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SCHNUPFEN

(Rhinitis)

Täglich sind wir einer Vielzahl von Viren, Bakterien, niederen Pilzen und anderen pathologischen Keimen ausgesetzt, ohne dass wir dabei krank werden. Sind jedoch die körpereigenen Abwehrkräfte geschwächt, können sich die mikroskopisch kleinen Krankheitserreger vorwiegend in den Schleimhäuten des Atemtraktes festsetzen. Das günstige Milieu mit Feuchtigkeit und Körperwärme verleiht den Eindringlingen die nötige Kraft, sich massenhaft zu vermehren und entzündliche Reaktionen auszulösen.

Die Schleimhauttapete des Nasenraums bildet diesbezüglich die primäre körperliche Eintrittspforte, in der sich die Infektionserreger einnisten können, was sich als Schnupfen (abgeleitet vom althochdeutschen snuppen, »putzen«) bemerkbar macht. Mit dem reinigenden Nasenfluss werden die eingedrungenen Krankheitserreger nach außen befördert.

Medizinisch wird das Beschwerdebild als Rhinitis (abgeleitet vom griechischen rhino, »Nase«) bezeichnet. Rund 70 Prozent der Erwachsenen in unseren Breitengraden erkranken mindestens 1- bis 3-mal jährlich an Schnupfen. Kleinkinder und Säuglinge bis zu 8-mal. Sie reagieren empfindlicher, da bei ihnen die Immunreaktionen noch nicht vollständig entwickelt sind.

Viren, hauptsächlich Rhinoviren, von denen über 100 Arten bekannt sind – infolge dieser Vielfalt existiert kein Impfstoff –, gelten als Auslöser. 90 Prozent der Fälle werden durch Tröpfchenübertragung mit dem Niesen, Husten oder Sprechen von Mensch zu Mensch verbreitet. Die Inkubationszeit nach der Ansteckung beträgt einige Stunden bis zu 2 Tage.

Unterschieden werden mehrere Schnupfenarten, so der virale Erkältungsschnupfen, der entweder trocken oder mit wässrigen bis schleimigen Sekreten auftreten kann, der Sekundärschnupfen, bei ihm sind nicht nur Viren, sondern auch Bakterien mitbeteiligt, der toxisch irritative Schnupfen, der von Gasen und Dämpfen aus gelöst wird, der hormonelle Schnupfen, der mit hormonellen Schwankungen in der Schwangerschaft, Stillzeit oder in den Wechseljahren im Zusammenhang steht, der medikamentöse Schnupfen (Rhinitis oder Privinismus medicamentosa), der durch Nebenwirkungen von Medikamenten hervorgerufen wird, und letztlich der allergische Schnupfen, bei dem Allergene wie Pollen, Staub und Milben eine auslösende Rolle spielen.

Oft kann der Schnupfen, auch Coryza (griechisch koryza, »Erkältung«) genannt, eine Nebenerscheinung einer anderen Erkrankung wie Grippe, Bronchitis, Mandelentzündung, Sinusitis, Kehlkopf- oder Rachenentzündung sein. Allgemein dauert er etwa 1 Woche. Im Volksmund sagt man: »3 Tage kommt er, 3 Tage bleibt er, 3 Tage geht er.« Dauert er länger an, entwickelt sich aus einem akuten ein chronischer Schnupfen.

Die nur unter dem Elektronenmikroskop sichtbaren Keime in der Größe eines millionstel Millimeters sind rund 300-mal kleiner als bakterielle Erreger und besitzen die Fähigkeit, durch winzig kleine Poren der Nasenschleimhaut einzudringen. Erst in neuerer Zeit gelang es Wissenschaftlern am englischen Schnupfenforschungszentrum in Salisbury, das Virus zu isolieren und zu kultivieren. Dabei zeigte sich, dass der Erreger eine enorme Zählebigkeit besitzt und tiefsten Temperaturen widerstehen kann. Damit ist er imstande, über eine längere Zeit aktiv zu bleiben.

Bei einer Ansteckung stören diese Viren das Gleichgewicht der natürlich gesunden Bakterienflora der Nasenschleimhaut und begünstigen so den Ausbruch einer Superinfektion, wobei sich in 10 Prozent der Fälle nicht nur die pathologischen Viren, sondern auch Bakterien massenhaft vermehren. Diese Sekundärinfektion bedarf der sorgfältigen Therapie, da sie sich sonst im Organismus weiterverbreiten kann.

BESCHWERDEBILD

Im Anfangsstadium kitzelt es in der Nase, dann tritt das lästige Niesen ein, gefolgt von wässrigem oder schleimigem Nasenausfluss – es wird geschnieft und gehustet, was das Zeug hält.

