Читать книгу Heilen mit Pflanzenessenzen - eBook - Bruno Vonarburg - Страница 27
ОглавлениеHEUSCHNUPFEN
(Pollinosis, Rhinitis allergica)
Wenn Bäume, Sträucher und Gräser erblühen, beginnt für viele jedes Jahr aufs Neue eine Qual: Heuschnupfen. Bis zu 15 Prozent der Bevölkerung sehen dem Frühling mit gemischten Gefühlen entgegen. Für sie ist eine der schönsten Jahreszeiten mit mehr oder weniger gesundheitlichen Beschwerden verbunden. Doch die Beschwerden lassen sich mit natürlichen Heilmitteln lindern oder gar auskurieren.
Der auslösende Faktor für Heuschnupfen ist nicht etwa, wie der Name vermuten lässt, das Heu, sondern vielmehr der Blütenstaub der Pflanzen, der kilometerweit durch die Luft verbreitet wird, und dies in unvorstellbar großen Mengen. Eine einzige Roggenähre enthält mehr als 4 Millionen Pollenkörner, ein blühender Haselstrauch verbreitet bis zu 600 Millionen Pollen.
BESCHWERDEBILD
Reagiert ein Mensch allergisch auf Pollen, stellt sich in den meisten Fällen ein lästiger Schnupfen ein, der in diesem Fall nicht von Viren, sondern von eingeatmetem Blütenstaub ausgelöst wird. Die Pollenallergie äußert sich je nach Konstitution des Patienten in unterschiedlichen Facetten: wässriger Schnupfen, Niesattacken, Tränenfluss, Brennen in den Augen, Lichtempfindlichkeit, Juckreiz in Nase oder Augen (manchmal auch in den Ohren), Schwellung der Augenlider oder Nasenschleimhäute, verstopfte Nase, Atemnot, Kopfschmerzen. Fast immer ist auch das Allgemeinbefinden beeinträchtigt; man fühlt sich müde und gereizt. Sind die Absonderungen gelb gefärbt, ist eher eine eitrige Infektion im Spiel, zum Beispiel ein Neben- oder Stirnhöhlenkatarrh (Seite 110). Je mehr Pollen in der Luft herumschwirren, umso stärker treten die Beschwerden in Erscheinung. Die Pollensaison beginnt mit den ersten blühenden Haselsträuchern im frühen Frühjahr. Vor allem aber in den Monaten April und Mai, wenn Erlen, Weiden, Pappeln, Eschen und Gräser ihre Blüten entfalten, ist der Pollenflug intensiv. Später folgen die Blütenpollen der Getreidearten. Sonne, Trockenheit und Wärme fördern deren Ausbreitung um ein Vielfaches. Daher ist bei trockenem Wetter die Pollenbelastung besonders stark, weshalb sich Heuschnupfenpatienten oft nichts sehnlicher wünschen als einen verregneten Frühsommer.
URSACHEN
Beim Heuschnupfenanfall sind die Blütenpollen der auslösende Faktor. Sie sind aber nicht die eigentliche Krankheitsursache. Der wahre Grund des Leidens liegt im Körper selbst. Normalerweise ist der menschliche Organismus fähig, fremde Stoffe, die eingeatmet werden, abzuwehren. Das körpereigene Immunsystem bildet Antigene gegen Allergene, was einer sinnvollen Verteidigung gegen feindliche Eindringlinge entspricht. Bei einer Allergie – ob auf Blütenpollen oder andere Stoffe – wird diese zweckmäßige Verteidigung allerdings maßlos überzogen: Der Körper reagiert auf die Stoffe überempfindlich und produziert mehr Antikörper als nötig. Diese Überzahl regt dann die im Organismus überall vorhandenen Mastzellen an, Gewebshormone (zum Beispiel Histamin) zu bilden, was wiederum Blutstauungen, Reizungen und Entzündungen zur Folge hat.
Im Fall von Heuschnupfen ist das Immunsystem des Körpers derart irritiert, dass es nicht mehr in der Lage ist, die eindringenden Pollen bereits in der Schleimhaut der Atmungsorgane, insbesondere in der Nase, abzubauen, wie es beim gesunden Menschen der Fall ist. Sie dringen vielmehr durch die Schleimhaut in den Körper ein und bilden so den auslösenden Faktor für entzündliche und allergische Reaktionen. Der Organismus versucht dann, durch mechanische Ausschwemmung wie Fließschnupfen, Niesen oder Auswurf die Fremdkörper abzusondern. Dabei handelt es sich um eine organspezifische Entgiftungsreaktion, die eigentlich unterstützt und nicht bekämpft werden sollte.
