Kleider, das heißt die Kleider für gewöhnliche Tage, machten Mina und Schwester Céleste selbst.

Am 5. Februar, an ihrem Geburtstage, sollte man die kleine Mina in Versailles holen.

Mehrere Male hatte Justin die Frage gethan:

»Wie werden wir Mina holen?«

Und jeden Mal hatte der alte Professor geantwortet:

»Kümmere Dich nicht um dies, Junge: das ist meine Sache.«

Am letzten Tage wiederholte Justin seine Frage.

»Ich habe einen herrlichen Wagen bestellt!« sagte Herr Müller.

Justin umarmte seinen alten Professor.

Und es brachten Alle mit einander, – Mina ausgenommen, – einen herrlichen Abend zu; man sagte kein Wort, das nicht hundertmal wiederholt worden wäre; man fragte sich, ob man nicht vergessen, ob das Aufgebot angeschlagen und bekannt gemacht worden sei, ob der Pfarrer von Saint-Jacques-du-Haut-Pas die Stunde sicher bestimmt habe, ob die weißen Atlaßschuhe, das Mousselinekleid und der Orangenblüthenkranz nicht zu spät kommen werden.

Am Ende den Abends bereitete die Mutter den Kindern und Müller ein sehr angenehmen Erstaunen.

Sie kündigte ihnen an, sie werde am andern Tage mit ihnen nach Versailles gehen.

Man mochte ihr immerhin einwenden, es seien bei nahe fünf Meilen von Paris und sechs Meilen vom Faubourg Saint-Jacques nach Versailles; das würde hin und zurück zwölf Meilen machen; sie werde gerädert sein; da sie seit sechs Jahren nicht mehr ausgegangen, so setze sie ihrer Gesundheit einer Gefahr aus: sie wollte nichts hören und, behauptete ihr Vorhaben gegen Alle, schoß die solidesten Vernunftgründe Bresche und faßte sich in dem unerschütterlichen Entschluß zusammen:

»Ich bin die Erste gewesen, die sie bei der Abreise umarmt hat; ich will die Erste sein, die sie bei der Rückkehr umarmt.«

Man trat am Ende ihrem Verlangen bei.

Während man ihr alle Arten von Einwendungen machte, wünschte übrigens Jedes, daß sie beharrlich bleibe.

Es wurde verabredet, daß man sich am andern Morgen um sieben Uhr bereit halten sollte und am an dem Morgen um drei Viertel auf sieben Uhr sah man in der That zur unausprechlichen Verwunderung der Nachbarn den von Herrn Müller am Tage vorher angekündigten herrlichen Wagen erscheinen.

Es war ein riesiger Fiacre mit Wappen verziert an beiden Füllungen und schreiend gelb angemalt; es bestehen heute kaum noch zwei bin drei solche autediluvianische Fiacres; das sind die Mammuths und Mastodons der Gattung; seit etwa zehn Jahren sind sie in den Zustand der Curiositäten übergegangen; wir würden das Museum, wo man sie aufbewahrt, angeben, wenn wir es kenneten.

Es war eine Arche, wo sich an regnerischen Sonntagen eine ganze Bürgerfamilie einschloß, und es fanden darin vier Paar Thiere, das heißt sieben bin acht Personen Raum, ohne daß man gerade einem Nachbar zu beschwerlich war; heute braucht man für acht Personen vier Coupés: das ist allerdings viermal weniger lästig, doch es ist achtmal theurer!

Ist das ein Fortschritt? Wir wissen es nicht; wir lassen die Schande oder den Ruhm davon bei der Nachwelt den Wagenvermiethern.

Herr Müller stieg zuletzt ein, nachdem er dem Apotheker, – der wie die Andern vor der Thüre stand mit seinem Gehilfen und seiner Haushälterin, welche man gewöhnlich die Apothekerin nannte. – den Schlüssel der Wohnung übergehen und ihn ersucht hatte, falls ein Priester vom Lande käme und nach Herrn Justin oder Mademoiselle Mina fragen würde, ihm diesen Schlüssel zuzustellen und ihm zu sagen, die ganze Familie sei in Versailles, werde aber am Abend mit seiner Mündel zurückkommen.

Der Priester werde daher gebeten, zu warten.

Hiernach nahm der Professor Platz bei seinen drei ungeduldigen Freunden, und der Wagen ging in starkem Trabe mit der glücklichen Familie ab, um sie nach dem Pensionat von Versailles zu führen, wo das Mädchen nicht an die Ueberraschung dachte, die man ihm bereiten wollte.

