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Ephraem: Die relational-existentielle Einheit im „Bekleidungsschema“

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„Heil zu sein“, im rechten Verhältnis zu Gott und der Welt zu stehen, wurde im syrischen Bereich häufig gleichgesetzt mit der „Bekleidung im richtigen Gewand“. Hatte sich schon Aphrahat der Kleidersymbolik bedient, um die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus zu beschreiben, gewann sie bei Ephraem, dem Syrer, eine noch stärkere Bedeutung. Die Inkarnation wurde insgesamt in der ostsyrischen Tradition gerne nach dem „Bekleidungsschema“ gedacht. Diese Kleidungssymbolik73 („sich mit einem Leib bekleiden“. Syrisch = „leḇeš paḡrâ’“) hatte durch die älteste syrische Übersetzung des Glaubensbekenntnisses von Nicaea, das die „Kirche des Ostens“ auf ihrer Synode von Seleucia 410 angenommen hat, einen offiziellen Status erhalten.

Für den syrischen Theologen Ephraem (ca. 303–373), den die „Kirche des Ostens“ wie auch die westsyrische Kirche bis heute als einen ihrer bedeutsamsten Kirchenväter verehrt, war die Inkarnation Gottes der Schlüssel zum Verstehen der Erlösung74. Er verband wie Aphrahat westsyrisches und ostsyrisches Erbe in seinem Denken75. Seine Theologie ist geprägt von einem vielfachen Gebrauch einer durch und durch symbolischen Sprache. In der verdichteten Sprache von Hymnen beschrieb er in mannigfaltigen Bildern, wie Christus, das „inkarnierte Wort“, zum Mittler wurde zwischen der ewigen Welt Gottes und der geschaffenen Welt, der Schöpfung Gottes. Ephraem versteht die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus als ein Wunder und eine „paradoxe Selbsterniedrigung Gottes“ aus Liebe zu den Menschen76. Sein theologisches Konzept provoziert die Frage, wie der Herrscher der Welt, ohne den die geschaffene Ordnung nicht bestehen kann, in einem einzelnen, kleinen menschlichen Leib einwohnen kann.

Die symbolische Sprache und insbesondere das „Bekleidungsschema“ helfen nach Ephraem, dem „Mysterium der Einheit“ Gottes mit der Welt in Christus auf die Spur zu kommen, ohne sich dem Geheimnis Gottes unangemessen zu nähern77. Adam und Eva waren vor dem Sündenfall nicht nackt wie danach, sondern mit dem „Lichtgewand der göttlichen Gnade bekleidet“. Durch die Sünde, den Verstoß gegen Gottes Weisung, haben sie dieses Gewand verloren und sind von Gott mit den Fellgewändern der sterblichen Existenz ausgestattet worden. Deshalb hat der Sohn Gottes sich mit „der Menschheit bekleidet“.

Christus trug als „zweiter Adam“ das ursprüngliche Lichtgewand und hat es bei seiner Taufe im Jordan für alle Menschen hinterlegt. Seither kann der Mensch, wenn er Christus nachfolgt und sich taufen lässt, in der Taufe das Lichtgewand des Paradieses wieder anziehen. Mehr noch: Der durch Christus geprägte Mensch ist als Christ herrlicher bekleidet als Adam und Eva, er erhält Anteil am göttlichen Leben, das durch Christus mit der Menschheit verbunden ist. „Du hast angezogen unsere Menschheit“, heißt es schon in einem altkirchlichen eucharistischen Hochgebet von Addai und Mari aus dem 3. Jahrhundert. Denn Christus war gehorsam bis zum Tode am Kreuz (Phil. 2 als zentraler Text dieses theologischen Denkens), hat dann den Tod besiegt und ist – als Mensch – zu Gott erhöht worden: „Christus folgt uns in diese Tiefen durch die Menschwerdung, um uns wieder zu dem Gastmahl des Paradieses zurückzuführen“78.

Religion fällt nicht vom Himmel

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