Читать книгу Person und Religion - Ciril Rütsche - Страница 54
5.1.3 Die Zurückweisung des ontologischen Gottesbeweises
ОглавлениеWer sich solch eine Sichtweise zu Eigen macht, der wird gemeinsam mit FeuerbachFeuerbachLudwig Kants Kritik am ontologischen Gottesbeweisontologischer Gottesbeweis mit dem Vorwurf zurückweisen: „Die VernunftVernunft kann nicht ein Objekt von sich zum Objekt der Sinne machen. Ich kann nicht im Denken das, was ich denke, zugleich ausser mir als ein sinnliches Ding darstellen.“1 Ein Sensualist wie CondillacCondillacÉtienne Bonnot de oder Feuerbach geht davon aus, dass ein Gegenstand nur durch die Sinne gegeben wird, „nicht durch das Denken für sich selbst“2. Insofern verständlich, kann Feuerbach auf dieser erkenntnistheoretischen Grundlage das ontologische ArgumentArgument nicht nachvollziehen. Unter veränderten erkenntnistheoretischen Vorzeichen wäre ihm das Verständnis allerdings nicht fern gestanden. Denn ganz deutlich bringt er im 21. Kapitel des WesenWesen[s] des Christentums zum Ausdruck, dass er den Gedankengang an und für sich nachzuvollziehen vermochte. Doch scheinen die sensualistischen Prämissen ein unüberwindliches Hindernis aufgebaut zu haben, ein Hindernis, dessen Nichtübersteigen offensichtlich nicht einem Mangel an intellektuellen Fähigkeiten anzulasten ist, sondern schon eher den zeitbedingten Vorurteilen, wozu insbesondere Kants kopernikanische Wendekopernikanische Wende zu rechnen ist. Mit der Zurückweisung des ontologischen Gottesbeweises steht Feuerbach allerdings nicht alleine, wie sich weiter oben gezeigt hat, geht er mit dieser Ansicht mit verschiedenen anderen Denkern aus der christlichen Epoche einig. Doch war nichtsdestotrotz für viele dieser Denker die ExistenzExistenz Gottes unumstösslich gewiss. Erinnert sei nur an Thomas von AquinThomas von Aquin, der gegen das ontologische Argumentontologische Argument einwandte – worauf weiter oben bereits hingewiesen wurde –, dass der MenschMensch GottGott „nicht in ihm selbst schauen kann, sondern nur in seinen Wirkungen, und der somit nur durch Schlussfolgern zur ErkenntnisErkenntnis, dass Gott ist, geführt wird“3.
Wäre diese MethodeMethode – SchlussfolgerungSchlussfolgerung von den Wirkungen auf die UrsacheUrsache – nicht ganz nach Feuerbachs Muster? Ist es nicht im Sinne ebendieser Methode, wenn FeuerbachFeuerbachLudwig seine Gedanken auf Materialien gründet, „die wir uns stets nur vermittelst der Sinnentätigkeit aneignen können“ und „nicht den Gegenstand aus dem Gedanken, sondern umgekehrt den Gedanken aus dem Gegenstande“ erzeugen?4 Den Ausgang bei der WirkungWirkung, d.h. bei der sinnlichen Wahrnehmung der Welt, könnte er mit Thomas ja noch nehmen, doch scheitert er beim Schluss auf die Ursache. Denn erstens ist ihm nur das Gegenstand, „was ausser dem Kopf existiert“5 und zweitens ist das Erschlossene ja immer ein schon irgendwie Bekanntes. Wenn ihm aber nur Sinnliches bekannt ist, dann umgrenzt er seinen Gegenstandsbereich so eng, dass er den wesentlich unsinnlichen GottGott nicht mitumfassen kann.