Читать книгу Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis - Cedric Balmore - Страница 28

21

Оглавление

Die Genehmigung zur Wohnungsdurchsuchung kam schließlich doch noch. Unsere Kollegen Sam Folder und Mell Horster gingen ans Werk.

Inzwischen hatte Mister McKee mit Grahams Vorgesetzten Kontakt aufgenommen und berichtete, dass man im Moment ebenfalls keinen Kontakt zu Graham hätte.

„Offenbar macht man sich bei der NSA weit weniger Sorgen um Graham als bei uns“, stellte ich fest.

„Vielleicht führen die Kollegen ihre Agenten jetzt an einer etwas längeren Leine, Jesse. Schließlich sind die Aufgaben eines Geheimdienstes und einer Bundespolizei ja auch verschieden“, gab Mister McKee zu bedenken.

Wir befragten noch ein paar Nachbarn, ob sie in Bezug auf Randall McCauly irgendwelche auffälligen Beobachtungen gemacht hätten. Aber die meisten Bewohner waren tagsüber außer Haus, arbeiteten viel und hatten wenig Kontakt untereinander. Männer und Frauen, die in mittleren Hierarchiestufen in Unternehmen arbeiteten, die sich rund um Yonkers angesiedelt hatten. Ein kleinerer Teil fuhr jeden Tag nach Downtown Manhattan und nahm es in Kauf, jeden Tag zur Rush Hour mindestens anderthalb Stunden hinter dem Steuer zu sitzen oder auf die Subway angewiesen zu sein.

Nur einer dieser Zeugen hatte eine interessante Beobachtung gemacht. Es handelte sich um eine junge Frau, die im Zentrum von Yonkers mehrere Frisörläden betrieb. Ihr Name war Charlene Montgomery. Sie war 32 Jahre alt, hatte dunkles, lockiges Haar und eine Figur, mit der sie auch als Model hätte Karriere machen können. Auf den ersten Blick sah man ihr die toughe Geschäftsfrau nicht an.

Auf jeden Fall war sie eine aufmerksame Beobachterin, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellt.

„Es ist etwa drei Wochen her“, meinte sie. „Ich kam aus Downtown Yonkers und hatte einen anstrengenden Tag hinter mir. Normalerweise fahre ich den Wagen immer auf den Parkplatz auf der Rückseite des Hauses – aber diesmal fand ich eine Lücke genau vor der Haustür. Ich gebe es zu, ich war zu faul, den Wagen wegzufahren. Jedenfalls wurde ich Zeuge davon, wie Mister McCauly sich mit einem Mann stritt. Sie schrien sich regelrecht an. Der andere Mann packte McCauly bei den Schultern. Dann habe sie mich bemerkt und plötzlich taten beide so, als wäre nichts gewesen.“

„Können Sie diesen beschreiben.“

„Er war groß und kräftig. Könnte sein, dass er Bodybuilding oder so etwas gemacht hat. Das Haar war kurz geschoren und – blondiert?“

Ich musste lächeln.

„So etwas erkennen Sie gleich?“

„Das ist mein Job.“

„Hören Sie zu, Miss Montgomery: Im Laufe des Tages wird heute noch ein FBI-Agent mit dem Namen Prewitt bei Ihnen vorbeischauen. Er ist der Zeichner unseres Field Office. Ich möchte, dass er mit Ihnen zusammen ein Phantombild dieses Mannes erstellt.“

„Ist Mister McCauly etwas zugestoßen?“, fragte sie. „Und hat dieser Blondierte was damit zu tun?“

„Wissen wir noch nicht“, sagte Milo, ehe ich antworten konnte.

Wenig später hatten wir ihre Wohnung verlassen und befanden uns wieder im Korridor.

„Du glaubst wirklich, dass etwas dabei herauskommt?“, fragte mein Kollege.

„Keine Ahnung. Aber es ist ein Ansatzpunkt.“

„Jesse, ich nenne so etwas stochern im Nebel.“

„Hör auf schwarz zu sehen.“

„Tatsache ist, dass wir so gut wie nichts in der Hand haben.“

„Milo! Zwei Männer betraten eine Wohnung und es gibt keine Spur davon, wo sie geblieben sind! Das kann ich einfach nicht akzeptieren!“

Wir kehrten in McCaulys Wohnung zurück.

Sam Folder und Mell Horster hatten dort inzwischen etwas Neues für uns.

„Die Festplatten sämtlicher Computer sind komplett gelöscht worden“, stellte Folder fest. „Es gibt keinerlei persönliche Aufzeichnungen. Keine Notizen, kein Telefonregister, nichts.“

„Du glaubst, dass da jemand gründlich aufgeräumt hat, Sam?“, vermutete ich.

„Ja“, bestätigte Sam.

„Was wird da hinter den Kulissen nur für ein Spiel gespielt?“, mischte sich Milo ein.

„Noch was: Hier ist vor kurzem sehr gründlich gereinigt worden. In der Küche und im Bad ist alles blank gewienert. Da gibt es kein Haar im Kamm und keinen Fingerabdruck an den Fliesen. Die Küche glänzt, als hätte da nie jemand gekocht.“

„McCauly war ein viel beschäftigter Mann“, gab Milo zu bedenken.

„Die Lederpolster sind auch abgewischt worden“, rief Mell Horster, der das Gespräch natürlich mitbekommen hatte. „Und zwar von jemandem, der sich mit Leder nicht so gut auskannte. So sind Spuren geblieben.“

„Und wenn hier doch ein Kampf stattgefunden hätte…“, murmelte ich und sah mich um.

„Wir werden Luminol verwenden“, eröffnete Sam.

Damit ließen sich kleinste DNA-Spuren noch sichtbar machen. Geringfügige Blutreste, die bereits in den Teppichoden eingezogen waren und von denen der Täter vielleicht glaubte, er hätte sie ausreichend entfernt.

Wenig später sahen wir alle sehr viel klarer.

Mell Horster dimmte die Beleuchtung so weit herunter, dass die fluoreszierende Wirkung des Luminol zur Geltung kam.

„Blutspuren“, stellte Sam fest. Er besprühte weitere Bereiche des Teppichbodens mit Luminol und fand eine regelrechte Spur.

„Hier ist vielleicht jemand geschleift worden“, glaubte Mell.

Die Spur endete vor der Wand.

Ein großes gerahmtes Gemälde, das John Wayne zeigte, wie er in „Rio Bravo“ ausgesehen hatte, hing dort. Es hatte Ausmaße von etwa zehn mal zehn Fuß.

Die Blutspur endete davor.

Mell nahm sich dieses Bild genauestens vor und entdeckte schließlich einen Mechanismus. Das Bild ließ sich zur Seite klappen.

Dahinter fand sich der Zugang zu einem Lastenaufzug.

„Sieh an!“, meinte Milo. „Jetzt wissen wir also, wie die Leiche entsorgt wurde.“

„Und wahrscheinlich kam auch der oder die Täter auf diesem Weg!“, war Mell Horster überzeugt. „Nichts anrühren, wir nehmen das alles genauestens unter die Lupe.“

Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis

Подняться наверх