Eine Pollenallergie kann in bestimmten Fällen auch eine Kreuzallergie mit gewissen Nahrungsmitteln nach sich ziehen. Reagiert jemand beispielsweise allergisch auf Gräser- oder Baumblütenpollen, kann gleichzeitig eine gewisse Unverträglichkeit auf Äpfel, Birnen, Haselnüsse, Mandeln, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen oder Kirschen auftreten, eventuell auch auf Tomaten, Soja und Erdnüsse. Das Immunsystem, das normalerweise sehr präzise und gezielt auf bestimmte Stoffe reagiert, kann plötzlich ähnliche Strukturen von Substanzen nicht mehr unterscheiden. Es glaubt etwa, Birkenpollen erkannt zu haben, reagiert in Wirklichkeit aber auf Äpfel oder andere Früchte.
Wie kommt es dazu, dass die körpereigene Immunreaktion ihre regulierende Fähigkeit verliert und krankheitsspezifische Symptome entwickelt? Sicher spielt die zunehmende Umweltverschmutzung eine gewisse Rolle. Doch die Dysfunktion der körpereigenen Abwehrkraft unterliegt noch anderen störenden Faktoren. So können über längere Zeit eingenommene chemische Medikamente die Gesundheit des Menschen insgesamt schädigen. Auch Antibiotika, die oft bei den geringsten Beschwerden eingesetzt werden, beeinträchtigen die gesunde bakterielle Flora der Atem- und Darmschleimhäute massiv, wodurch ein günstiges Terrain für Schleimhautpilze geschaffen wird. Ebenso sind genetische Einflüsse zu nennen: Die Allergiebereitschaft kann sich innerhalb der Familie vererben. Bei Kindern von unter Allergien leidenden Eltern treten mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls Allergien auf.
Für Pollinosis-Betroffene sind auch die in den Medien publizierten Pollenberichte nicht sehr hilfreich. Es nützt wenig, wenn man weiß, welche Pollen zurzeit durch die Luft schwirren, denn man kann ihnen schlecht ausweichen. Das Übel muss an der Wurzel gepackt und der Körper sollte auf harmonisch regulierende Immunmechanismen reorganisiert werden.
Vorsicht: Oft ist Heuschnupfen ein Wegbereiter für andere Erkrankungen; bei chronischer Erkrankung besteht die Gefahr, dass sich die Störung in die Bronchien verlagert und zu allergischem Asthma oder Bronchitis führt.
UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN
Heuschnupfen ist lästig und sehr unangenehm. Wer darunter leidet, ist dankbar für jede Linderung. Anbei ein paar Ratschläge:
– Abends die Haare waschen, sodass die Pollen ausgespült werden und den Schlaf nicht stören.
– Bei Augenbeschwerden eine Sonnenbrille mit seitlichen Schutzschildern tragen.
HAUPTMITTEL
Stockmalve
(Alcea rosea L.)
Diese zweijährige bis kurzlebig ausdauernde krautige Pflanze, die mit ihren adretten, farbenprächtigen Blüten den Kräutergarten schmückt, ist eine begehrte Nektarpflanze für Bienen und Hummeln. An sonnigen Tagen tummeln sich in den trichterförmigen Blüten viele summende und brummende Fluggeister, die sich an den honigsüßen Säften laben. Im Volksmund ist die Pflanze, die zu den Malvengewächsen (Malvaceae) gehört, auch als Pappelrose, Roseneibisch oder Stangenrose bekannt. Der Gattungsname Althaea stammt vom griechischen althein (»heilen«) und betont die immense Heilkraft der Pflanze; der Beiname rosea nimmt auf die rosenähnlichen Blüten Bezug. Gemäß wissenschaftlicher Analysen enthält die Malve einen beträchtlichen Anteil an Schleimstoffen, neben ätherischem Öl, Gerbstoffen, Phytosterin und dem Farbstoff Althein. Dieses Wirkstoffgefüge bildet auf den Schleimhäuten einen abschirmenden und bewahrenden Schutzmantel. Fremdkörper wie Pollen und Krankheitserreger, die sich in den Schleimhäuten der Atemwege und Augen festsetzen können, werden abgewehrt und ihre schädliche Reizwirkung neutralisiert. Neuste Untersuchungen und praktische Erfahrungen bei Heuschnupfenpatienten bestätigen die außerordentliche Wirkkraft der Stockmalvenessenz auf die auskleidende Schutzschicht der Hohlorgane des Atemtraktes und die Bindehaut der Augen. Durch den Einsatz dieser Naturarznei bildet sich ein schützender, reizmildernder, entzündungshemmender und abschwellender Film, wodurch Rötungen, Jucken und Brennen der Augen, Tränen- und Nasenfluss, Kratzen im Hals oder Entzündungen in den Bronchien nachhaltig verhindert werden. Im Akutstadium kann die Pflanzenessenz stündlich (Erwachsene: 5 Tropfen, Schulkinder: 3 Tropfen, Kleinkinder: 1 Tropfen) in Wasser verdünnt verabreicht werden. Zur Prophylaxe 3-mal täglich vor dem Essen einnehmen.
