Читать книгу Heilen mit Pflanzenessenzen - eBook - Bruno Vonarburg - Страница 19
ОглавлениеNERVENSCHMERZEN
(Neuralgie,
Trigeminusneuralgie)
Nervenschmerzen, medizinisch als Neuralgie (abgeleitet vom griechischen neuron, »Nerv«, und algos, »Schmerz«) bezeichnet, gehören zu den aufreibendsten Beschwerden, die den Menschen beeinträchtigen können. In der Regel weisen sie einen intensiven reißenden, bisweilen auch bohrenden oder brennenden Charakter auf und treten im Ausbreitungsgebiet bestimmter Nervenbezirke (an sensiblen, peripheren Nervenfasern) oft blitzartig aus heiterem Himmel in Intervallen in Erscheinung.
Die häufigste Form ist die Trigeminusneuralgie mit anfallsartigen Schmerzen im Gesicht. Die Erkrankung tritt vielfach erst nach dem 50. Lebensalter auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Man unterscheidet die idiopathische Form ohne erkennbare Grundlage von der symptomatischen Neuralgie mit erkennbarer Ursache.
Die plötzlich einschießenden, rasenden, bisweilen sekundenlang andauernden Schmerzen (nicht länger als 2 Minuten) im Versorgungsbereich des dreiästigen Trigeminusnerves (Drillingsnerv im Ober- und Unterkiefergebiet) können einseitig links oder rechts bis zu hundert Mal täglich eintreten. Das Einschießen des schockartigen Anfalls lässt die Betroffenen zusammenzucken, was als »Tic douloureux« bezeichnet wird. Jegliches Kauen, Zähneputzen, Sprechen oder Rasieren verschlimmert die Symptome. Die lokalen Stellen sind kälte- oder wärmeempfindlich und reagieren auch sehr gereizt auf Bewegungen oder Berührungen. Die Umgebung fühlt sich oft kribbelig oder taub an.
Die Betroffenen verhalten sich sehr ängstlich gegenüber den wiederkehrenden Schmerzattacken, was sogar zu depressiver Verstimmung führen kann. Auch die Lebensqualität ist durch das Leiden stark eingeschränkt, da die Erkrankung die Tendenz hat, über einen längeren Zeitraum anzudauern.
Der Anfälle können Vorboten einer späteren Nervenentzündung (Neuritis) sein, die aber nicht unterbrochen von schmerzfreien Phasen, sondern mit Dauerschmerzen verläuft.
Auch der Ischias ist eine neuralgische Erkrankung mit spezifischen Nervenschmerzen im Rückenbereich, ausstrahlend in die Extremitäten. Ferner gibt es Formen, die eher vereinzelt auftreten, so beispielsweise Occipitalneuralgie, die sich im Nacken-Hinterhaupt bis zum Scheitel lokalisiert, die seltene Glossopharyngeusneuralgie in den Vagusarealen von Ohr, Mandeln, Kehlkopf und Zungengrund, die Intermediusneuralgie im Gehörgang, die Laryngeusneuralgie an der Seitenwand des Rachens, die Nasoziliarneuralgie in der seitlichen Nasenhälfte und die Supraorobitalisneuralgie in der mittleren Stirnregion. Neuralgische Schmerzen können sich auch an den Brustdrüsen oder im Unterleib von Frauen, in den Hoden oder Samensträngen von Männern, sowie zwischen den Rippen (Interkostalneuralgie – möglicherweise identisch mit Seitenstechen), am Zwerchfall (Phrenikoneuralgie) oder beim Karpaltunnelsyndrom am Unterarm und an den Händen auftreten.
BESCHWERDEBILD
All die Sonderformen der Neuralgien verbinden viele gemeinsame Beschwerdebilder. Das markanteste Merkmal sind die plötzlich auftretenden reißenden, blitzartig einsetzenden Schmerzen von verschiedener Stärke. Sie wiederholen sich mit Unterbrechungen und können später in eine chronische Form ausarten. Dabei bestehen Ausstrahlungen in der Umgebung des Herdes mit eventuellen Lähmungserscheinungen oder Kribbeln und Taubheit. Eine charakteristische Eigenart der Neuralgie ist die Einseitigkeit der Beschwerden, entweder nur links oder nur rechts, vor allem an den Wangen, am Kopf, an Armen, Rippen, Beinen oder am Bauch.
Neuralgien entstehen vorwiegend im mittleren oder höheren Lebensalter; Kinder sind äußerst selten betroffen.
