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SCHWINDEL

(Vertigo)

Manche Menschen werden nie von Schwindel befallen, klettern unbekümmert auf Gipfel und über Grate, ohne einen Gedanken daran, dass ein falscher Tritt sie in die Tiefe stürzen ließe. Doch es gibt auch Sensible und Taumelige, die nicht einmal ein paar Stufen einer Leiter schwindelfrei besteigen können.

Medizinisch wird das Beschwerdebild als Vertigo, abgeleitet vom lateinischen vertere (»wenden«, das Drehgefühl) bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Störung des Gleichgewichtssinns, der in enger Verbindung mit dem Labyrinth des Innenohrs, dem sogenannten Vestibularapparat, und seinen Kanälen zum Gehirn steht.

Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr weist drei Bogengänge auf, die als Sinneszellen die Aufgabe haben, physische Drehbewegungen, lineare Beschleunigungen und die körperliche Schwerkraft auszubalancieren. Schwindel entsteht dann, wenn die Wahrnehmungen und Informationen über die Sehkraft, den Tastsinn oder das Sensorium nicht fehlerfrei im Gehirn verarbeitet werden. Das auftretende Symptom ist aber keine eigenständige Krankheit, sondern ein Warnsignal des Köpers, das anzeigt, dass unter Umständen eine kausale Grunderkrankung vorliegen könnte. Es gibt aber auch Schwindelzustände, die nicht pathologisch sind, sondern aus einer konstitutionellen Veranlagung heraus entstehen.

BESCHWERDEBILD

Die verschiedenartig auftretenden Schwindelzustände variieren von Mensch zu Mensch, wobei mehr Frauen als Männer betroffen sind. Man unterscheidet Drehschwindel (die Umgebung scheint sich im Kreise zu drehen), taumeligen Schwankschwindel (mangelndes Gleichgewichtsvermögen), Liftschwindel (das Gefühl wie in einem nach unten oder oben fahrenden Fahrstuhl), Schwarzwerden vor den Augen (beispielsweise beim schnellen Aufstehen oder Drehen des Kopfes), mulmiges Gefühl, als würde man den Boden unter den Füßen verlieren (zum Beispiel beim Überqueren einer Brücke), Höhenschwindel auf einer Leiter oder beim Blick aus einem hochgelegenen Fenster oder von einem Berggipfel, phobischen Schwindel bei Angstzuständen (wie beim Aufenthalt in einer Menschenmenge), bei einer aufgewühlten Erwartungshaltung (Lampenfieber) oder in beängstigenden Situationen (Schock), physiologischen Schwindel (im fahrenden Auto, im schaukelnden Schiff, im schlingernden Flugzeug), Sekundenschwindel (unbegründbare blitzartig auftretende, rezidive Schwindelgefühle) und letztlich chronischen Schwindel, der über eine längere Zeit andauert.

Grundsätzlich werden die Beschwerden von systematischen und unsystematischen Schwindelzuständen unterschieden. Die unsystematischen sind jene, bei denen keine organischen Erkrankungen offenkundig sind, beispielsweise diffuse Schwindel infolge emotionaler Einflüsse oder Schwächezustände (langes Stehen, Tanzen, Kreisbewegungen, ruckartige Bewegungen). Bei den systematischen dagegen lassen sich Kausalitäten erkennen, die als Schwindelverursacher angesehen werden können: Hypotonie (niedriger Blutdruck), Hypertonie (hoher Blutdruck), Anämie (Blutarmut), Herzinsuffizienz (orthostatischer Schwindel), Herzrhythmusstörungen, Migräne, Sinusitis, Diabetes mellitus, Durchblutungsstörungen des Gehirns (zentraler Schwindel), zerebrale Arteriosklerose (Altersschwindel), eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis) und Augenerkrankungen (Glaukom, grüner Star).

Ferner gibt es den Lagerungsschwindel, der infolge einer Ablagerung von Partikeln (kleine Kristallsteinchen: Otolithen) im Innenohr entsteht, was medizinisch als Cupulolithiasis bezeichnet wird. Dies führt zu Reizungen des Gleichgewichtsapparates. Die Patienten klagen über sekundenlange Schwindelanfälle im Bett, vor allem wenn sie sich umdrehen oder aufstehen, 20 Prozent der Menschen haben in ihrem Leben schon gegen diesen kurzzeitigen Schwindel angekämpft. (Bei mehrfach ausgeführtem, ruckartig drehendem Lagewechsel im Bett lösen sich die Beschwerden. Im Internet finden sich zahlreiche solcher »Schwindelübungen«.)


Waldmeister ist eine Naturarznei bei Benommenheit und Schwindel.

Folgende Begleitbeschwerden können bei all den aufgeführten Schwindelzuständen in Erscheinung treten: Übelkeit, Erbrechen, Ohnmacht- oder Kollapsgefühl, Benommenheit des Kopfes, Orientierungslosigkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, Doppeltsehen (Diplopie), zuckende Bewegungen des Auges (Nystagmus), Gesichtsfeldeffekte, Kopfweh, Ohrengeräusche (Tinnitus) oder Verminderung des Hörvermögens.

