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Fokus Klima und Nachhaltigkeit

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»Die Lebensmittelproduktion hat das Potenzial,die menschliche Gesundheit zu fördern unddie ökologische Nachhaltigkeit zu unterstützen;heute gefährdet sie beides.« Walter Willett, Johan Rockström et al.13

Unser Planet hat ökologische Grenzen – werden diese überschritten, sind die Stabilität des Klimas und die Lebensgrundlagen der Menschheit gefährdet. Diese planetaren Grenzen wurden im Jahr 2009 von einer Forschungsgruppe um Johan Rockström in einem weithin beachteten Fachartikel in Science mit dem Titel „A safe operating space for humanity“ erstmals umfassend beschrieben.14 Darin wurden neun grundlegende Bereiche für die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Erde definiert (► Abbildung rechts).

In vier der Bereiche haben wir die Grenzen der sicheren Zone bereits überschritten: bei Artensterben, Klimawandel, Landnutzungsänderungen sowie Phosphor- und Stickstoffkreisläufen.15 Experten sind sich weitgehend darin einig, dass ein menschengemachter Klimawandel unsere Erde bedroht und wir nur noch wenig Zeit zum Handeln haben.16 Immer mehr Forscher warnen davor, dass kritische Schwellenwerte, sogenannte Kipppunkte, schon bald erreicht sein könnten und Prozesse in Gang setzen, die sich nicht mehr umkehren lassen.17


Die ökologischen Belastungsgrenzen unserer Erde sind bereits heute in mehreren Bereichen überschritten: bei Artensterben, Stickstoff- und Phosphorkreisläufen, Klimawandel sowie Abholzung und Landnutzungsänderungen. 15

Der Nahrungsmittelsektor trägt maßgeblich zum Klimawandel bei.18 Bewegungen wie Fridays for Future zeigen, dass in der Gesellschaft allmählich ein Umdenken stattfindet. Gerade die junge Generation möchte mit ihrem Konsum- und Essverhalten zum Klimaschutz beitragen. Wir schlagen in diesem Buch eine Ernährungsweise vor, die die Gesundheit des Menschen und die des Planeten gleichermaßen in den Fokus rückt. Dabei orientieren wir uns an den Vorgaben der EAT-Lancet-Kommission. Diese hochkarätig besetzte Kommission aus 37 führenden Ernährungs- und Klimaexperten hat 2019 konkrete Vorschläge für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise entwickelt. Geleitet wird der Zusammenschluss von Walter Willett, dem vielleicht weltweit renommiertesten Ernährungswissenschaftler von der Harvard University, und dem Klimaforscher Johan Rockström, der das Konzept der planetaren Grenzen entwickelt hat. Auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur wurden Empfehlungen für eine gesunde Ernährungsweise definiert. Dabei gelten vor allem fünf Prinzipien:

►mindestens fünf Portionen Gemüse und Obst pro Tag

►Kohlenhydrate vor allem aus Vollkornprodukten und wenig raffinierte Stärke und Zucker

►Fett überwiegend aus ungesättigten pflanzlichen Fettsäuren

►Eiweiß überwiegend aus pflanzlichen Quellen wie Hülsenfrüchten und Nüssen, moderateMengen an Fisch, Geflügel und Eiern sowie wenig rotes und verarbeitetes Fleisch

►moderate Mengen an Milchprodukten19

Für jede Lebensmittelgruppe wurden ganz konkret Verzehrempfehlungen erstellt. Dabei sind die Ernährungsempfehlungen keineswegs starr; sie lassen viel Spielraum für individuelle Anpassungen (► Seite 197). Auf diesen Empfehlungen bauen wir das Buch auf und werden immer wieder darauf zu sprechen kommen.

Außerdem hat die Kommission die ökologischen Grenzwerte in fünf für den Nahrungsmittelsektor relevanten Bereichen definiert. Diese Bereiche sind:

►Treibhausgasemissionen

►Ausdehnung von landwirtschaftlichen Nutzflächen

►Frischwasserverbrauch

►Artensterben

►Belastung der Böden und Meere durch Stickstoff und Phosphor

Durch aufwendige Analysen zeigt die Kommission, dass die Lebensmittelproduktion innerhalb der ökologischen Grenzen funktionieren kann. Die Strategien dafür sind:

►eine überwiegend pflanzliche Ernährungsweise

►Qualität und Vielfalt statt Quantität in der Landwirtschaft

►eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft

►die Einhaltung strenger ökologischer Vorgaben für die Nutzung von Land und Meer

►die Halbierung von Lebensmittelabfällen19

Die Ernährung wird im 21. Jahrhundert sowohl für unsere individuelle Gesundheit als auch für die Gesundheit des Planeten eine Schlüsselrolle spielen. Oft sind wir angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel gelähmt, aber mit dem Bericht der EAT-Lancet-Kommission liegen uns ganz konkrete Empfehlungen vor, was wir tun können. Das gilt für jeden Einzelnen im Rahmen seiner Ernährung, aber auch in Produktion, Landwirtschaft und vor allem Politik

Der Bericht der EAT-Lancet-Kommission ist in deutschen Ernährungsratgebern bisher kaum angekommen. Wir möchten Ihnen mit diesem Buch Zugang dazu verschaffen und beschreiben, wie eine gesunde und nachhaltige Ernährung funktionieren kann.

Viel Freude beim Lesen und alles Gute für Ihre Gesundheit!


Gesunde Ernährung heute und morgen

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