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Die Jäger-und-Sammler-Ernährung der Tsimane

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Die bolivianischen Tsimane, die noch weitgehend unberührt von den Einflüssen der Zivilisa-tion im Amazonasgebiet leben, sind erstaunlich gesund. Forscher sind von ihnen fasziniert, weil sie auch im hohen Alter kaum chronische Krankheiten entwickeln. Sie haben die niedrigste Quote von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die jemals bei einer Menschengruppe nachgewiesen wurde. Die typischen Risikofaktoren für chronische Erkrankungen, unter denen große Teile der westlichen Bevölkerung leiden, fehlen bei ihnen. Die Tsimane haben niedrige LDL-Cholesterinwerte, niedrigen Blutdruck, niedrige Blutzuckerwerte und ein normales Körpergewicht.44

Ein wesentlicher Faktor für ihre erstaunliche Gesundheit ist die Ernährung. Die Tsimane leben bis heute als Jäger, Gartenbauer und Sammler. Ihre Hauptnahrungsmittel sind Kochbananen, Maniok, Reis, Nüsse und Obst. Der Kohlenhydratgehalt ihrer Ernährung liegt bei 72 Prozent, während der Fettanteil mit 14 Prozent vergleichsweise niedrig ist. Die restlichen 14 Prozent der Energie werden in Form von Eiweiß aufgenommen – vor allem aus Fisch, seltener aus Fleisch.44 Wie ihr Lebensstil vermuten lässt, sind alle Lebensmittel der Tsimane frisch und unverarbeitet. Außerdem enthält ihre Ernährung viele Ballaststoffe, wenig gesättigte Fettsäuren und kaum „schnelle“ Zucker. Sechs Stunden am Tag sind sie körperlich aktiv und in Bewegung. Nur 10 Prozent des Tages verbringen sie sitzend.44 Selbst über 60-Jährige kommen auf über 15.000 Schritte pro Tag. Die Tsimane leben in kleinen Gemeinschaften von 50 bis 500 Personen, in denen jeder jeden kennt.45 Ihre Ernährungsweise, kombiniert mit der vielen Bewegung und den engen sozialen Kontakten, gehört zu den Faktoren, die vermutlich ihre erstaunliche Herzgesundheit erklären können.

Zunehmend kommen aber auch die Tsimane in Kontakt mit der Außenwelt und konsumieren dadurch immer mehr Zucker und Öl. In der Folge steigen der Körperfettanteil und der BMI (► Seite 65).46 Es ist zu erwarten, dass diese Einflüsse sich langfristig negativ auf ihre Gesundheit auswirken und auch die Tsimane an Herzkrankheiten leiden werden – wie alle Bevölkerungsgruppen, die mit hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln in Kontakt gekommen sind. Das trifft übrigens auch auf die jüngere Bevölkerung anderer Blue Zones zu.

Interessanterweise variiert der Anteil der Hauptnährstoffe in den gesunden traditionellen Küchen erheblich. Während die Mittelmeerkost fettreich ist, ernähren sich die Okinawaer und die Tsimane kohlenhydratlastig. Vielleicht ist also das ganze Gerangel über den richtigen Anteil von Kohlenhydraten und Fetten in unserer Ernährung der falsche Weg und die entscheidenden Faktoren für Gesundheit und Langlebigkeit liegen neben einem gesunden Lebensstil in der Qualität der Ernährungsweise.

►►► AUF EINEN BLICK BLUE ZONES

Was können wir aus den gesündesten Ernährungs- und Lebensweisen der Welt lernen?

►Essen Sie möglichst frisch zubereitete Mahlzeiten aus unverarbeiteten Lebensmitteln.

►Essen Sie viel Gemüse und viele Ballaststoffe.

►Essen Sie wenig Zucker.

►Essen Sie in Maßen. Hör Sie auf zu essen, wenn Sie zu 80 Prozent gesättigt sind („Hara hachi bu“).

►Integrieren Sie viel Bewegung in Ihren Alltag (mindestens 30 Minuten pro Tag).

►Pflegen Sie enge soziale Beziehungen zu Familie und Freunden.

Gesunde Ernährung heute und morgen

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