Vorsicht gilt bei lang anhaltenden Schwindelanfällen über Tage und Wochen. Sie bedürfen der gründlichen ärztlichen Abklärung, um ernstzunehmende Erkrankungen (Tumor, multiple Sklerose, Herzerkrankungen und Infektionen im Gehirn) auszuschließen. Sind die Schwindelattacken von Lähmungen im Gesicht, in Armen und Beinen (meist nur einseitig), Sehstörungen, Sprachschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen begleitet, sollte vom Notarzt eine unmittelbare Untersuchung auf Hirnschlag/Streifung (Apoplex) durchgeführt werden. Auch wenn spezifische Kopfbewegungen immer wieder Schwindel verursachen oder während des Autofahrens auftreten, sollte unbedingt eine ärztliche Diagnose eingeleitet werden.

Gleiches gilt beim Auftreten der Menière-Krankheit, die von intervallartigen, minutenlangen Drehschwindelanfällen mit schwankendem Gefühl, Steh- und Gehschwäche, seitlicher Fallneigung, zitternden Augen, Ohrensausen und Schwerhörigkeit gekennzeichnet ist. Der Pariser Arzt Prosper Menière hatte sie als Erster im Jahre 1848 erforscht. Bei der ärztlichen Untersuchung werden Hör- und Sehtests, neurologische, kardiologische und psychosomatische Analysen durchgeführt und es wird mit kreislauffördernden, blutdruckregulierenden, gehirndurchblutungsfördernden Mitteln und Psychopharmaka behandelt.

URSACHEN

Neben Schmerzen sind Schwindelanfälle der zweithäufigste Grund für Konsultationen beim Hausarzt. Vor allem im Alter häufen sich die Vertigo-Krankheitszeichen, wobei nach dem 65. Lebensjahr bis zu 30 Prozent der Menschen einmal monatlich gegen Schwindel zu kämpfen haben (bei 80-Jährigen sind es sogar bis zu 40 Prozent). Die Betroffenen haben ein unsicheres Gefühl beim Gehen und es besteht Sturzgefahr, weshalb sie auf einen Stock oder auf einen Rollator angewiesen sind. Verursacher sind oft kapillarer Durchblutungsmangel des Gehirns mit Aufmerksamkeitsstörungen, der Augen mit einer Abnahme der Sehschärfe, des Innenohrs mit Tinnitus oder Gleichgewichtsverlust und der Neigung zu Hörsturz. Auch Bewegungs- und Sauerstoffmangel können die altersbedingte Neigung zu Schwindelanfällen steigern.

Treten Schwindelanfälle vor dem 60. Lebensalter auf, ist nachzuprüfen, ob mögliche Grunderkrankungen vorliegen: Blutarmut, niedriger Blutdruck, erhöhter Blutdruck, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehler, Arterienverkalkung, Verkalkung der Hirngefäße, Apoplex, Gehirntumor, Epilepsie, multiple Sklerose, Augenerkrankungen wie Glaukom (Grüner Star) oder Makuladegeneration, chronisch rezidive Mittelohrentzündung, Sinusitis (Nebenhöhlen- und Kieferhöhlenkatarrh), Polypen der Nase, Zahnwurzeleiterungen, entzündete Mandeln, Borreliose, grippaler Infekt, Diphtherie, Masern, Mumps, Wurmerkrankungen oder Kinderkrankheiten (da die Gleichgewichtsorgane im jugendlichen Stadium noch nicht vollständig entwickelt sind).

HAUPTMITTEL

Waldmeister

(Asperula odorata L.)

Der Wonnemonat Mai ist die Blütezeit des Waldmeisters. Kenner verwenden das duftende Kraut aus dem schattigen, durchlichteten Buchen- und Tannenwald für eine erfrischende Frühlingsbowle, getreu dem Rezept des Benediktinermönchs Wandalbertus (813–870) aus dem Kloster Prüm in der Eifel, der später auch auf der Insel Reichenau am Bodensee wirkte: »Schütte den perlenden Wein auf das Waldmeisterlein.« Doch Vorsicht: Die prickelnde, nach Vanille, Zimt und frischem Heu duftende Brause verursacht im Übermaß schwindelartige Zustände, die sinngemäß den kreisförmigen, quirligen Blattwirteln der Pflanze ähneln. Sie stehen in mehreren Etagen wie zykloide Karusselle und symbolisieren die drehenden Sinneswahrnehmungen, für die die Pflanze als Signatur Pate steht. Verantwortlich für den berauschenden Zustand ist das Cumarin, das jedoch in korrekter Dosierung die zerebralen Hirngefäße auszubalancieren vermag. Die veredelte Waldmeisteressenz empfiehlt sich als Hauptmittel bei verschiedenartig auftretenden Schwindelzuständen, taumeliger, drehender oder schwankender Art, oft begleitet von Benommenheit, Kopfschmerzen und mentaler Konzentrationsschwäche. Die schneeweißen Sternenblüten mit dem betörenden Odeur signalisieren die erfrischenden und belebenden Kräfte der Pflanze.

