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Erstes bis viertes Bändchen
XXVII
Der Heirathsantrag

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Wie es Justin gehofft, verließ seine theure kleine Mina die Pension und sollte nach Hause zurückkehren, ohne daß der Schatten eines Bedauerns über ihre Stirne zu ziehen das Recht hatte.

Sie war weht ein wenig besorgt, wie ihre aristokratische Freundin den Steig des Faubourg Saint-Jacques, den Hof des Apothekers, den finsteren Eingang der Wohnung und alle diese Mahle, wenn nicht des Elends. doch wenigstens der Armuth, ansehen würde, die sie nur bemerkte, indem sie dachte, eine Andere könnte sie bemerken.

Mina war indessen besorgt, aber sie schämte sich nicht: sie hätte diese armselige Wohnung mit Freunden nicht gegen einen Palast mit Fremden vertauscht; über dies glaubte sie ihrer Susanne so sicher zu sein, wie ihrer selbst und sie sagte sich, in welchem Stande sie eine Freundin hätte, und so gering auch dieser Stand sein möchte, sie würde sich immer erfreut und geehrt fühlen, von ihr empfangen zu werden.

Die Reise schien Jedermann kurz, besonders aber Mina, welche nicht einmal bemerkte, daß es eine Reise war; ihre Hand in der von Justin, den Kopf bald in die Ecke des Wagens zurückgelehnt, bald auf die Schulter des jungen Mannes gestützt, machte sie einen von den goldenen Träumen, wie man sie nur von fünfzehn bis achtzehn Jahren macht.

Wie groß auch die Neugierde der Einwohner der Vorstadt war, sie hatte nicht gegen eine so weit vorgerückte Stunde Stand halten können: von sieben Uhr an war Jeder, je nach seiner mehr oder minder großen Beharrlichkeit, in sein Hans zurückgekehrt, und die letzte Thüre hatte sich hinter dem letzten Nachbar geschlossen. – dessen Rückzug die Straße völlig verödet ließ, wie sie das Schließen seiner Thüre finster lassen sollte, – als man das ungewohnte Geräusch des Rollens von einem Wagen hörte, der vor der Thüre des Apothekers anhielt.

Der Apotheker, welcher noch nicht zu Bette gegangen war, – weniger, um gewissenhaft den Auftrag von Herrn Müller zu erfüllen, als um den Pflichten seines Gewerbes zu gehorchen. – der Apotheker, sagen wir, hatte kaum gehört, daß der Wagen anhielt, als er die Thüre wieder öffnete und, seine Nachbarn erkennend, den Schlüssel Herrn Müller mit der Bemerkung übergab, der Priester, den er erwarte, habe sich nicht gezeigt.

»Welcher Priester?« fragte das Mädchen.

»Ein mir befreundeter Priester,« antwortete Herr Müller, der vielleicht zum ersten Male, jedoch entschuldigt durch die Absicht, log.

Der brave Mann log aus einem guten Beweggründe.

Man schickte den Fiacre weg, und während ihn Herr Müller bezahlte, flüsterte er ihm ein paar Worte zu, welche keine andere waren, als die:

»Seien Sie morgen Vormittag auf den Schlag zehn Uhr hier.«

»Man wird da sein, Herr,« antwortete der Fiacre.

»Sie bestellen den Fiacre, lieber Papa Müller?« fragte Mina.

»Ja, mein Kind; ich habe Euch morgen eine kleine Spazierfahrt machen zu lassen.«

»Du bist dabei, Bruder Justin?« fragte Mina.

»Ich glaube wohl!« erwiderte Justin.

»Oh! dann, welch ein Glück!« rief Mina.

Und sie hüpfte in das Haus hinein, und sagte guten Morgen jedem Geräthe der Wohnung der Rue Sainte-Jacques, wie sie Lebewohl jedem Geräthe des Pensionats von Versailles gesagt hatte.

Man legte sich erst um Mitternacht zu Bette und, ganz außerordentlicher Weise! blieb Madame Corby bis zu dieser Stunde auf, was, so lange Mina und sogar Müller sich erinnern konnten, nie geschehen war.

Um Mitternacht trennte man sich.

Justin, gab dem Mädchen seinen letzten väterlichen Kuß auf die Stirne; der Kuß am anderen Tage sollte ein Gattenkuß sein.

Müller wünschte Jedermann gute Nacht; er hatte nicht die geringste Lust, sich zu entfernen, und er behauptete, wenn Geiger da wären, würde er mit Schwester Céleste tanzen.

Die arme Schwester Céleste! sie lächelte traurig: sie hatte nie getanzt.

Die zwei Männer gingen in das Zimmer von Justin hinab und plauderten hier noch eine Stunde.

Dann entfernte sich Müller.

Justin nahm sein Violoncell aus seinem Kasten, schloß es zwischen seine Knien und spielte, mit seinem Bogen zwei Zoll über den Saiten streichend, in Gedanken eines der heitersten Motive von Il Matrimonio segreto, das er mit den übertriebensten Phantasien schmückte.

