Читать книгу Wenn ich das Schicksal treffe, kann es was erleben - Cornelia Eyssen - Страница 15

MEIN MANN REMY: »Was nicht sein darf,
das kann nicht sein!
Punkt.«

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So vieles hat sich für mich seit dem Tag des K-Anrufs verändert. Plötzlich habe ich große Sorge, dass ich krank werden könnte. Nicht nur eine Grippe, eine Sehnenzerrung oder ein verstauchtes Knie, sondern ernsthaft krank. Wer würde sich dann um meine Frau kümmern? Wer würde sie zu den Ärzten fahren, in die Klinik zu den Untersuchungen, zur Chemotherapie? Und wer würde ihr Halt geben und Mut machen? Wer würde wissen, wann sie nur die starke Frau spielt, aber eigentlich dringend jemanden braucht, bei dem sie sich anlehnen kann? Der sie dann einfach in die Arme nimmt, weil sie ihren schwachen Moment mal wieder überspielen will?

Ich schaue dreimal nach rechts und links, bevor ich eine Straße überquere. Und ich habe mir angewöhnt, nur noch mit Helm Rad zu fahren. Ich horche in mich hinein und vermute gleich das Schlimmste, wenn es irgendwo mal zwickt. Ich besuche viele Ärzte, lasse mich immer wieder durchchecken.

Dieser Tag, als der Brief vom Krankenhaus kam. Meine Frau las mir das Ergebnis der Biopsie vor, als sei das nichts. Als würden wir hier über eine Banalität reden. Über eine zu hohe Telefonrechnung oder so was. Und dabei stand da doch, SIE! HAT! KEINEN! KREBS! Sie haben keine Anzeichen für Krebs gefunden. Wenn das nicht die absolut tollste und wunderbarste Nachricht überhaupt war, dann weiß ich es auch nicht. Alles zurück auf null, das Leben ist wieder in Ordnung. Ach was, in Ordnung: Es ist wundervoll. Voller Wunder. Wir werden zusammen alt und glücklich werden. Wir werden Reisen machen, zufrieden in Cafés sitzen, uns über Nichtigkeiten streiten, tolle Dokumentarfilme anschauen und uns füttern, wenn einer von uns zu alt und zu zittrig ist, um selbst zu essen.

Ja, ich wollte glauben, was ich da las. Und: Ja, mir war nach ein paar Minuten klar, dass hier natürlich irgendein blöder, dummer, bescheuerter Fehler vorlag. Falsche Stelle getroffen. Proben vertauscht. Stanzproben falsch untersucht. Was auch immer. Aber ich wollte, dass meine Frau an dieses Wunder glaubte. Dass sie nicht krank war. Wenigstens für ein paar Tage, bis wir zu einem anderen Arzt gehen würden. Aber sie ließ sich von mir und meinem aufgesetzten Optimismus nicht anstecken. Und ich versprach ihr: »Wir werden die besten Ärzte finden.« Und das meinte ich ganz ernst.

PS: Die Stanzprobe war wirklich ohne Befund. Sie hatten genau eine einzige winzigste Stelle im unteren rechten Lungenlappen erwischt, in der keine Tumorzellen zu finden gewesen waren ...

Wenn ich das Schicksal treffe, kann es was erleben

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