DIFFERENZIALDIAGNOSE

Individuelle Heilpflanzenarzneien

Ginkgo (Ginko biloba L.): Verursachen Schwindelzustände ein Nachlassen der intellektuellen Fähigkeiten mit mentalen Blockaden und Aufmerksamkeitsstörungen, empfiehlt sich die Ginkgoessenz, die den Geist zu vitalisieren vermag.

Honigklee (Melilotus officinalis L.): Sind die Schwindelzustände vorwiegend von Benommenheit, hitzigem Gefühl und Blutandrang im Kopf begleitet, verursacht durch eine gestörte Blutversorgung des Gehirns, wird zur Behandlung die Honigklee-Arznei empfohlen, vor allem wenn sich bei den Betroffenen eine ängstliche Übervorsichtigkeit entwickelt.

Immergrün (Vinca minor L.): Das Immergrün ist das probate Heilmittel bei Altersschwindel, der von einer Mangeldurchblutung des Gehirns, einer Verminderung der Sauerstoffversorgung, kapillaren Zirkulationsstörungen der Augen und Ohren sowie von Verwirrtheit und Vergesslichkeit geprägt ist.

Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.): Ohnmachtsartige Schwindelzustände, verursacht durch Kreislaufschwäche und niedrigen Blutdruck, begleitet von Apathie, Lethargie, Energielosigkeit und mentaler Schwäche, bedürfen zur Auffrischung eine Therapie mit Rosmarin.

Schafgarbe (Achillea millefolium L.): Stellen sich Schwindelanfälle aufgrund von Blutarmut, beispielsweise bei starken Menstruationsblutungen oder nach Operationen mit großen Blutverlusten ein, ist der Einsatz dieser Essenz indiziert.

Traubensilberkerze (Actaea racemosa L.): Wiederholen sich die Schwindelanfälle jedes Mal während der Menstruation, begleitet von wehenartigen Unterleibsschmerzen, Nackensteifheit und emotionaler Erregung, ist der Gebrauch der Traubensilberkerze angezeigt.

Wermut (Artemisia absinthium L.): Kommt es bei Reisen mit Auto, Schiff, Eisenbahn oder Flugzeug zu schwindelartigen Anfällen, verbunden mit starker Übelkeit oder Erbrechen, bringt die Artemisia die willkommene Linderung. Die Essenz kann auch zur Prophylaxe eingesetzt werden.

Auch mechanische Einflüsse können eine Rolle spielen: Kopfverletzung, Gehirnerschütterung, Schädelbruch, Schleudertrauma, Verspannungen der Nackenwirbelsäule, ein Spülen der Ohrengänge, Sehstörungen durch neue Brillengläser, Blutverlust bei Verletzungen oder nach dem Blutspenden.

Psychische Einflüsse können ebenso schwindelartige Beschwerden begünstigen: Höhenangst, Phobien bei Menschenansammlungen oder in engen Räumen, im schaukelnden Schiff, im Auto bei kurvenreichen Strecken, bei schlingernden Flügen, aber auch Schockeinflüsse sowie Schicksalsschläge und nicht zuletzt Erschöpfungszustände, Depressionen und Burnout.

In zahlreichen Fällen kann der Schwindel auch ohne erkennbare Ursache auftreten, was als somatoforme Vertigo bezeichnet wird – die Betroffenen sind völlig gesund und leiden trotzdem gelegentlich unter Taumel und Unsicherheit.

UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN

Stets sollte die Ursache des Schwindels ergründet werden. Handelt es sich um einen einfachen Schwindel ohne ernsthafte Grundkrankheit, kann eine Selbstbehandlung mit natürlichen Maßnahmen erfolgen. Als Hausmittel eignet sich die kurmäßige, tägliche Einnahme von 1 Teelöffel Bioessig mit Honig gesüßt in einem Glas Wasser. Über den Tag verteilt zudem vormittags und nachmittags 1 Tasse Lavendeltee (1 Teelöffel Lavendelblüten mit 1 Tasse kochend heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen, abfiltern) ungesüßt oder mit ein wenig Honig schluckweise trinken.

Darmsanierung: Meta-Care-Coenzym Q10 (Beloga/Allergosan) hat die Kraft, die Zellatmung des menschlichen Organismus zu verbessern, was sich positiv auf Schwindelgefühle auswirkt.

Zur Abhärtung des Körpers und zur Kreislaufförderung empfehlen sich Kneipp’sches Trockenbürsten der Haut und kalte Armbäder ebenso wie Wechselgüsse der Unterschenkel morgens nach dem Erwachen. Eine mögliche chronische Verstopfung sollte behoben werden. Und tägliche Gleichgewichtsübungen können lohnend sein: Dabei den Daumen nach oben strecken und die Hand zur Faust ballen. Den Arm danach mit unterschiedlicher Geschwindigkeit nach links und rechts führen, wobei der Blick ohne Bewegungen des Kopfes immer auf den Daumen gerichtet wird. Dies 10-mal wiederholen. Auch Übungen auf einem großen Sitzball sind geeignet: 10-mal Auf und Ab mit geringem seitlichen Lagewechsel.

Heilen mit Pflanzenessenzen - eBook

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