Читать книгу Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis - Cedric Balmore - Страница 33
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ОглавлениеWir befragten die wenigen Angehörigen, die McCauly hatte. In Yonkers lebte eine Schwester, in Queens ein Cousin zweiten Grades. Der Kontakt zwischen McCauly und diesen beiden Verwandten war nicht besonders eng. Jedenfalls lag der letzte Kontakt in beiden Fällen schon einige Monate zurück. „Unsere Familie kommt eigentlich aus Wisconsin“, sagte uns Maria McCauly, seine um sieben Jahre jüngere Schwester. Sie arbeitete als pharmazeutische Hilfskraft in Downtown Manhattan. Eine hübsche junge Frau mit langen, blonden Haaren, die ihr bis weit über die Schultern fielen und wahrscheinlich eigentlich brünett waren.
„Randall und ich lebten in verschiedenen Welten“, berichtete sie uns. „Wenn Sie verstehen, was ich damit meine.“
„Vielleicht könnten Sie es uns erklären“, schlug ich vor und war mir bewusst, dass wir im Moment nur im Nebel herumstocherten. Aber wir mussten einfach mehr über McCauly erfahren um zu verstehen, weshalb er offenbar mit einem Einbrecher zusammengearbeitet hatte, der es auf einen der gefährlichsten biologischen Kampfstoffe abgesehen hatte, die es derzeit auf der Welt gab.
„Ich weiß nicht wie ich da anfangen soll und ob es richtig ist, jetzt noch über einen Toten…“
„Wir wollen seinen Mörder finden“, erklärte ich. „Und das können wir nur, wenn wir möglichst viel über ihn wissen. Auch über Seiten an ihm, die er unter normalen Umständen sicher lieber verschwiegen hätte. Aber wenn Sie jetzt irgendetwas zurückhalten, kann das im Endeffekt seinem Mörder nützen. Und ich glaube nicht, dass das wirklich Ihre Absicht ist.“
Sie atmete tief durch und verschränkte Ihre Arme vor der Brust. „Nein, natürlich nicht.“
„Na, sehen Sie!“
„Also gut“, gab sie sich schließlich einen Ruck. „Es ist einfach so, dass Randall immer der Zielstrebigere von uns war. Er wusste gleich, was er wollte und ist kompromisslos auf sein Ziel zugegangen. Ich habe ihn als Streber und Karrieristen beschimpft, er mich dafür als jemand, dem der richtige Ehrgeiz fehlen würde…“
„Okay, das sind die normalen Reibereien, die es unter Geschwistern so gibt“, meinte ich. „War da noch etwas anderes?“ Ich konnte förmlich riechen, dass sie mir nicht das erzählt hatte, was ihr eigentlich zu dem Thema unter den Nägeln gebrannt hatte.
Irgendetwas war da.
Und mein Instinkt sagte mir, dass ich vielleicht Erfolg hatte, wenn ich noch ein wenig nachbohrte.
Sie seufzte hörbar. „Also gut“, sagte sie. „Da war noch etwas anderes. Seine politischen Ansichten waren sehr seltsam – und ein paar seiner Freunde auch.“
„Kennen Sie diese Freunde?“
„Nein. Nur flüchtig, keine Namen oder so.“
„Und was waren das für Ansichten?“
„Er war der Meinung, dass zu viel Gesindel in den Straßen herumlaufen würde und die Justiz zu milde wäre. Seiner Ansicht nach wäre es besser, den Staat abzuschaffen, weil er einen nur bevormundet und nichts gegen Schwarze und Asiaten unternimmt, die sich überall breit machen. Eine Waffe für jeden Bürger und alle Probleme wären gelöst! Auf diesen Nenner kann man seine Meinung bringen.“
„War er Mitglied irgendeiner Gruppierung?“, fragte ich.
„Nein. Soweit ich weiß nicht.“
„Wir wissen, dass er in finanziellen Schwierigkeiten war. Aber kurz vor dem Einbruch bei General Biotech bekam er eine Summe aufs Konto eingezahlt, das er auf den Cayman-Islands unterhält. Für uns sieht das so aus, als hätte er dem Einbrecher geholfen.“
Später fuhren wir zu dem Cousin zweiten Grades nach Brooklyn und saßen dabei eine geschlagene Stunde auf dem Franklin D. Roosevelt Drive fest.
„Vielleicht war McCauly Rassist und hatte deswegen weniger Skrupel, einen Virus aus dem Sicherheitsbereich von General Biotech herauszulassen, der ausschließlich Schwarze tötet“, vermutete Milo. „Aber der Hauptgrund dafür, dass er dem Einbrecher half waren seine Geldsorgen. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.“
„Er starb, weil er ein Mitwisser war“, stellte ich fest. „Ein Mitwisser, dem Agent Graham wohl näher auf den Fersen war, als wir es Moment für möglich halten.“
Wenn ich daran dachte, dass auch Larry Primrose, der den Lastwagen über den Gullydeckel gefahren hatte, nicht mehr auffindbar war, so stand zu befürchten, dass die Hintermänner des Einbruchs auch mit ihm kurzen Prozess gemacht hatten.
Wir erreichten schließlich mit einiger Verspätung die Wohnung von McCaulys Cousin.
Er hieß Braden Denzo und wohnte in einem schicken Apartmenthaus in Queens. Dort betrieb er einen Reifen-Service zwei Straßen weiter. Wir trafen Denzo in seiner Werkstatt an. Er wolle auf Randall McCauly nicht gerne angesprochen werden.
„Ich habe mit ihm so gut wie nichts zu tun“, behauptete er. „Und wagen Sie es ja nicht, die Leute hier zu befragen. Das spricht sich herum und wer lässt dann noch von mir seine Reifen machen?“
„Aber Sie haben sich doch nichts zu schulden kommen lassen!“
„Das erklären Sie mal den Leuten, die mich nachher löchern, wieso das FBI sich für mich interessiert!“
„Wir sind diskret wie Beichtväter“, sagte Milo.
Mein Handy klingelte.
Ich nahm das Gespräch entgegen. Es war Mister McKee.
„Wo sind Sie jetzt, Jesse?“
„Queens, Ecke Davis Lane und Humbert Drive. Wir verhören einen Cousin von Mister McCauly.“
„Wenn Sie da fertig sind, fahren Sie bitte so schnell wie möglich nach Rikers Island. Kumarovsky ist bereit auszusagen. Aber prüfen Sie ihn auf Herz und Nieren. Es könnte sein, dass der Kerl sich nur wichtig machen will, um ein paar Erleichterungen für sich herauszuholen.“
„Ja, Sir“, bestätigte ich.