Der Fiacre hatte sich nicht zwanzig Schritte entfernt, als alle Nachbarn an die Thüre den Apothekers stürzten und ihn fragten, was für einen Gegenstand und welchen Auftrag man ihm gegeben.

Herr Louis Renaud wollte den Diskreten spielen und mit einer hoffärtigen, wichtigen Miene ein Stillschweigen beobachten; doch das schien der Apothekerin durchaus nicht nötig.

»Ta ta ta!« sagte sie, »dahinter ist kein Geheimnis! und dann verbergen sich nur die Leute, welche Böses thun wollen: der Gegenstand das ist der Schlüssel der Wohnung, und der Auftrag ist, diesen Schlüssel einem Pfarrer vom Lande zu geben der nach seiner Mündel fragen wird.«

»Mademoiselle Francoise,« sprach Herr Louis Renaud, während er majestätisch in sein Haus eintrat, »ich habe Ihnen immer gesagt, sie seien eine Schwätzerin!«

»Gut, Schwätzerin oder nicht, die Sache ist heraus,« erwiderte Mademoiselle Francoise; »sie hätte mich erstickt, und ich kann doch nicht an einer Blutschlage sterben.«

Rasch verbreitete sich im Faubourg Saint-Jacques die Neuigkeit, die ganze Familie sei nach Versailles abgefahren, Mina sei die Mündel einen Priesters, und man erwarte ihren Vormund im Verlaufe des Tages.

Da der Tag, der sich eröffnet, ein heiliger Sonntag war und folglich Niemand etwas zu thun hatte, so stationierten einen Theil des Tages aus der Straße Gruppen, plaudernd und Hypothesen machend.

Als die Stunde des Frühstücks für die Einen oder die Andern kam, stellten diejenigen, für welche die Stunde gekommen war, Schildwachen aus, die den Auftrag hatten, ihnen Meldung zu machen, wenn der Priester am Horizont erscheine.

Es schlug acht Uhr, neun Uhr, zehn Uhr, elf Uhr in der Kirche Saint-Jacques-du-Haut-Pas, ohne daß man eine Soutane erscheinen sah, und ohne daß die verschiedenen Muthmaßungen einen Schritt gegen die Wahrheit machten; nur liefen um halb zwölf Uhr einige Frauen, welche aus dem Hochamte kamen und dem Kerne der Gläubigen vorangingen, wie eine leichte Vorhut einem Armeecorbes vorangeht, es liefen, sagen wir, einige Frauen mit ausgestreckten Armen und ganz athemlos herbei und riefen nach rechts und nach links, durch die Straße eilend:

»Sie heirathen sich! sie heirathen sich! der Pfarrer von Saint-Jacques hat das Aufgebot verkündigt! sie heirathen sich! sie heirathen sich!«

Diese Neuigkeit durchflog in seiner ganzen Länge das Quartier Saint-Jacques mit der Geschwindigkeit eines elektrischen Schlages.

Von da an trat wieder ein wenig Ruhe in der Vorstadt ein: man wußte also das große Geheimnis des Schulmeisters!

Nur gab es hier wie überall, einige starke Geister, welche sagten:

»Ich vermuthete es!«

»Ah! ein großer Witz!« rief vorübergehend ein Straßenjunge: »sie haben vermuthet, ein schöner Bursche werde ein schönen Mädchen heirathen, um solche Prophezeiungen zu machen, braucht man nicht die Karten der Brocante.«

Mittlerweile rollte der Fiacre, kam nach Versailles, fuhr durch drei hie vier Straßen, welche widerhallten wie die Gassen einer Nekropolis, und hielt vor der Thüre des Pensionats gerade in dem Augenblicke an, wo ein Fiacre von derselben Nuance im Galopp in entgegengesetzter Richtung umkehrte.

Man hätte glauben sollen, es seien zwei siamesische Fiacres, die ihre Anfügung zerrissen.

Es war übrigens Zeit, daß man ankam; die Mutter und die Schwester waren müde und starben vor Ungeduld; der alte Professor fluchte über die Länge des Weges. Er fluchte, er, der ihn gewöhnlich so kurz fand, wenn er kam oder zu Fuße zurückkehrte.

Das Herz von Justin schlug immer heftiger, je mehr man sich Versailles näherte, eine Viertelmeile mehr, und er lief Gefahr wie seine Nachbarin Francoise, von einem Blutschlage getroffen zu werden.

Kurz, wir wiederholen, es war Zeit.

