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Jüdische und christliche Einflüsse unter den Arabern

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Im Großraum Syrien bis hin zu östlichen wie nordwestlichen Gebieten der arabischen Halbinsel dürften die Araber schon früh mit dem Christentum in Berührung gekommen sein125. Monotheistische Tendenzen sind aber nicht nur durch das Christentum im 3./4. Jahrhundert gestärkt worden. Die wechselseitigen Beeinflussungen im theologischen und kultischen Denken, Identitätsfragen und Abgrenzungsversuche und religionsgeschichtlich interessante Begegnungen mit dem Judentum können hier nur erwähnt werden126. Nur so viel: Größere jüdische Gemeinden, die selbst aramäisch sprachen, hatten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die arabischen Stämme, auf deren Sprache und Denken. Es wird überliefert, dass die Rabbinen versuchten, die Mischna, eine Sammlung von Lehrsätzen, die zur Grundlage des Talmud wurden, über die Synagogen zu verbreiten. Ṣalîbî127 konnte anhand alter Reisebeschreibungen und manchem archäologischem Material eine Fülle von jüdischen Gemeinden, Lehrhäusern und Synagogen nachweisen. Ebenso wie im Christentum gab es ein breit gefächertes Judentum, das unter den Arabern Proselyten gewann, weil die „jüdische Mission“ die Araber an ihre Herkunft von Abraham und Ismael erinnerte128.

Der Name „Medina“ könnte ursprünglich ebenfalls von ihnen kommen: „Medine“ ist im Jüdischen der „Gerichtsbezirk“. So bezeichnete man z.B. noch im 17. Jahrhundert den jüdischen Gerichtsbezirk in Frankfurt am Main als „Löwchen-Medine“129. Durch die gemeinsame Sprache, das Aramäische, waren die Kontakte zwischen Juden und Christen im Osten stärker als im westsyrischen Raum, in dem sich die Christen vielfach des Griechischen bedienten. Wie stark der Einfluss des Judentums gewesen sein muss, zeigt die Tatsache, dass die Synoden der ostsyrischen Kirche am Ende des 6. und zu Beginn des 7. Jahrhunderts den Christen die Teilnahme an jüdischen Festen, den Kauf jüdischen Weins sowie den gesellschaftlichen Umgang mit Juden verboten. Solche ständig wiederholten Gesetze weisen darauf hin, dass sie nicht eingehalten wurden130.

Nicht nur im Großraum Syrien, sondern auch auf der arabischen Halbinsel waren nach den Verfolgungen im römisch-byzantinischen Reich jüdische Gemeinden bzw. eine Anzahl judaisierter Stämme zu finden. Sie siedelten besonders im Südwesten in den Oasengebieten131. Anders als die aramäisch sprechenden Juden im persischen Reich waren diese judaisierten Stämme nicht nur Araber in Kultur und Lebensweise, sondern auch der Sprache nach. Besonders in Yaṯrib gab es eine starke arabisch-jüdische Gemeinschaft, die 1/3 der Bevölkerung ausmachte132. Der jüdisch (-gnostische) Einfluss dürfte jedenfalls aufgrund der vielen jüdischen Stätten auf der arabischen Halbinsel größer gewesen sein als bisher angenommen133. Dass die Forschungsergebnisse von Ṣalîbî exakt waren, bestätigte indirekt das saudi-arabische Regime, dass nach Veröffentlichung des Buches alle von Ṣalîbî aufgeführten jüdischen Stätten zerstörte, um die Erinnerung an jüdisches Leben auf der arabischen Halbinsel ein für allemal auszulöschen134.

Mit anderen Worten: Zeitgenössische Quellen belegen, dass das Judentum im syrischen Großraum und in Teilen der arabischen Halbinsel verbreitet gewesen ist135, besonders im Nordwesten der Halbinsel sowie im Yemen136. Die römische Eroberung und Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 im Jüdischen Krieg 66–73 und der jüdische Bar-Kochba-Aufstand von 135 ließen Juden jenseits der Grenzen des römischen Imperiums fliehen. Durch die Eroberungen der Sassaniden sind viele Juden als Gefangene oder Flüchtlinge jenseits der Grenzen des „Imperium Romanum“ nach Osten ins persische Reich oder an den nördlichen Rand der arabischen Halbinsel gebracht worden und siedelten dort in den fruchtbaren Palmenoasen. So kamen die Araber im großsyrischen Raum dort und in Persien eher als im Hiğâz137 mit jüdischem Leben in Berührung, wie es die islamische Geschichtsschreibung festhält.

In der gesamten Region gab es bemerkenswerte große und einflussreiche jüdische Gemeinden. Der sich zum Judentum bekennende König Yûsuf (anderer Name: Ḏû-Nuwâs) wähnte sich Anfang des 6. Jahrhunderts n. Chr. (523) sogar so stark, dass er auch gegen die Christen vorging138. Die Konfrontation zwischen den Christen und dem sie verfolgenden jüdischen König spitzte sich zu beim Bekenntnis zum gekreuzigten Sohn Gottes, auf den die Christen spucken sollten. Die Antwort der Frauen von Nağrân stellt ein „urchristlich anmutendes Bekenntnis zu Christus“ dar, dass in dieser Verfolgungszeit über Glaubensdifferenzen hinaus führte139 und sogar in der islamischen Welt Widerhall fand (Sure 85, 4–9140): „Gott verhüte, dass wir unseren Herrn und unseren Gott Jesus Christus verleugnen. Denn er ist Gott und der Schöpfer von allem, und er hat uns errettet vom ewigen Tod. Und Gott verhüte, dass wir auf Sein Kreuz spucken oder dass wir es mit Verachtung behandeln, denn dadurch hat er für uns die Erlösung von allem Irrtum bereitet“141.

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