Die Signatur der schleimhautschützenden Wirkung der Stockrose erspürt man bei der Berührung ihrer samtig weich und zart wirkenden Blüten und Blätter. Die Blütenschwingung besänftigt die Psyche der Patienten, die sich aufgrund ihrer Unpässlichkeit oft isolieren und von der Alltagswelt zurückziehen.
– Bei brennenden oder juckenden Augen ein Augenbad mit lauwarmem Milchwasser durchführen oder morgens und abends 1 Tropfen Euphrasia-Augentropfen in die Augen träufeln.
– Die Augen nicht mit den Händen berühren, nicht reiben.
– Während der Heuschnupfenzeit die Innenwand der Nase mit Olivenöl einreiben, so bleiben die Pollen bereits in der »Eingangspforte« haften.
– Bei Niesreizanfällen Wasserdampf einatmen.
– Bei starkem Juckreiz und Entzündung der Nase eine Nasendusche mit Meersalzwasser durchführen: 1 Messerspitze Meersalz in einer Schale lauwarmem Wasser auflösen und mit vornübergebeugtem Kopf die Lösung mittels einer Pipette durch ein Nasenloch (erst links, dann rechts) hochziehen. Die Flüssigkeit, die dabei in den Rachen gelangt, ausspucken.
Die Behandlung des Heuschnupfens beginnt nicht erst, wenn die Gräser und Bäume blühen, sondern bereits nach der ersten Schneeschmelze. Noch vor der Polleninvasion beginnt man mit Barfußlaufen im Freien durch die heimischen Wiesen, zuerst täglich 5 Minuten, dann, wann immer es das Wetter zulässt, allmählich auf 15 oder sogar auf 30 Minuten ausgedehnt (nur bei gut durchwärmten Füßen laufen).
Während der Heuschnupfenzeit empfiehlt sich eine Magnesiumkur mit Zusätzen aus Drogerie oder Apotheke und magnesiumreichen Nahrungsmitteln wie gedörrten Bananen, Sonnenblumenkernen, Leinsamen. Das Magnesium hemmt die überschießende Histaminproduktion.
Auch mit Vitamin-C-reicher Ernährung (Paprika, Brokkoli, Orangen usw.) kann das bei Heuschnupfen gebildete Histamin gebunden werden, und die körpereigene Abwehr wird unterstützt.
DIFFERENZIALDIAGNOSE
Individuelle Heilpflanzenarzneien
Augentrost (Euphrasia officinalis L.) empfiehlt sich bei Heuschnupfenbeschwerden mit Bindehautentzündung, Lichtscheu, Augenbrennen, Jucken, Rötung, Tränenfluss, Überlaufen der Augen, Verkleben durch dickflüssige Sekrete, Schwellung der Lider, verbunden mit Fließschnupfen und wundmachenden Sekreten der Nase.
Holunder (Sambucus nigra L.): Es gibt Heuschnupfenformen, bei denen die Schleimhäute der Nase und der Augen nur wenig oder gar keine Sekrete absondern, jedoch aufgrund von Trockenheit äußerst entzündlich, gerötet, schmerzhaft brennend und wund sind. Die Betroffenen können unter diesem Zustand der Austrocknung (Stockschnupfen mit beklemmender Atmung) derart stark leiden, dass sie jegliche Lebenskraft verlieren. Sie hängen träge herum wie die schwarzen Beerendolden des Holunderstrauches, dessen markige Zweige innerlich spindeldürr sind. Dazu besteht die Tendenz zu Schweißausbrüchen und Nachtschweiß mit oder ohne Fieber.