URSACHEN
Die verursachenden Auslöser sind mannigfaltig. Vielfach treten Neuralgien in der Folge von Erkältungen, Zugluft, Sitzen auf kalter Unterlage, feuchtkalter Witterung oder durch Entzündungsherde der Zahnwurzeln, Mandeln, Stirn- und Nebenhöhlen in Erscheinung. Risikofaktoren sind auch Infekte in Hals, Nase und Ohren, ferner Grippe, Malaria, Syphilis, Gürtelrose oder Hepatitis und Hirnhautentzündung. Auch bestimmte Grunderkrankungen können Neuralgien begünstigen: Diabetes mellitus, Fettsucht, Gicht, Rheuma, Blutarmut, Wechseljahrsbeschwerden, multiple Sklerose, Gehirntumore oder Schlaganfälle.
Nicht zu unterschätzen sind Verletzungen mit mechanischem Druck auf periphere Nerven und Degenerationsprozesse, die neuralgische Schmerzen verursachen können: Kopfverletzung, Gehirnerschütterung, Wirbelsäulenschädigung, Schleudertrauma, Bandscheibenvorfall, Nervenverletzungen beim Zahnarzt, Prellungen, Narbenstörungen, Arthrose und Amputationen. Außerdem können Durchblutungsstörungen im Kopfbereich, unbehandeltes Glaukom (Grüner Star), falsche Brillengläser oder ununterbrochene Arbeiten am Bildschirm wesentliche Voraussetzungen für Neuralgien sein. Auch zu viel Alkohol, Nikotin, Kaffee sowie Vitaminmangel sind diesbezüglich zu nennen. Ebenso sind Nebenwirkungen von Medikamenten (Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen), die Unterdrückung von Hautausschlägen oder Impfschäden als Ursachen abzuklären.
Eine Neuralgie wird oft voreilig diagnostiziert, sobald Schmerzen an prädestinierten Körperstellen im Gesicht, an den Zähnen, im Kiefergelenk, an Augen, Ohren oder Nebenhöhlen in Erscheinung treten. Auch bei Grünem Star, Clusterkopfschmerzen (punktförmiger Schmerz), Kiefergelenkentzündungen oder Hirntumor sind Fehldiagnosen möglich. Markantes Merkmal sind immer die intensiven tief sitzenden Schmerzen. Aus Sicherheitsgründen sollte eine Untersuchung beim Zahnarzt oder eine elektrophysiologische Diagnose beim HNO-Arzt durchgeführt werden. Bei anhaltenden Beschwerden entschließt sich der Arzt zu einer Kernspintomografie (MR) oder Computertomografie (CT), um einen Tumor als Ursache auszuschließen.
Johanniskraut lindert Nervenschmerzen.
Bei einer eindeutigen Bestimmung der Neuralgie werden die Beschwerden mit Schmerzmitteln (Salizylsäure, Carbamazepin oder Morphiumpräparate), aber auch mit psychischen Beruhigungsmitteln (Neuroleptika), antiepileptischen Medikamenten (Antikonvulsiva) wie auch Antidepressiva behandelt. Bei zu häufiger Einnahme besteht die Gefahr von Magen- oder Leberbeschwerden sowie die Tendenz zur Abhängigkeit. Es werden aber auch Vitamin-B-Kuren, Lokalanästhesien, in schwerwiegenden Fällen sogar Operationen (Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta) vorgenommen.
Vorsicht: Wenn die neuralgischen Schmerzen sehr heftig sind und sich immer mehr verschlimmern, kann eine sogenannte Subarachnoidalblutung vorhanden sein, bei der ein missgebildetes Gefäß geplatzt ist – sofort den Notarzt rufen! Auch wenn bei einer Neuralgie starker Schwindel, Sprachstörungen, Orientierungsschwierigkeiten auftreten, kann dies ein Hinweis auf einen Schlaganfall (Apoplex) sein, wobei ebenfalls der ärztliche Notfalldienst gerufen werden muss. Gleiches ist der Fall, wenn im Alter über 40 plötzlich massive Kopfschmerzen von außergewöhnlicher Intensität auftreten.
UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN
Als Erstes muss die mögliche Ursache ergründet werden. In hartnäckigen Fällen ist es von Vorteil, zu Beginn der Behandlung über ein paar Tage eine Fasten- oder Rohkostkur durchzuführen, um den geschwächten Organismus nicht mit üppiger schwerer Nahrung zu überlasten. Eine eventuelle Verstopfung muss unbedingt behandelt werden. Je nach Intensität des neuralgischen Anfalls sollte Bettruhe eingehalten werden, wobei periodisch für frische Zimmerluft gesorgt werden muss.
