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Im Laufe der Zeit trafen weitere Spezialisten ein, die wir von der Scientific Research Division angefordert hatten. Außerdem unterstützten uns die Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell bei den notwendigen Befragungen des Sicherheitspersonals und des Hausmeisters.

Der Lastenaufzug war nicht mehr in Betrieb. Es existierten nur noch der Schacht und der Drahtseilzug.

Die Kabine war beim Umbau des Hauses von einem Industriegebäude zu einer Wohnresidenz ausgebaut worden, da sie nicht mehr den gängigen Sicherheitsbestimmungen entsprach und wohl keine Chance bestand, sie nachzurüsten. Wir sprachen in diesem Zusammenhang mit dem Hausverwalter namens William B. Stratton, einem 41jährigen Mann mit grauen kurzen Haaren und sehr hager wirkender Figur. Er war Kettenraucher und deshalb wurmte es ihn, dass er im gesamten Haus nicht rauchen durfte.

„Dies ist Amerika, habe ich gedacht! Das Land der Freien, wie es so schön in der Nationalhymne heißt. Aber so was ist doch nicht einmal die Tinte wert, mit der das mal irgend so ein Klugscheißer zu Papier gebracht hat, wenn man nicht einmal eine Zigarette rauchen darf. Früher hat auch hier niemand was dagegen gehabt und heute? Ich könnte nicht einmal Mieter in diesem Gebäude werden, wenn ich Raucher wäre! Das ist doch ein Eingriff in die Privatsphäre, finde ich….“

Der Mann redete sich ziemlich in Rage – vor allem auch deshalb, weil das Rauchverbot auch für den kleinen Raum galt, den er als Verwalter von dem Besitzer zur Verfügung gestellt bekommen hatte, um die mit dem Haus in Zusammenhang stehenden Büroarbeiten zu erledigen. Von der Heizölbestellung bis zur Bestellung von Handwerkern für dringend notwendige Instandhaltungsarbeiten – das alles gehörte zu William Strattons Aufgabenbereich.

„Wir möchten eigentlich gerne auf den Lastenaufzug zurückkommen“, meinte ich schließlich. Ein bisschen Dampf abzulassen war ja in Ordnung, aber irgendwann wollte ich das Gespräch wieder auf das lenken, was für uns der Kern der Sache war.

„Also eigentlich sind die Dinger zugemauert worden.“

„Wann?“

„Natürlich bevor die Wohnungen überhaupt vermietet wurden. Glauben Sie die Holding, der dieses Haus gehört, will riskieren, von irgendwem auf Schadensersatz verklagt zu werden, nur weil irgendwer in irgendein Loch hineinfällt und sich den Hals bricht. Außerdem bieten die Schächte einen direkten Zugang nach draußen.“

„Was?“

Das war ein neuer Aspekt, der mich sofort aufhorchen ließ.

„Ja, sicher! Wollen Sie es mal auf dem Plan sehen? Ich habe die Unterlagen hier. Gehört ja schließlich auch zu meinem Job: Immer zu wissen, wo irgendein Rattenloch sein könnte, dass ausgehoben werden muss. Ja, schauen Sie mich nicht so an! Ratten sind eine Plage in Yonkers! Da kann ich ein Lied von singen…“

Bitte nicht!, dachte ich.

Aber William Stratton tat mir diesen Gefallen nicht. Er begann ausgiebig davon zu erzählen, welche Probleme es früher mit Ratten gegeben hatte und wie nach der Sanierung verhindert worden war, dass sich das wiederholte. „Schließlich sind es ja nicht gerade die Ärmsten, die sich hier einquartieren. Und was glauben Sie, wie schwer es wäre, das Haus je wieder zu vermieten, wenn…“

„Schon gut, Mister Stratton“, unterbrach ich ihn. „Holen Sie doch bitte den Plan!“

„Natürlich, Sir!“

Stratton hatte alles griffbereit.

Der Plan, den er brachte, befand sich in einer Schublade im Format DIN A0.

Deutlich waren die Schächte für die Lastaufzüge zu sehen.

Sie endeten dort, wo sich früher mal ein Rattenverseuchter, feuchter Keller befunden hatte. Aber das war vor der Sanierung gewesen. Jetzt war ein Großteil dieses ehemaligen Kellers mit Kies gefüllt worden. Siebzig Zentimeter zwischen Decke und Kies waren frei. An mehreren Stellen waren sie aufgebrochen und Öffnungen gelassen worden, sodass es einen ständigen Luftzug durch diesen Zwischenraum gab. Stratton erläuterte uns, dass dadurch das Heraufziehen von Feuchtigkeit verhindert wurde. „Die Lastenaufzüge führten ursprünglich bis in den Keller. Jetzt ist da nur ein Loch, das in einem Kiesbett endet“, sagte Stratton.

„Ich nehme an, da unten gibt es keine Überwachungskameras“, vermutete ich.

„Die kleinen Steine sind nicht besonders wertvoll“, erwiderte Stratton.

Milo und ich wechselten einen Blick.

„Ich vermute, du hast jetzt dieselbe Idee, die mir auch gerade durch den Kopf schwirrt!“, meinte mein Kollege.

Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis

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