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7. Madame Cathrin

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Cathrin und ich prosteten einander zu – „Prost, Madame!“ – „Prost, Gräfin. Auf den heutigen Abend!“ – und zogen los. Björn war in München, und obwohl ich ihn als meinen Freund betrachtete, wollte ich in Wien mein eigenes Leben führen. Nach meiner jahrelangen Beziehung wollte ich meine Freiheit genießen – und endlich auch meine Neigung ausleben, die viel zu lange im Dornröschenschlaf vor sich hin geschlummert hatte, private Fesselspielchen hin oder her.

Wir stiegen vor dem New York aus dem Taxi und sahen uns um. Eine Szene-Größe namens Harry hatte die Innenstadt-Disco eigens angemietet und für diesen Abend entsprechend dekoriert. Harrys hübsche, junge Freundin und Sklavin hieß Sally und saß an der Abendkassa. Cathrin und ich erregten sofort Aufsehen. Zwei unbekannte, dominante Frauen, alleine unterwegs, ohne Sklaven im Schlepptau – da muss man sich sofort anbieten! Und schon waren wir von männlichen Gestalten umringt. Eine schmale Figur, von oben bis unten in schwarzes Latex gekleidet, fiel uns besonders auf. Er war extrem höflich – „Wollen die Damen vielleicht ...“ – stellte sich als „Leo, zu Ihren Diensten“ vor und zeigte in seiner Sorge um unser Wohl vollen Körpereinsatz. Im wahrsten Sinn des Wortes. Cathrin sagte: „Jetzt würde ich mich gern hinsetzen, aber hier bei der Tanzfläche gibt’s ja keine Sitzgelegenheit.“ Und schon war Leo auf allen Vieren und bat sie, auf seinem Rücken Platz zu nehmen. Cathrin ließ sich nicht zweimal bitten, setzte sich, schlug die Beine übereinander und unterhielt sich einfach weiter, als hätte er ihr einen Kaffeehausstuhl angeboten. Ihre Augen funkelten. Zwischendurch streichelte sie Leo über den Kopf oder schlug mit der flachen Hand auf seinen Hintern. Leo war offensichtlich im Himmel, er strahlte richtiggehend.

Von der anderen Seite näherte sich ein Hüne von einem Mann, eine einschüchternde Erscheinung. Seine braunen Augen blickten uns jedoch liebevoll bittend an. Er hatte eine Spiegelreflexkamera umgehängt und war der von Harry offiziell engagierte Fotograf für den Abend. Cathrin und ich hatten nichts dagegen, abgelichtet zu werden, die Fotos sollten auch nicht veröffentlicht werden, wie uns der Hüne versicherte. Rund um uns herum hatte sich die Stimmung bereits merklich gelockert: Während einige noch tanzten, begannen in anderen Ecken die ersten Spiele. Nun, da wollten wir mithalten. Ein Opfer hatten wir bereits. Einer der Devoten hatte uns ein paar freche Antworten gegeben, wie wir fanden. Also zerrten wir ihn an seinem Halsband zu einer freien Fläche. „Knie nieder“, herrschte ich ihn an, „und beuge dich vor.“ Cathrin drückte ich meine weiche Lederpeitsche in die Hand, ich selbst griff mir eine Reitgerte. Der Mann ging folgsam in die Knie, seine Aufmüpfigkeit war wohl Absicht gewesen, um in den Genuss einer Behandlung zu kommen.

Ich klemmte seinen Kopf zwischen die Beine, und Cathrin ließ ihre Peitsche auf seinen Hintern niedersausen. Nach einer Reihe von Schlägen tauschten wir Position, und ich ließ die Reitgerte zischen. Nach jeder Sequenz sagte ich: „Und jetzt bedanke dich!“ – „Danke, Herrin“, ertönte es zwischen ihren Beinen. Schließlich hörten wir auf. „Unterwürfigsten Dank für die Bestrafung“, sagte der Sklave, küsste unsere Schuhe und Stiefel und wich Cathrin den Rest des Abends nicht mehr von der Seite. Sie dirigierte ihn mit der Reitgerte hin und her und hatte eine Mordsgaudi dabei. „Bring mir ein Glas Wasser – massier mir die Füße – langsamer, sonst bekommst du die Peitsche!“ Cathrins elegante Erscheinung, dazu ihre köstlich satirische Sprache, der leicht nasale, herablassende Ton – sie war eine perfekte, kapriziöse Domina, der man es nie recht machen kann. Der Traum jedes Sklaven.

Wir waren beide in unserem Element und benahmen uns, als wären wir bereits seit Jahren Dominas. Dabei war dies unser erster Versuch. Wir waren wohl Naturtalente.

Unsere Aktion hatte Aufsehen erregt. In der Nähe lungerten ein paar devote Männer in Leder oder Latex herum, in der Hoffnung, ebenfalls bestraft zu werden. Wir zogen uns jedoch in eine Loge zurück und wollten etwas zu trinken bestellen. Sofort war Leo zur Stelle, holte Getränke und diente uns als Fußschemel. Als ich weit nach Mitternacht meinte: „Ich hätte Hunger, aber hier gibt’s ja nichts“, verschwand er. Nach einer Weile tauchte er mit warmen Schinken-Käse-Toasts auf. „Wo hast du denn die aufgetrieben?“ fragte ich überrascht. „In einem Lokal, in der Nähe.“ – „Und da bist du in diesem Outfit einfach reingegangen?“ – „Ja Herrin“, erklärte Leo stolz. „Wenn es um Ihr Wohl und das von Madame Cathrin geht, ist mir nichts peinlich.“ Ich war beeindruckt. Leo wurde von mir würdig erachtet, meine Telefonnummer zu erhalten.

Inzwischen hatte sich auch der Fotograf zu uns gesellt. Tommy, so hatte er sich vorgestellt, trug ein schwarzes T-Shirt, eine Lederhose, Stiefel mit metallbeschlagener Sohle und von seiner Erscheinung hätte ich ihn als Dom eingeordnet. Er aber fragte:

„Contessa, darf ich mich zu Ihnen setzen und Ihre Füße massieren?“ Tommy sollte mein Haus- und Hoffotograf und ein guter Freund werden, der mir weitere Persönlichkeiten aus der Szene vorstellte. Gegen Ende des Abends gesellten sich noch Harry und Sally zu uns, und es wurde richtig gemütlich. Um vier Uhr morgens fuhren Cathrin und ich mit dem Taxi heim, VIP-Eintrittskarten in die Wiener S/M-Szene in Form von Telefonnummern und Einladungen in der Tasche. Die Menschen, die ich an diesem Abend kennen lernte, sollten mein Leben in den kommenden Jahren entscheidend prägen.


Der Engel mit der Peitsche

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