Wird Wärme ertragen, kann auf der schmerzenden Stelle eine Heublumenpackung aufgelegt werden. Ein Gazetuch wird dazu mit 4 Wäscheklammern an einem Topf mit 1 Liter Wasser befestigt. Unten muss das Tuch eine kleine Mulde bilden, in diese 2 bis 3 Handvoll Heublumen (Drogerie oder Apotheke) geben. Das Wasser zum Kochen bringen und die Heublumen 10 Minuten lang im aufsteigenden Wasserdampf befeuchten. Anschließend das Gazetuch mitsamt den Heublumen zu einer vierekkigen Packung formen und diese auf die schmerzende Gegend legen. Mit einem Frottiertuch abdecken und 30 Minuten einwirken lassen. Die Packung danach entfernen, die behandelte Stelle reinigen und mit Johannisöl einreiben. Diese Heublumenbehandlung hat eine ausgesprochen schmerzlindernde und entspannende Wirkung. Sie kann täglich bis zur vollständigen Besserung wiederholt werden.
Sehr gut bewährt haben sich auch warme Kümmelauflagen: Dafür 1 Handvoll Kümmelsamen in ein kleines Leinensäckchen füllen und 2 Minuten lang in kochend heißes Wasser legen. Anschließend abtropfen und etwas abkühlen lassen und noch warm auf die neuralgische Stelle legen. Mit einem Frottiertuch zudecken und etwa 30 Minuten einwirken lassen. Danach die Stelle mit Johannisöl sanft einreiben.
Wird Wärme nicht ertragen, kann zur Schmerzlinderung 10 Minuten lang an der Schmerzstelle ein Gefrierbeutel aufgelegt werden.
Neuralgiekranke sollten eine leichte, natürliche, biologische und vollwertige Ernährung einhalten. Auf Alkohol, Nikotin, Kaffee, Schwarztee, zu viel Kochsalz, Zucker, Süßigkeiten, Schweinefleisch, Geräuchertes, Wurstwaren sollte gänzlich verzichtet werden. Täglich bis zu 1,5 Liter Flüssigkeit trinken. Empfehlenswert ist im Laufe des Vormittags und des Nachmittags 1 Tasse ungesüßter Holunderblütentee. 20 Milliliter Holunderbeerensaft (Reformhaus) mit Wasser verdünnt über den Tag verteilt einzunehmen, ist überaus bekömmlich. Sein Vitamin J soll nach Dr. Epstein und Jokel aus Prag bei Neuralgien schmerzlindernd wirken. Von Vorteil sind auch Hefekuren und Magnesiumorotat oder Magnesiumcitrat (morgens und abends 1 Tablette).
HAUPTMITTEL
Johanniskraut
(Hypericum perforatum L.)
Das Johanniskraut als »Lichtpflanze« ersten Ranges feiert das Blütenfest zur Zeit der Sommersonnenwende, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Aus dieser Signatur geht hervor, dass die Naturarznei jenen Kranken hilft, denen alles zu dunkel und zu finster erscheint, die nicht mehr aufstehen und hochkommen können. Sie hungern nach Licht und Sonne, nach Helligkeit, Klarheit und Zuversicht – sie möchten zum Licht gehoben werden – weg aus der Niedergeschlagenheit, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit.
Die ans Licht gehaltenen Johanniskrautblätter mit ihren dunklen Punkten (Hypericinspeicherzellen) geben einen signaturenhaften Hinweis auf die stichartig heftigen Schmerzen nervenempfindlicher Körperstellen. Der blutrote Saft, der beim Zerreiben der Blüten zum Vorschein kommt, signalisiert die hoch empfindliche Intensität von neuralgischen Erkrankungen. Die Übersensibilität wird oft von Kribbeln, Taubheit, wie von Nadelstichen hervorgerufen, begleitet.
Oft machen sich bei der Neuralgie psychische Störungen mit hartnäckiger Depression, Melancholie und Schwermütigkeit bemerkbar. Der»psychisch neuralgische Seelenkatarrh« kann jedoch durch die Blütenessenz mit ihrer gespeicherten Lichtenergie erhellt und überwunden werden, wobei auch die Nervenschmerzen ihre Vorherrschaft verlieren.