Um drei Uhr entschloß er sich endlich, zu Bette zu gehen, doch er war zu glücklich und folglich zu sehr aufgeregt, um ernstlich zu schlafen; überdies hätte er, ernstlich schlafend, das Gefühl seines Glückes verloren.

Man hätte glauben sollen, er entschlafe nur in der Hand haltend, was ihn zum Erwachen zurückführen wie der Taucher das Seil hält, das ihn, wenn er in der Tiefe des Wassers erstickt, an die Oberfläche des Meeres zurückbringen soll.

Um sechs Uhr war er aus den Beinen.

Er begriff die Langsamkeit der Zeit nicht; die Pendeluhr ging zu spät, die große Feder der Sonne war zerbrochen, der Tag würde nie kommen!

Der Tag kam um halb acht Uhr, wie er im Hofe kam; es war hier in Wahrheit nie er, sondern nur ein Namensleiher.

Justin ging zur Hausthüre, um hinauszuschauen.

Was wollte er dort sehen?

Er wußte es selbst nicht; es gibt.Augenblicke, wo man die Thüre öffnet, als ob man Jemand erwartete.

Er erwartete das Glück.

Das Glück, das so selten kommt, wenn man ihm die Thüre zum Voraus öffnet!

Es waren schon Buden offen; es waren schon Nachbarn auf der Schwelle ihrer Hausthüre.

Mehrere Personen machten Justin Zeichen.

Der Bäcker gegenüber, ein dicker Handwerksmann mit mehligem Gesichte und prallem Bauche, rief ihm zu:

»He! es ist also heute, Nachbar?«

Justin ging wieder hinein und schritt zu seiner Toilette. Sie sollte ihm eine Stunde nehmen.

Er hatte lackierte Schuhe, durchbrochene seidene Strümpfe, einen schwarzen Frack und schwarze Beinkleider, eine weiße Weste und eine weiße Halsbinde.

Er glättete seine schönen blonden Haare, welche auf seinen Hals herabfielen und ihm nach der Behauptung von Müller, das deutsche Aussehen gaben, das so sehr dem alten Professor gefiel, weil es seinen Zögling Weber ähnlich machte.

Gegen acht Uhr hörte er Geräusch über seinem Kopfe.

Es waren die zwei Mädchen, welche aufstanden.

Wenn wir sagen die zwei Mädchen, so nehmen wir die Mitte des Alters von Mina und von Céleste.

Mina zählte sechzehn Jahre, Céleste sechsundzwanzig.

Das war eine Mitte von einundzwanzig Jahren.

Nachdem Mina erwacht, sollten die ihr für diesen feierlichen Tag vorbehaltenen Ueberraschungen beginnen.

Während das Mädchen seine erste Toilette machte, ging Schwester Céleste hinaus und holte aus dem Zimmer des zukünftigen Ehepaars den ganzen weißen Putz mit Ausnahme des Kranzes von Orangentblüthen.

Plötzlich, als sie sich umwandte sah Mina auf ihrem Bette ausgebreitet den Unterrock von weißem Taffet, das Mousselinkleid mit Spitzen und die seidenen Strümpfe.

Am Fuße des Bettes standen weiße Atlaßschuhe.

Mina schaute alle diese Gegenstände mit Erstaunen an.«

»Für wen das?« fragte sie.

»Ei, für Dich, Schwesterchen.«

»Sammle ich zufällig heute Almosen?« sagte Mina lächelnd.

»Nein, Du bist bei der Hochzeit.«

Mina schaute Schwester Céleste ganz verwundert an.

»Wer heirathet denn?« fragte sie.

»Das ist ein Geheimnis!«

»Ein Geheimnis?«

»Ja.«

»Ah! sage es mir!« verfehle das Kind. mit seinen hübschen Händen die Wangen der alten Jungfer streichelnd.

»Du wirst das Justin fragen,« erwiderte diese.

»Oh! Justin!« rief Mina, »wie lange habe ich ihn nicht gesehen! Wo ist er denn?«

»Er wartet, bis Du angekleidet bist.«

»Ah! dann will ich mich rasch ankleiden.«

Und von Céleste unterstützt, kleidete sich Mina in einem Nu an.

Was in der Regel am meisten Zeit bei der Toilette der Frauen braucht, ist der Kopfputz.

Doch ihre Haare kräuselten sich von Natur.

Ein Kammstrich genügte, um sie in dicken Locken um ihre Finger zu rollen.

Fünf bis sechs Locken fielen so auf jeder Seite ihrer Wangen herab, rollten auf ihre Schultern, verloren sich in ihrer Brust und Alles war geschehen.

»Nun bin ich angekleidet, Schwester Céleste,« sagte Mina. »Wo ist Justin?«

»Komm!« erwiderte Céleste.