Königskerze (Verbascum densiflorum Bertol.): Die Großblütige Königskerze ist ebenfalls indiziert bei trockenen Heuschnupfenbeschwerden, die sich vor allem im Rachen und Kehlkopf mit Heiserkeit und trockenem Reizhusten bemerkbar machen. Aufgrund der Symptome fühlen sich die Betroffenen bedrückt, niedergeschlagen, entkräftet und wenden sich vom Leben ab. Die senkrechten, fackelähnlichen, schlanken Blütenstände mit ihren trockenen, wolligen Blättern versinnbildlichen die aufrichtende, belebende Kraft der Blütenessenz.
Königin der Nacht (Selenicereus grandiflorus Britton et Rose): Wenn Heuschnupfen mit einem beklemmenden Gefühl bei der Atmung, mit Brustenge, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen und Gesichtsröte einhergeht, ist der Einsatz der Königin der Nacht angezeigt. Sie hilft Patienten, die unter Stress stehen, alles in sich hineinfressen und sich körperlich und seelisch eingeengt fühlen.
Meisterwurz (Peucedanum ostruthium Koch) wird zur Prophylaxe gegen Heuschnupfen eingesetzt oder wenn die allergische Erkrankung zu massiver Entkräftung führt. Die Betroffenen besitzen wenig Widerstandskraft und lassen sich von der Erkrankung völlig aus der Fassung bringen. Ihr Durchhaltevermögen ist bereits bei geringsten Beschwerden eingeschränkt. Hier hilft die Meisterwurz. Sie strotzt vor Energie und beeindruckt mit ihren majestätisch aufrecht stehenden, strahlend weißen Blütenständen. Dieses Kraftpotenzial überträgt sie auf Heuschnupfenkranke.
Pestwurz (Petasites hybridus L.): Diese Pflanze wurde für die Behandlung von Heuschnupfen neu entdeckt. Sie hemmt gewisse Botenstoffe, die sogenannten Leukotriene, die Allergiesymptome auslösen, und hemmt die Mastzellen in ihrer Histaminproduktion. Die Arznei wird oft eingesetzt, wenn der Heuschnupfen zu psychischer und physischer Anspannung führt, die festsitzt und nicht entladen werden kann. Die Betroffenen fühlen sich mit ihren krampfartigen Beschwerden auf der Brust, im Kopf oder im Magen beengt wie in einem verschlossenen Dampfkochtopf.
Stockmalve wirkt als Schutzmantel bei gereizten Schleimhäuten und Heuschnupfen.
Die tägliche Einnahme von 1 Teelöffel Bienenhonig (nicht bei Diabetes) oder Blütenpollen aus der näheren Umgebung dient ebenfalls zur Prophylaxe. Schweinefleisch, tierische Fette, zu viel Salz, weißen Zucker und Weißmehl sollten Heuschnupfenpatienten vermeiden. Bisweilen hilft auch der Verzicht auf Milch, den Allergendruck zu verringern. Nahrungsmittel mit künstlichen Zusätzen sollten gemieden werden. Zur Linderung der Beschwerden bewähren sich auch eine Entgiftungs- oder Entsäuerungskur wie im ersten Kapitel beschrieben.
Darmsanierung: Man weiß heute, belegt durch wissenschaftliche Studien, dass allergisches Geschehen und Darmgesundheit in einem direkten Verhältnis zueinander stehen, da sich 80 Prozent der Immunzellen im Darm befinden. Bei Kindern mit genetischer Vorbelastung kann die Ausbildung und Ausreifung des Immunsystems bereits ab dem ersten Tag nach der Geburt mit dem Mittel Omni Biotic Panda (Beloga/Allergosan) unterstützt werden. Erwachsenen empfiehlt sich eine Darmsanierung.
Heuschnupfenpatienten reagieren oft empfindlich auf die in der Umwelt verbreiteten niederen Pilze, die ihre Schleimhäute beeinträchtigen. Zur Neutralisierung empfiehlt sich die Behandlung mit dem isopathischen Mittel Ruberkehl der Firma Sanum, wovon abends 5 Tropfen (Kinder: 3 Tropfen; Kleinkinder: 1 Tropfen) in Wasser verdünnt eingenommen werden.