Читать книгу Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis - Cedric Balmore - Страница 43
36
ОглавлениеUnsere Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell verbrachten den Vormittag und die erste Hälfte des Nachmittags in Harlem. Zunächst setzen sie sich mit der Vice-Abteilung des zuständigen Reviers in Verbindung. Captain Donald O’Leary, der Chief diese Abteilung, konnte ihnen eine Reihe von Ansprechpartnern aus dem Umfeld von Islam Nureddin geben.
„Er war ein Zuhälter und meiner persönlichen Meinung nach ist er für den Tod von mehreren Konkurrenten verantwortlich, die ihm wohl irgendwie in die Quere kamen. Leider konnte man ihm nie etwas nachweisen. Wenn wir ihn drangekriegt haben, dann immer nur wegen Kleinigkeiten.“
„Hört sich nicht gerade nach einem Zeitgenossen an, der von vielen vermisst wurde“, stellte Jay fest.
„Das ist allerdings war! Eins seiner Girls ist mal halbtot geprügelt worden, weil sie mit einem Freier durchgebrannt ist. Aber sie war so eingeschüchtert, dass sie den Mund nicht aufgemacht hat. Ein Wort von ihr hätte genügt, um eine juristische Lawine ins Rollen zu bringen, die Islam Nureddin überrollt hätte!“
Jay und Leslie fuhren in die Amsterdam Avenue, wo es einen Club mit der Bezeichnung ‚Pussycat’ gab. Um diese Uhrzeit war da noch kein Geschäftsbetrieb. Laut Aussagen von O’Leary handelte es sich um ein getarntes Bordell. Immer wieder wurden Mitarbeiter der Vice-Abteilung auf die Prostituierten angesetzt. Wenn es zu Verhaftungen kam, dann immer nur auf den unteren Ebenen. Das Geschäft ging unterdessen im Verborgenen weiter.
Ein Getränkewagen stand vor dem ‚Pussycat’ im Halteverbot. Im Eiltempo wurden Kisten in den Club geschleppt. Champagner, Rum, Whiskey…
Leslie und Jay traten ebenfalls ein. Ein paar Raumpflegerinnen mit asiatischen Gesichtszügen und hohen Stimmen brachten alles für den Abend auf Hochglanz. Sie sprachen Chinesisch oder Koreanisch.
Nach einigem Geplänkel mit dem Barmixer und ein paar sehr muskulösen Türstehern, wurden Leslie und Jay schließlich zum Geschäftsführer des ‚Pussycat’ vorgelassen. Er hieß Brad Garrison.
„Ich sage nichts ohne Anwalt“, erklärte Garrison. „Im Übrigen tue ich nichts Verbotenes und zahle Steuern wie jeder gute Bürger…“
„Wir wollen Ihnen überhaupt nicht in die Suppe spucken“, sagte Leslie.
Jay ergänzte: „Wir sind vom FBI, nicht vom Vice! Uns interessiert, wer Islam Nureddin umgebracht hat. Er soll sich hier sehr oft aufgehalten haben…“
„Falls er ein paar Girls mit Männern aufs Zimmer geschickt hat, habe ich damit nichts zu tun! Wenn jemand wie Islam von mir ein Zimmer mietet, dann…“
„Geschenkt, Mister Garrison. Erzählen Sie uns jetzt von Nureddin. Alles, was Sie wissen.“
Garrisons Gesicht wurde sehr ernst. „Ich weiß nicht, was mit Islam geschehen ist. Lonny, der Barmixer hat ihn gefunden. Er sah völlig entstellt aus. Nachher sind hier Leute aufgetaucht, die aussahen wie Astronauten, so viel Schutzkleidung trugen die…“
„Ist Ihnen in der Zeit irgendetwas an Islam Nureddin aufgefallen?“
„So gut kannten wir uns ja nicht. Er war viel hier im Club, um nach seinen Girls zu sehen…“
„…und hat dafür wahrscheinlich paar Scheine abdrücken müssen.“
„Hey, ich dachte, Sie sind nicht vom Vice!“
„Erzählen Sie weiter!“, forderte Jay.
„Wissen Sie, was sein Name ist? Hat er mir mal erzählt. Islam versteht ja jeder und Nureddin heißt ‚Licht des Glaubens’. Seine Eltern waren Black Muslim-Aktivisten, aber zu Islam passte dieser Name nun absolut nicht. ‚Licht des Glaubens’ – mein Gott, es gab keine geilere Sau als ihn und was der an Alkohol in sich hineinkippte, daran wären andere gestorben. Das fromme Leben war einfach nichts für ihn.“ Er kicherte und fuhr dann fort: „Ich habe ihm immer gesagt, er soll sich doch legal wieder in Smith oder Brown umbenennen. Wenn man Islam Nureddin heißt, fällt man doch überall auf. Aber das wollte er nicht. Er wollte keinen Sklavennamen annehmen.“ Garrison hob den Daumen. „Ja, Mann, das ist eine Haltung, die ich immer respektiert habe!“
Jay unterbrach ihn schließlich.
„Wir brauchen keine Anekdoten aus Nureddins Leben, sondern ein paar Fakten. Überlegen Sie: In den letzten Tagen vor seinem Tod – was hat Nureddin da so getrieben?“
„Ja, richtig! Hey Mann, wie konnte ich das vergessen. Lonny hat es mir erzählt! Da war wirklich ’ne Story! Hat die ganzen Pimps ein bisschen aufgeregt.“
„Was?“
„Es ist schon selten, dass ein Weißer in diesen Club kommt. Das fällt immer gleich auf. Noch seltener kam es vor, dass Islam mit einem Weißen geredet oder Geschäfte gemacht hat – denn wenn er schon nicht den Glauben seiner Eltern übernommen hat, so doch deren Abneigung gegen euch weiße Sklaventreibersöhne!“
„Wie sah dieser Weiße aus?“
„Keine Ahnung. Fragen Sie Lonny.“