Um aus der kleinen Wohnung wegzugehen, mußte man das Zimmer von Madame Corby durchschreiten.

Die Blinde erkannte den Tritt von Mina.

Madame Corby, während sie Mina küßte, griff mit der Hand nach ihrem Kopfe; es war, als suchte sie Etwas

Dieses Etwas fehlte.

»Sie hat Justin noch nicht gesehen?« fragte die Mutter.

»Nein, Justin erwartet sie.«

»So gehe,« sprach Madame Corby; »es gibt Augenblicke, wo einem das Warten so lange dünkt.«

Schwester Céleste öffnete die Thüre; Mina wollte hinabgehen.

»Nein,« sagte Schwester Céleste, »hier!«

»Sie öffnete die Thüre gegenüber.«

Es war die des von uns geschilderten hübschen Brautgemachs.

Justin stand mitten im Zimmer und hielt in der Hand, was dem Putze von Mina fehlte, was Madame Corby auf der Stirne der Waise gesucht hatte: den Orangenblüthenkranz.

Mina begriff Alles.

Sie gab einen Freudenschrei von sich, erbleichte und streckte die Hände aus als wollte sie eine Stütze suchen.

Die Stütze war da.

Justin machte nur einen Sprung und empfing, sie in seinen Armen.

Sodann, während er seine Lippen auf die von Mina drückte, setzte er ihr den Orangenblüthenkranz auf die Stirne.

So, in einem kleinen erstickten Schrei, warb Justin um die Hand von Mina, und antwortete Mina, sie willige ein, Justin zu heirathen.

Fünf Minuten nachher war Mina zu den Füßen von Madame Corby, welche, nachdem sie den Kopf des Kindes betastet und das, was sie zehn Minuten vorher vergebens gesucht, darauf gefunden hatte, ihre zitternde Hand emporhob und sprach:

»Im Namen alles Glückes, das ich Dir verdanke, segne ich Dich, mein Kind!«

In diesem Augenblick erschienen drei Personen an der Thüre.

Das waren einmal Madame Desmarets und Susanne von Valgeneuse; sodann, hinter diesen Damen, erblickte man den Kopf des Professors, der sich auf den Fußspitzen erhob, um zu sehen, wie die Sache stand.

Plötzlich fühlte sich der gute Professor um den Leib gefaßt, beinahe erstickt.

Es war Justin, der ihn umarmte.

»Nun?« fragte der brave Mann.

»Sie liebt mich!« rief Justin

»Als Schwester!« sagte Müller lachend.

»Als Schwester, als Braut, als Frau, als Gattin!

Sie liebt mich, theurer Herr Müller! oh! ich bin der Glücklichste der Menschen!«

Justin hatte Recht. in diesem Augenblick berührte er jenen Culminationspunkt, welchen zu erreichen so wenig Menschen gestattet ist.

Er berührte den Gipfel des Glücks.

Es bahnte sich indessen ein kleiner Groom, bekleidet mit einem schwarzen Rock und einer weißen Hose, Umschlagstiefel an den Beinen und einen Hut mit Borte und schwarzer Cocarde auf dem Kopfe, einen Weg zwischen den Personen dieser Scene durch und kam bis zu Susanne von Valgeneuse, der er ein zusammengerolltes Papierchen und einen Bleistift überreichte.

»Von Herrn Loredan,« sagte englisch der Groom; »er bittet um Antwort.«

Susanne entrollte das Papierchen und sah nichts als ein ungeheures Fragezeichen.

Sie begriff und schrieb unter dieses Fragezeichen folgende paar Zeilen:

»Mina heirathet! Sie nimmt ihren großen Einfaltspinsel von einem Schulmeister zum Manne.

»Bezahle Deiner Liebe den Lohn und gib ihr den Abschied . . . mit dem Vorbehalte, sie später wieder in Deinen Dienst zu nehmen.

»S. von V.«

»Hier Dick. Bring dies Deinem Herrn,« sagte sie;«es ist die Antwort.«

Justin hatte Alles gesehen, doch ohne Etwas zu errathen.

Es durchzog indessen eine Art von Ahnung einen unbekannten Unglücks wie ein Schauer seine Adern.

Er ging ans Fenster um zu schauen, wem dieses Billet übergeben würde.

Ein schöner, eleganter junger Mann wartete vor der Thüre in einer Caleche.

Das war ohne Zweifel Herr Loredan von Valgeneuse.

Als er den Tritt des Groom hörte, wandte er sich um; Justin konnte sein Gefecht sehen.

Es war derselbe junge Mann, der am Fronleichnamsfeste Mina auf eine so seltsame Weise angeschaut hatte, daß der Schulmeister die erste Schlange der Eifersucht in sein Herz beißen gefühlt.

Der kleine Groom übergab das Billet dem jungen Manne; er las es und winkte ihm, wieder seinen Platz neben dem Kutscher einzunehmen.

Der Knabe saß noch nicht auf dem Bock, als der Wagen im Galopp abging.

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