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Fruktose – ist sie gefährlich?

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Ein weiterer wichtiger Einfachzucker in unserer Ernährung ist die Fruktose, auch Fruchtzucker genannt. Für viele klingt der Name gesund und wird mit Obst und Vitaminen assoziiert. Andererseits hören wir seit Jahren immer öfter, dass gerade Fruktose zu Fettleber und Übergewicht führt. In den USA gilt sie inzwischen als Dickmacher Nummer eins. Auch wenn Frucht- und Traubenzucker die gleiche Kalorienmenge haben (etwa 4 Kilokalorien pro Gramm), ist Fruchtzucker doppelt so süß wie Glukose und kommt mit einem Anteil von 1 bis 7 Prozent vor allem in Früchten vor, zum Beispiel in Äpfeln, Birnen, Beeren oder Trauben.47 Fruktose lässt sich aber auch in nahezu allen Gemüsesorten, Zwiebeln und Kräutern nachweisen. Allerdings mit wesentlich geringeren Anteilen.

Viele sind überrascht, wenn sie hören, dass der normale Haushaltszucker zur Hälfte aus Fruktose besteht, und auch Honig hat mit 40 Prozent einen hohen Anteil. Auch der berüchtigte High Fructose Corn Syrup (deutsch: Fruktosesirup), der sehr preisgünstig aus Mais produziert werden kann, enthält 55 Prozent Fruktose und wird von der Nahrungsmittelindustrie seit Jahrzehnten zahlreichen Produkten zugesetzt. Besonders viel enthalten Softdrinks, Müsliriegel und hoch prozessierte Fertigprodukte. Der Fruktosekonsum ist vor allem seit den 1980er-Jahren drastisch angestiegen.50

FRUKTOSEGEHALT VERSCHIEDENER LEBENSMITTEL
LebensmittelFruktosegehalt in g/100 g
Honig39
Rosinen33
Trauben7
Apfel6
Banane3
Blaubeeren3
Möhren1
Paprika1

Die Aufnahme von Fruktose in den Körper verläuft anders als bei Glukose und führt immer über die Leber. Bei der Fruktoseaufnahme wird kein Insulin ausgeschüttet. In der Schleimhaut des Dünndarms befinden sich kleine Transporteiweiße (GLUT-5), die den Fruchtzucker ins Blut bringen. Von dort gelangt er über die Pfortader in die Leber (► Abbildung Seite 40). Wird mehr Fruktose aufgenommen, als die Leber verarbeiten kann, wandelt diese den überschüssigen Fruchtzucker in Fett um. Ein Teil des Fettes wird direkt in der Leber gespeichert, ein weiterer Teil ins Fettgewebe transportiert. Es existiert kein Regulationsmechanismus, der die Leber vor zu viel Fruktose schützen würde. Sie speichert einfach immer mehr Fett, bis sie krankhaft verfettet ist, genau wie bei zu viel Alkohol. Das betrifft erschreckend viele Menschen. Von einer sogenannten nichtalkoholischen Fettleber (NAFL) sind in Deutschland inzwischen 23 Prozent der Erwachsenen betroffen.51

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Menschen und wird oft in ihrer Bedeutung für unsere Gesundheit unterschätzt. Ist sie durch Verfettung in ihrer Funktion eingeschränkt, können in der Folge zahlreiche Stoffwechselprobleme auftreten, zum Beispiel Störungen in der Insulinproduktion. Fatalerweise galt Fruktose jahrelang als idealer „Diabetikerzucker“. Man dachte, da Fruktose ohne Insulinbeteiligung in den Körper aufgenommen wird, könnten Zuckerkranke ohne Probleme fruktosegesüßte Produkte essen. Erst später stellte man fest, dass Fruktose negativ auf den Insulinstoffwechsel wirkt und die Symptomatik von Zuckerkranken damit verstärkt. Seit 2010 gibt es solche speziellen Diabetikerprodukte nicht mehr.

Fruktose hemmt außerdem das Hormon Leptin, das für unser Sättigungsgefühls zuständig ist. Das Hormon befindet sich im Blut und signalisiert dem Gehirn, dass der Körper keine weitere Nahrung benötigt. Die Hemmung von Leptin löst einen fatalen Teufelskreis aus, der dazu führt, dass wir immer mehr von den ungesunden zuckerhaltigen Lebensmitteln essen wollen und dabei nie lange satt sind.

Wenn Fruktose Beschwerden macht

Viele Menschen berichten, dass sie Fruktose nicht vertragen. Vermutlich ist einer von drei Erwachsenen betroffen; bei Kleinkindern sollen es sogar zwei von dreien sein.52 Die Menge der Transporteiweiße (GLUT-5) für Fruktose ist begrenzt, sodass jeder Mensch nur eine bestimmte Menge an Fruchtzucker verträgt. Die Kapazitätsgrenze ist individuell sehr unterschiedlich. Können Menschen nur sehr wenig Fruktose aufnehmen, spricht man von einer Fruktoseintoleranz (auch Fruktose-Malabsorption oder intestinale Fruktoseintoleranz).

Aufnahme, Transport und Speicherung von Fruktose


AUFNAHME Im Dünndarm werden die Kohlenhydrate in ihre Grundbausteine zerlegt. TRANSPORT Ein Transportmolekül (GLUT-5) dockt an Fruktose an und transportiert sie in die Blutbahn. SPEICHERUNG Überschüssige Fruktose wird in der Leber in Fett umgewandelt.

Menschen mit einer Fruktose-Malabsorption können Fruchtzucker nicht richtig im Dünndarm aufnehmen. So gelangt er in den Dickdarm, wo er von Bakterien zersetzt wird. Die dabei entstehenden Gase verursachen Beschwerden wie Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Verstopfung, aber auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Es gibt zudem eine angeborene Form der Fruktoseintoleranz (hereditäre Fruktoseintoleranz), die aber selten ist. Dabei handelt es sich um eine Enzymstörung. Schon kleinste Mengen Fruktose können dann für den Betroffenen bereits gefährlich werden.

Die Symptome der Fruktose-Malabsorption treten meist 30 bis 90 Minuten nach dem Verzehr von fruktosehaltigen Lebensmitteln auf. Die Therapie besteht vor allem in einer Ernährungsumstellung. Betroffene müssen meist nicht völlig auf Obst verzichten, kleine Mengen werden normalerweise vertragen. Vielen Betroffenen geht es dann schnell besser. Getestet wird auf Fruktose-Malabsorption mit einem speziellen Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest).

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