Der Körper reagiert auf die krankhaften viralen Eindringlinge mit einer verstärkten Aktivität der Abwehrzellen, die dafür sorgen, dass die Schleimhäute anschwellen und stärker durchblutet werden. Es werden Sekrete produziert, damit die pathologischen Keime wieder nach außen befördert werden können. Bei all diesen Reaktionen handelt es sich um körpereigene Maßnahmen, die man nicht bekämpfen, sondern eher unterstützen sollte. Durch das Anschwellen der Nasenschleimhaut besteht das Gefühl einer verstopften Nase mit beengter Atmung. Je nach Stärke der Infektion entzünden sich auch die Augen (Konjunktivitis), der Tränenfluss vermehrt sich, und es machen sich Geruchsstörungen, Benommenheit, Kopfschmerzen und Abgespanntheit bemerkbar. Vereinzelt stellen sich Gliederschmerzen ein.

Zuweilen kann auch mäßiges Fieber in Erscheinung treten (bei einer bakteriellen Infektion dagegen über 39 Grad), das ebenfalls nicht bekämpft werden sollte, da der Körper mit der erhöhten Temperatur die Ausbreitung der Keime behindert. Erst wenn es sich nach 1 bis 2 Tagen nicht von selbst senkt oder auf über 39 Grad klettert, können fiebersenkende Maßnahmen (Essigsocken, Linden-Holunderblüten-Tee, Einwickeln in eine Decke bis zum Schwitzen) durchgeführt werden. Bei trockenem Schnupfen und Kratzen im Hals sollten Betroffene viel Flüssigkeit, bis zu 3 Liter täglich, trinken.

Nur in seltenen Fällen sind Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken) am Schnupfen beteiligt – sie benötigen ein Nasenschleimhaut-Terrain, das durch Viren bereits geschädigt wurde. Die Gefahr besteht, dass sich dann eine Nebenhöhlen- oder Stirnhöhlen- (Seite 110), eine Mittelohr- (Seite 98) oder Mandelentzündung (Seite 119), entwickelt, die jeweils gründlich behandelt werden muss.

Vorsicht: Wenn das Nasensekret bräunlich grün wird oder unangenehm riecht, ist das ein Warnhinweis in Richtung einer bakteriellen Entzündung (Superinfektion). Diese muss ärztlich überprüft werden, damit sie sich nicht auf andere Organe des Atemtraktes (Stirnhöhlen, Rachen, Mandeln, Mittelohr, Bronchien, Lungen) ausbreitet. Besonders Kleinkinder, die bei Schnupfen wegen der behinderten Nasenatmung (Schniefen, Schnorcheln) unter Trinkschwierigkeiten, Appetitverlust, Heiserkeit, Schlafstörungen, manchmal Erbrechen oder Durchfall leiden, sind sorgfältig zu überwachen.

Bei älteren Menschen mit Grünem Star (Glaukom) oder Vorsteherdrüsenadenom (Prostatahyperplasie) ist zu beachten, dass die rhinitischen Beschwerden die Erkrankungen verschlimmern können.

Sind die Nasengänge angeschwollen, sollte auf den häufigen Gebrauch von Nasentropfen oder Sprays mit Phenylephedrin, Xylometazolin oder Oxymetazolin verzichtet werden. Die Schleimhäute werden dadurch ausgetrocknet und infolge der Gefäßverengung mangelhaft durchblutet, was die Resistenz vermindert. Außerdem besteht das Risiko eines Gewöhnungseffekts an diese Präparate.

Besser sind Nasenspülungen: 1/2 Teelöffel Meersalz oder Emser Salz in einer Plastikschale mit 300 Milliliter warmem Wasser auflösen, beide Nasenöffnungen ins Salzwasser eintauchen und in gebeugter Haltung tief einatmen. Damit wird das Salzwasser in die Nasenhöhlen hinaufgezogen und über den Rachen wieder ausgespuckt. Dies 10-mal wiederholen, wobei die Keime herausgespült werden und die Nasenschleimhaut gereinigt wird. Fertige Meerwasser-Nasenduschen und Sprays können in Apotheken und Drogerien gekauft werden.

