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5.1.1 Feuerbachs Thesen

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Wer aufgrund des Titels der Feuerbachschen Hauptschrift Das WesenWesen des Christentums auf eine Analysierung und VerifizierungVerifizierung des Christentums selbst oder auf eine gegen aussen gerichtete Verteidigung schliessen zu können meint, wird überrascht sein, die Behauptung zu vernehmen: „Die ReligionReligion ist die Entzweiung des Menschen mit sich selbst“1. Denn: „Der MenschMensch – dies ist das Geheimnis der Religion – vergegenständlicht sein Wesen und macht dann wieder sich zum Gegenstand dieses vergegenständlichten, in ein SubjektSubjekt, eine PersonPerson verwandelten Wesens“2. Mit anderen Worten: „Die Religion ist das Verhalten des Menschen zu seinem eignen Wesen […], aber zu seinem Wesen nicht als dem seinigen, sondern als einem andern, von ihm unterschiednen, ja entgegengesetzten Wesen“3. Was FeuerbachFeuerbachLudwig in die prägnante Formel fasst: „der GottGott des Menschen ist sein eignes Wesen“4. Das aber heisst: „Gott ist nichts an sich selber.“5 „Ob er ist oder nicht ist – es ist einerlei; wir gewinnen nichts durch sein Sein und verlieren nichts durch sein Nichtsein; denn wir haben an Gott nur eine Wiederholung von uns selbst.“6 Darum ist auch „die ErkenntnisErkenntnis Gottes die Selbsterkenntnis des Menschen“7. Ja, „das WissenWissen des Menschen von Gott ist das Wissen des Menschen von sich, von seinem eignen Wesen.“8 Und wie „der GlaubeGlaube, dass überhaupt ein Gott ist, ein AnthropomorphismusAnthropomorphismus“ ist, so sind auch die Prädikate, die Gott zugeschrieben werden, blosse „AnthropomorphismenAnthropomorphismen, d.h. menschliche Vorstellungen“.9 „Wie ich bin, so ist mein Glaube, und wie mein Glaube, so mein Gott.“10 Kurzum: „Dass Gott ein andres Wesen ist, das ist nur ScheinSchein, nur Einbildung.“11 Da also „zwischen dem göttlichen und menschlichen Subjekt oder Wesen kein Unterschied ist“, ist „der wahre SinnSinn der Theologie die AnthropologieAnthropologie“.12

Bei der Verneinung der ExistenzExistenz Gottes macht sich der skeptische Einfluss Kants bemerkbar, für den, wie weiter oben gesehen, das ErkennenErkennen der Existenz Gottes unmöglich ist, zumindest das unmittelbare. Und obgleich FeuerbachFeuerbachLudwig eine gewisse Sympathie für den ontologischen Gottesbeweisontologischer Gottesbeweis bekundet – er nennt ihn den interessantesten BeweisBeweis, „weil er von innen ausgeht“13 –, hält er ihn trotzdem nicht für gültig. Nichtsdestotrotz übernimmt er Kants Kritik nicht vorbehaltlos, sondern unterzieht auch ihn selbst einer Kritik:

KantKantImmanuel hat bekanntlich in seiner Kritik der Beweise vom Dasein Gottes behauptet, dass sich das Dasein Gottes nicht aus der VernunftVernunft beweisen lasse. KantKantImmanuel verdiente deswegen nicht den Tadel, welchen er von Hegel erfuhr. KantKantImmanuel hat vielmehr vollkommen recht: aus einem Begriffe kann ich nicht die ExistenzExistenz ableiten. Nur insofern verdient er Tadel, als er damit etwas Besonderes aussagen und der Vernunft gleichsam einen Vorwurf machen wollte. Es versteht sich dies von selbst. Die Vernunft kann nicht ein Objekt von sich zum Objekt der Sinne machen. Ich kann nicht im Denken das, was ich denke, zugleich ausser mir als ein sinnliches Ding darstellen.14

Über die anthropologische Theologie bzw. die IdentitätIdentität von MenschMensch und GottGott hinaus tritt hier die Feuerbachsche ErkenntnistheorieErkenntnistheorie ans Licht.

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