Man trat in die Pension ein; die Mutter kannte die Vorsteherin nicht; man führte sie zu ihr; sie dankte ihr vor Allem für die innige Fürsorge, mit der sie seit sieben Monaten ihre Adoptivtochter umgeben.

Man schickte zu dem Mädchen.

Die Kammerfrau kam zurück und meldete, Mademoiselle Mina sei nicht in ihrem Zimmer.

Sehen Sie bei Fräulein Susanne von Valgeneuse,« sagte die Vorsteherin.

Sie wandte sich sodann wieder an ihre Gäste und sprach:

»Ohne Zweifel ist sie im Zimmer von einer ihrer Freundinnen, Fräulein Susanne von Valgeneuse, einer reizenden, sehr sanften, wohlerzogenen Person ungefähr von ihrem Alter und aus derselben Gegend des Landes, wo ihr Vater bei Rouen große Güter hat; sie haben sich seit dem Eintritt von Mina an einander angeschlossen, und ich kann mir zu dieser Verbindung nur Glück wünschen. Sollten Sie glauben, daß sie Zwei mir eine Unterlehrerin ersparen? Mina lehrt Musik, das Französische und Geschichte, während Susanne Lectionen im Zeichnen, im Rechnen und im Englischen gibt . . . Ah! hier kommt sie!«

Mina erschien in der That, ganz rosig vor Freude, ganz athemlos vor Glück, und gab einen Schrei von sich, als sie die ganze Familie versammelt sah.

Es war, als kennete sie weder den alten Professor, noch Schwester Céleste, noch sogar Justin, denn sie lief gerade auf Madame Corby zu, warf sich in ihre Arme und rief:

»Meine Mutter!«

Der Anblick von Madame Corby hatte sie auf den Gedanken gebracht, es gehe etwas Außerordentliches vor, oder es sollte etwas Außerordentliches vorgehen.

Sie war auch sehr bewegt, als man ihr sagte, da sie an demselben Tage sechzehn Jahre alt sei, so werde sie das Pensionat verlassen, um nicht mehr dahin zurückzukehren.

Justin eröffnete ihr diese Freude, während er sie nach seiner Gewohnheit auf die Stirne küßte und an sein Herz drückte.

Man war sehr freundlich und dennoch fand ich eine Nuance von Leid in ihrer Freude; Mina, ein zartes Herz, war an drei Dinge anhänglich geworden: an Madame, das heißt an die Vorsteherin; an Susanne, ihre Freundin, und an ihr Stübchen, das auf den Recreationshof ging, wo es so geräuschvoll war in den Spielstunden, so ruhig die ganze übrige Zeit.

Sie bat also um Erlaubniß, von ihrem Stäbchen und von Susanne Abschied nehmen zu dürfen, eine doppelte Erlaubniß, die sie ohne Mühe erlangte.

Man kam überein, daß sie von ihrem Stübchen Abschied nehmen und bei ihrer Rückkehr Susanne im Solon finden sollte.

Mina ging mit der Hand, mit dem Kopfe und mit dem Lächeln grüßend weg.

Ihr Zimmer lag im Erdgeschoße auf der andern Seite des Hauses, und sie hatte nur den Corridor zu durchschreiten.

Sie trat ein, grüßte religiöser Weise jeden Gegenstand, jedes Geräth, wie man Freunde grüßt, denen man Lebewohl sagen will, kniete vor dem Betpulte nieder und sprach dieselben Dankgebete, die sie in dem kleinen Hause des Faubourg Saint-Jacques am Tage nach ihrer Ankunft gesprochen hatte.

Mittlerweile hatte man Susanne in den Salon herabkommen lassen.

Es war eine schöne Person von ungefähr neunzehn Jahren, mit großen schwarzen Augen, denen man nichts vorwerfen konnte, als ein wenig natürliche Härte, die sich aber nach dem Willen des Mädchens wunderbar milderten; sie hatte schwarze Haare und Brauen, welche vollkommen mit ihren Augen harmonierten; sie war groß und schlank, hatte einen kurzen, gebieterischen Ton, und roch auf eine Meile nach Aristokratie.

Der erste Anblick des Mädchens wirkte nicht sympathetisch auf Justin.

Bei der Nachricht aber, daß sie auf immer von Mina getrennt werden sollte, schien Susanne ein solches Leid zu fühlen, daß der in ihrem Gesichte zu lesende Eindruck tiefer Betrübniß genügte, um Justin zu ihr zurückzuführen.