Darmsanierung: Die Auslöser für Nervenschmerzen sind multifaktoriell. Sehr oft aber begünstigt ein chronisches, entzündliches Geschehen im Kopf- und Nervenbereich die Entstehung des Schmerzes. Neueste Studien haben bewiesen, dass unsere Darmbakterien mit einem entzündlichen Geschehen des Gehirns und der Nerven direkt in Verbindung stehen und dass es über die Zufuhr spezieller Darmkeime (Omni-Biotic Stress Repair, 1 Beutel täglich für mindestens 3 Monate) möglich ist, Nervenschmerzen positiv zu beeinflussen.
Zur Entspannung empfiehlt sich mehrmals wöchentlich ein 20-minütiges Vollbad bei angenehmer Körpertemperatur mit Fichtennadel- oder Lavendelölzusatz (5 bis 10 Tropfen).
DIFFERENZIALDIAGNOSE
Individuelle Heilpflanzenarzneien
Eisenkraut (Verbena officinalis L.): Hierbei handelt es sich um drahtige, fest im Boden verankerte Personen mit großem Arbeitseifer, die jedoch bei neuralgischen Erkrankungen äußerst sensitiven Reaktionen unterworfen sind. Das starre Verhaltensmuster wird in überempfindliche, verletzliche Gemütsausbrüche verwandelt.
Heckenrose (Rosa canina L.): Fühlen sich Neuralgiekranke durch die intensiven Schmerzen apathisch, teilnahmslos, innerlich wie ausgelaugt mit körperlicher Abgeschlagenheit, vermittelt die Rosenessenz die verlorengegangene Motivation, Lebensenergie, Dynamik und Initiative. Die Menschen blühen wieder auf wie ein duftender Rosenstrauch.
Holunderbeere (Sambucus nigra L.): Besteht bei neuralgischen Erkrankungen ein massiver, dunkel betrübter Hängezustand (Signatur der hängenden, schwarzen Beerendolden) und ein trockener überwärmter Körper, ist der Einsatz der Holunderessenz indiziert, wodurch die »finsteren« und »aufleuchtenden« Schmerzen von den schwarz glänzenden Beeren verdrängt werden.
Kamille (Matricaria recutita L.) : Neuralgische Schmerzen von reißendem Charakter – der Betroffene muss sich immer bewegen, kann nicht im Bett bleiben – bedürfen der Behandlung mit der Matricaria-Arznei, insbesondere wenn die Pein zu griesgrämigen, übertriebenen Reaktionen führt (Signatur: aufgewühlter, hohler Blütenboden).
Königskerze (Verbascum densiflorum Bertoil.): Sind die neuralgischen Schmerzen intensiv brennend, wie von glühenden Fackeln, wird die Verbascumessenz empfohlen. Die Beschwerden blockieren und verschließen die Betroffenen, wobei sie sich völlig vom Umfeld abkapseln. Die Blütenschwingung fördert die Standhaftigkeit und das Durchhaltevermögen.
Linde (Tilia cordata Mill.): Verlieren Neuralgiekranke durch die intensiven Schmerzen ihre innere Mitte, Herzlichkeit, Liebenswürdigkeit, Gefälligkeit, erweicht und erwärmt die Tilia die eisigen Emotionen und abgekühlten Gefühle. Auch Nervenschmerzen in Augennähe werden gemildert.
Spierstaude (Filipendula ulmaria Maxim.): Werden neuralgische Schmerzen durch feuchtkalte Witterung, Erkältungen, Aufenthalt in frostig nasser Umgebung sowie rheumatischer Veranlagung hervorgerufen, ist Filipendula vonnöten, die auch die festgefahrene Beklemmung und Besorgnis besänftigt.
Traubensilberkerze (Actaea racemosa L.): Favorisieren neuralgische Schmerzen hypochondrische Reaktionen mit ausgeprägtem Redefluss, Überreizung der Nerven (völlig aufgewühlt) und Verkrampfung des Körpers (Nackenverspannung), besonders bei Frauen, bewährt sich der Einsatz der Traubensilberkerze.
Waldmeister (Asperula odorata L.): Verursachen neuralgische Attacken Kopfschmerzen, Migräne mit schwindelartiger Benommenheit (kann nicht mehr klar denken) und Konzentrationsschwäche, verbunden mit Durchblutungsstörungen (Kribbeln, Taubheit) des betroffenen Bezirks, wird der Waldmeister eingesetzt.
Weide (Salix alba L.): Machen neuralgische Schmerzen die Betroffenen verbittert und verhärtet mit negativen, destruktiven Verhaltensstörungen (entwickelt gegenüber der Neuralgie ein polemisches Feindbild), hilft die Salixessenz zur Versöhnung mit den Schmerzen und der psychischen Verletzlichkeit.