HAUPTMITTEL

Sonnenhut

(Echinacea purpurea Moench)

Beim Auftreten eines Schnupfens gleich welcher Art ist es die erste therapeutische Maßnahme, die körpereigenen Immunkräfte aufzubauen. Als bester pflanzlicher Immunmodulator empfiehlt sich der Purpurrote Sonnenhut. In der freien Natur seiner amerikanischen Heimat streckt er in den Sommermonaten seine feurigen Blütensterne der Sonne entgegen. Beim Betrachten des gesamten Blütengebildes erkennt man den kugelig aufgewölbten Fruchtboden, wie von einem stacheligen Igelpanzer überzogen. Damit schützt sich der Sonnenhut vor der Gefräßigkeit von Vögeln und Schnecken. Mit spitzen Stacheln wird jeglicher Angriff abgewehrt. Verteidigung und Widerstand sind die Kräfte, die die Pflanze zeigt. Diese Matrix überträgt sie auch auf den kranken Menschen, der gegen den Angriff von stacheligen Virenkörpern kämpft. Ein zusätzlicher Heilschatz verbirgt sich in den Blüten und Wurzeln, die für die Essenz verarbeitet und veredelt werden und Schnupfenpatienten mit wässrigem Nasenfluss oder Trockenheit der Schleimhäute, angeschwollenen Luftgängen, brennenden Schmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit zur Genesung verhelfen.

Die defensive Heilkraft der Pflanze wird auch im Namen zum Ausdruck gebracht: Echinacea ist abgeleitet vom griechischen echinos für »Seeigel«, »Igel«.

URSACHE

Schnupfen ist immer ein Zeichen eines geschwächten Immunvermögens. Die Nase als Sitz des Geruchssinns ist mit einem Filter ausgerüstet, der Fremdstoffe aus der eingeatmeten Luft auffängt und wieder nach außen transportiert. Hierzu dienen die in den Nasenlöchern befindlichen Haare und die äußerst feinen Flimmerhärchen (Epithele), die über die ganze Nasenschleimhaut verteilt sind und einen auffangenden Teppich, Zilienapparat genannt, bilden. Die gefilterte Luft gelangt dann in die Krümmungen der Nasenhöhle, wo sie aufgewirbelt und mit Feuchtigkeit versehen wird. Bei Kälte und kühler Feuchtigkeit wird die Durchblutung der Schleimhaut vermindert, sodass sich die eingeatmeten Viren auf der feuchtwarmen Tapete ausbreiten und bei mangelhafter Immunkraft millionenfach vermehren können. Die typischen Schnupfenbeschwerden treten in Erscheinung.

Kälte, Kühle, Feuchtigkeit und Frost spielen bei der Erkrankung immer eine Rolle, ebenso körperliche Unterkühlung, Empfindlichkeit auf Zugluft, Klimaanlagen, ungenügende Bekleidung, überheizte Wohn-, Arbeits- und Schlafräume und trockene Luft. Das Schnupfenrisiko wird durch verstaubte Luft, Gase, Dämpfe am Arbeitsplatz oder Emissionen wie Schwefeldioxid sowie Rauchen und Passivrauchen erhöht. Verstopfte Nasengänge durch Polypen oder eine Nasenscheidewandverengung (Septumdevitation) und letztlich auch Allergien auf Pollen, Hausstaub und Milben können ebenso mitverantwortlich sein, desgleichen hormonelle Störungen in der Schwangerschaft, Stillzeit, im Klimakterium oder bei Schilddrüsenstörungen. Selbst der häufige Gebrauch von chemischen Nasentropfen oder Medikamenten wie Antibiotika, Cortison, Bluthochdruckmittel, Betablocker, Hormone, Antihistaminika oder Psychopharmaka können Schnupfen als Nebenwirkung hervorrufen.

UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN

Gelingt es mit immunstimulierenden Maßnahmen, die rhinitische Infektion zu überwinden, geht der Erkrankte aus der natürlich bewältigten Schnupfenphase gestärkt hervor und bleibt fortan auch von Rezidiven verschont. Verordnet man aber gleich Antibiotika, wird dem Körper die Chance entzogen, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, was Rückschläge begünstigt.

Als erste Maßnahme bei einem Schnupfen ist für genügend Luftfeuchtigkeit zu sorgen: Luftbefeuchter mit ein paar Tropfen Eukalyptusöl aufstellen. Dampfbäder mit einem grünen Fichten-, Tannen- oder Latschenkieferzweig, in 1,5 Liter Wasser getaucht und aufgekocht, bringen erste Erleichterung. Man atmet 10 Minuten über dem dampfenden Topf ein und aus. Über Topf und Kopf breitet man ein Frottiertuch, sodass die Dämpfe nicht entweichen können. Auch Nasenspülungen mit Salzwasser (siehe oben) können durchgeführt werden.

DIFFERENZIALDIAGNOSE

Individuelle Heilpflanzenarzneien

Bibernelle (Pimpinella major L.): Wässriger oder trockener Schnupfen mit brennenden Schmerzen, der die Betroffenen stark ermüdet und ermattet, erfordert die Behandlung mit der Bibernellessenz.

