Читать книгу Person und Religion - Ciril Rütsche - Страница 55
5.1.4 Die BegründungBegründung seiner Behauptungen
ОглавлениеFeuerbachFeuerbachLudwig hat nicht nur den ontologischen Gottesbeweisontologischer Gottesbeweis als ungültig zurückgewiesen, er hat die göttlichen Dinge insgesamt zu blossen Produkten der menschlichen Vorstellung erklärt. Doch womit begründet er diese Behauptungen eigentlich? Beruft er sich einzig und allein auf die sensualistischen Prinzipien? Selbstverständlich argumentiert Feuerbach auf der Basis des SensualismusSensualismus, doch haben seine Argumente allemal einen originellen Gehalt.
Wie begründet er nun etwa seine Behauptung: „Der MenschMensch ist der offenbare GottGott“1, bzw.: „der Gott des Menschen ist sein eignes WesenWesen“2? Und warum sagt der Mensch, was immer er „von Gott aussagt, […] in WahrheitWahrheit von sich selbst aus“3? Ja warum kann FeuerbachFeuerbachLudwig behaupten: „Das BewusstseinBewusstsein Gottes ist das SelbstbewusstseinSelbstbewusstsein des Menschen, die ErkenntnisErkenntnis Gottes die Selbsterkenntnis des Menschen“4? Wie aber versteht Feuerbach das Bewusstsein überhaupt und was macht ihm zufolge „die eigentliche Menschheit im Menschen aus“5? „Bewusstsein im strengen oder eigentlichen Sinne und Bewusstsein des Unendlichen ist untrennbar; beschränktes Bewusstsein ist kein Bewusstsein; das Bewusstsein ist wesentlich allumfassender, unendlicher NaturNatur.“6 „Aber was ist denn das Wesen des Menschen, dessen er sich bewusst ist“7? „Die VernunftVernunft, der Wille, das Herz.“8 AugustinusAugustinus hat mit diesen drei Kräften bekanntlich das ZielZiel erreicht, das er sich in seinem religionsphilosophischen Hauptwerk De trinitate gesteckt hatte, nämlich den Glauben an die Trinität Gottes durch die Herausarbeitung gewisser trinitarischer Strukturen im Menschen – dem Bilde Gottes – als vernünftig auszuweisen. Feuerbach hingegen veranlassen sie zu dem UrteilUrteil, dass „Wollen, Fühlen, Denken Vollkommenheiten sind“, was es unmöglich macht, „dass wir mit Vernunft die Vernunft, mit GefühlGefühl das Gefühl, mit WillenWillen den Willen als eine beschränkte, endliche d.i. nichtige Kraft empfinden und wahrnehmen“.9
Der MenschMensch ist sich seiner unendlichen Kräfte bewusst. Woraus FeuerbachFeuerbachLudwig folgert: „Die VernunftVernunft, welche GottGott als ein unbeschränktes WesenWesen denkt, die denkt in Gott nur ihre eigene Unbeschränktheit.“10 „Das reine, vollkommene, mangellose göttliche Wesen ist das SelbstbewusstseinSelbstbewusstsein des Verstandes, das BewusstseinBewusstsein des Verstandes von seiner eigenen VollkommenheitVollkommenheit.“11 „Der BeweisBeweis, dass das göttliche Wesen das Wesen der Vernunft oder Intelligenz ist, liegt darin, dass die Bestimmungen oder Eigenschaften Gottes […] Eigenschaften der Vernunft sind.“12 Insofern ist das Mass an Vernunft, über das ein gegebener Mensch verfügt, zugleich das Mass seines Gottes. „Denkst du Gott beschränkt, so ist dein VerstandVerstand beschränkt; denkst du Gott unbeschränkt, so ist auch dein Verstand nicht beschränkt.“13 „Aus seinem Gotte erkennst du den Menschen, und wiederum aus dem Menschen seinen Gott; beides ist eins.“14