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Fremdheit

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Da der Aspekt der Fremdheit immer wieder zentraler Gegenstand eines alteritätsethischen Anerkennungsverständnisses ist, soll an dieser Stelle konkreter auf Fremdheit als ethisch relevanter Aspekt der Pädagogik eingegangen werden. Grundlegend geht der Erfahrung von Fremdheit die Erfahrung von Differenz und Verschiedenheit voraus (vgl. Stinkes 2014). Stinkes sieht in der Auseinandersetzung mit Differenz und Verschiedenheit eine große Bedeutung für die Pädagogik (vgl. ebd.). In ihrem Artikel »Antworten auf andere Fremde« geht sie der Frage nach, wie das Fremde in der eigenen Erfahrung auftaucht und wie es möglich wird, dem Fremden anerkennend zu begegnen. Für Stinkes gibt es zwei verschiedene Formen des Fremden – die ›verstandene Fremdheit‹ auf der einen Seite, welche Begabung, Kultur, Geschlecht, Interessen und ähnliche Verschiedenheiten umfasst, und die ›radikale Fremdheit‹, die einem in ihrer Verschiedenheit verschlossen und unzugänglich bleibt (vgl. ebd.).

Mit der Bezeichnung der radikalen Fremdheit greift Stinkes auf Levinas zurück, der die Begegnung mit dem radikal Fremden als irritationsauslösend oder beunruhigend beschreibt. Dem Ich stößt durch die Begegnung mit dem Anderen etwas zu, es scheitert in der Erkennung des Anderen. Die Andersheit des Anderen ist seine Verschiedenheit zum Ich. Wichtig ist jedoch, dass auch eine gewisse Nichtverschiedenheit in der Begegnung deutlich wird. Denn erst durch diese wird die Fremdheit relevant und kann ein Gefühl der Verantwortung auslösen (vgl. Levinas 1992 in: Dederich 2013; Stinkes 2014).

Moser widmet sich 2011 unter Rückbezug auf Rödler, Stinkes, Fornefeld und Dederich der Anerkennung von Fremdheit und der Bedeutung für die Pädagogik. Hierbei wird deutlich, dass die leibliche Existenz eines jeden Menschen für das pädagogische Fremdverstehen nutzbar gemacht werden kann. Dabei geht es aber nicht darum, den Fremden zu erkennen, sondern ihn vielmehr in seiner Fremdheit anzuerkennen. Moser spricht in diesem Fall von einer ›fürsorglichen Anerkennung‹, was gleichzeitig deutlich macht, dass dieses Anerkennen und die damit einhergehende Verantwortung auf einer Asymmetrie fußt. Das Verstehen des Anderen muss immer vorläufig und revidierbar sein (vgl. Salzberger 2008; Moser 2011). Es geht um eine zirkuläre Auseinandersetzung mit der* Anderen/der* Fremden und der eigenen Person mit all den innewohnenden Vorstellungen. »Die Annäherung an den Anderen in all seiner Vielfalt bietet […] den ersten Schritt, ihn aus den Fesseln der Macht zu befreien« (Laubenstein 2008, 334).

So gilt: »Angesichts von Vielfalt und Differenz wird eine heterogenitätsfreundliche Ungleichheitsbewältigung zur zentralen Aufgabe der Heil- und Sonderpädagogik« (Dederich 2013, 55). Das schließt gleichermaßen eine Reflektion über vollzogene Othering-Prozesse ( Kap. I, 3.3) mit ein, denn es geht gerade nicht darum, das scheinbar ›Fremde‹ als ›anders‹ festzulegen, sondern sich diesem anzunähern.

Pädagogik bei zugeschriebener geistiger Behinderung

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