Gundelrebe (Glechoma hederacea L.): Besteht bei Schnupfen die Gefahr einer Sekundärinfektion mit Bakterien samt Bildung von gelblich-grünen Nasensekreten, ist die Therapie mit Glechoma angezeigt.

Heckenrose (Rosa canina L.): Machen sich bei Rhinitis, gleich welcher Art, massive Schmerzen in den Nasengängen und Kopfschmerzen bemerkbar, wird zur raschen Linderung die Heckenrose eingesetzt.

Kamille (Matricaria recutita L.): Hochgradige Schnupfenerkrankungen von schmerzüberdrüssigen Kindern mit grantigem Verhalten oder hitzig rötlicher Färbung des Gesichtes bedürfen der Behandlung mit Kamillenessenz.

Meisterwurz (Peucedanum ostruthium Koch): Steht der Schnupfen mit einer massiven Immunschwäche im Zusammenhang, wobei die rhinitischen Beschwerden bei geringsten Kälteeinflüssen erneut auftreten, verhilft die Meisterwurz zu einer besseren Abwehrkraft.

Holunder (Sambucus nigra L.): Er ist bei trockenem Schnupfen von Säuglingen indiziert (zur Linderung zudem 1 Tropfen Muttermilch in die Nase träufeln). Mehrmals täglich 1 Tropfen Sambucusessenz in Wasser verabreichen, wobei das Schniefen gebessert wird und Stillschwierigkeiten vermindert werden.

Wasserdost (Eupatorium cannabinum L.): Präsentiert sich der Schnupfen mit intensiv wässrigen Nasensekreten, begleitet von Gliederschmerzen und Zerschlagenheit, ist die Behandlung mit Wasserdost ratsam.

Als Hausmittel gegen stark wässrig fließenden Schnupfen hilft folgende Maßnahme: Eine Zwiebelscheibe in einem großen Glas mit heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen und abfiltrieren. Ein Schluck dieser Flüssigkeit jede halbe Stunde über den Tag verteilt verringert den Nasenfluss. Bei stark wässrigem Nasenfluss hilft auch das homöopathische Mittel Kalium sulfuricum D6, alle 2 Stunden 5 Tropfen.

Hilfreich ist auch das starke Drücken mit dem Zeigefinder auf den Akupunkturpunkt Yintag auf der Mitte der beiden Augenbrauen. Er reagiert empfindlich bei festem Druck. Etwa 2 Minuten lang pressen, bis man es vor Schmerz fast nicht mehr aushält, 5-mal im Abstand von 30 Minuten.

Gegen das unangenehme Kratzen im Hals oder die Trockenheit der Schleimhäute hilft viel Trinken, bis zu 3 Liter täglich, einschließlich 3 Tassen Lindenblütentee.

Damit die Krankheitskeime nicht in die Ohrtrompete verbreitet werden, ist es sehr wichtig, die Nase richtig zu putzen: Jeweils ein Nasenloch nach dem anderen leicht schnäuzen, das andere zupressen. Das Hochlagern des Kopfes mit einem Kissen erleichtert das Atmen beim Schlafen.

Eine vollwertige ausgewogene Ernährung mit vorwiegend pflanzlicher, biologischer Kost ist von Vorteil: Brokkoli, Kohl, Tomaten, Spinat, Zitrusfrüchte, dunkelfarbene Beeren sind zu bevorzugen. Zum Würzen der Speisen Paprika, Ingwer, Zimt, Koriander, Salbei und Thymian verwenden. Ab und zu eine Gemüsebouillon, reichlich mit frischem oder getrocknetem Ingwer gewürzt, trinken, das bringt wohltuende Wärme in den Körper und saniert den Kreislauf.

Aufenthalte an der frischen Luft und in der Sonne sind wirkungsvoll, damit der Körper genügend Vitamin D bilden kann, was die Immunabwehr fördert. In den lichtarmen Monaten jeweils zusätzlich Vitamin-D-Präparate einnehmen.

Darmsanierung: Etwa 80 Prozent des Immunsystems liegen im Darm. Ein geschwächter Darm geht mit einem geschwächten Immunsystem einher. Um die Darmflora und das Immunsystem zu stärken, ist die Einnahme von Bakterienstämmen zu empfehlen, die durch ihre Fähigkeit, den Botenstoff IL-10 zu stimulieren, eine immunmodulierende Wirkung auf verschiedene Immunzellen haben. Als Probiotikum ist Omni-Biotic 6 (Beloga/Allergosan) zu empfehlen.


Sonnenhut stärkt die Abwehrkräfte bei Schnupfen und Erkältung.

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