Ueberdies hatte Susanne Madame Corby so freundlich gegrüßt, Schwester Céleste so herzlich die Hand gereicht, so anständig dem alten Professor zugelächelt, – der, wie Justin, einer ihrer Bekannten war, obgleich Beide sie nicht kannten, – daß Justin alsbald seine Meinung über sie änderte.

Sodann, wie die guten Herzen, welche im guten Eindruck weiter gehen, als im schlechten, neigte er sich an das Ohr von Madame Corby und sagte leise:

»Meine Mutter, Mina scheint die Trennung von ihrer Freundin lebhaft zu bedauern, ich möchte nicht, daß Mina morgen das geringste Leid hätte: wenn wir Fräulein Susanne einlüden, den morgigen Tag bei uns zuzubringen?«

»Sie würde es ausschlagen,« erwiderte die Mutter.

Mit dem Takte einer Blinden hatte Madame Corby in der Stimme von Fräulein von Valgeneuse gewisse Saiten erkannt, welche, hart klingend, ihr eine schlimme Vermuthung über die freundschaftlichen Empfindungen des Mädchens eingaben.

»Aber wenn sie annimmt?« versetzte Justin.

»Unser Haus ist ein sehr armes Haus für ein so reiches Fräulein!«

»Sie wird morgen nach der Feier zurückkehren, und heute Nacht wird sie in meinem Zimmer schlafen.«

»Doch wo wirst Du schlafen?«

»Ah! ich werde wohl einen Ort finden, um ein Gastbett unterzubringen.«

»Wer wird aber das Fräulein zurückführen?«

»Sie haben Recht. meine Mutter.«

Man zog die Vorsteherin über diese große Frage zu Rath, und das Resultat der Berathung war: am anderen Tage würden die Vorsteherin der Pension und Fräulein Susanne von Valgeneuse in Paris gegen zehn Uhr Morgens ankommen, der Trauung beiwohnen und nach der Ceremonie nach Versailles zurückkehren.

Man theilte diesen Plan Fräulein Susanne mit, sie nahm ihn mit Freuden an, obgleich man sie in Unwissenheit hinsichtlich des Zweckes ließ, in welchem sie nach Paris gehen würde.

Man befürchtete ihre Indiscretion gegen ihre Freundin.

Fräulein Susanne bat nur um Erlaubniß. Ihren Bruder, Herrn Loredan von Valgeneuse, von dem Vorhaben für den anderen Tag unterrichten zu dürfen.

Einen Augenblick früher in Kenntniß gesetzt, hätte sie ihn mündlich unterrichten können, denn er habe sie soeben im Sprachzimmer verlassen.

Da Herr Loredan von Valgeneuse in Versailles wohnte, oder vielmehr hier ein Absteigequartier hatte, so bedachte indessen Susanne, daß es Zeit genug, ihm nach dem Abgange von Mina zu schreiben.

Uebrigens kam in diesem Augenblick das Mädchen zurück und warf sich mit aller Kraft in die Arme seiner Freundin.

Inder Furcht. auch nur einen Anschein von einer Thräne im Augenwinkel von Mina glänzen zu sehen, verkündigte ihr Justin. sie könne, statt Abschied zu nehmen, ihrer Freundin auf Wiedersehen sagen: Fräulein Susanne und Madame Desmarets, das war der Name der Vorsteherin der Pension. – werden ihnen die Ehre erweisen, den andern Tag mit ihnen zuzubringen.

Von da an hatten die Augen von Mina nicht einmal mehr nötig, abgewischt zu werden: sie trockneten sich von selbst; sie sprang vor Freude, umarmte Susanne, umarmte Madame Desmarets.

Dann wandte sie sich gegen die geliebte Familie um und rief:

»Hier bin ich . . . ich bin bereit.«

Man sagte sich zum letzten Male aus Wiedersehen; Madame Desmarets und Susanne versprachen, pünktlich zu sein; die fünf Reisenden stiegen in den Wagen und schlugen wieder den Weg nach Paris ein, während Susanne in ihr Zimmer zurückkehrte und an ihren Bruder schrieb:

»Hinter Dir ist die Familie angekommen; sie nimmt Mina mit. Ich glaube, daß morgen etwas Außerordentliches in der Rue Saint-Jacques vorgehen wird. Wir sind eingeladen, Madame Desmarets und ich, den Tag bei ihnen zuzubringen; willst Du Dich über die Ereignisse auf dem Laufenden erhalten, so richte es so ein, daß Du Madame und mich in Deiner Caleche fährst.

»Deine Schwester die Dich liebt.

»S. von V.«

Die Mohicaner von Paris

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