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Kohlenhydrate und Gesundheit

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Zucker hat also über verschiedene Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf unseren Stoffwechsel. Ein hoher Zuckerkonsum, wie wir ihn heute oft haben, wird in Zusammenhang mit vielen Stoffwechselproblemen und chronischen Krankheiten gebracht. Dazu zählen vor allem Übergewicht, Fettleber und Diabetes, aber auch erhöhte Blutfettwerte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie vorzeitige Alterung.

Im Zusammenhang mit Zucker ist auch oft von Insulinresistenz die Rede. Doch was ist damit eigentlich genau gemeint? Dadurch, dass unsere heutige Ernährung einen hohen Anteil an leicht verdaulichen Kohlenhydraten hat, muss unsere Bauchspeicheldrüse fortwährend Insulin produzieren, um den Zucker abzutransportieren und den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Irgendwann sind die Rezeptoren der Körperzellen, an die das Insulin andocken will, überlastet. Wenn wir uns Insulin, wie beschrieben, als eine Art Schlüssel vorstellen, so bedeutet das: Das „Schloss“ ist irgendwann defekt. Der Zucker kann nicht mehr in die Zellen gelangen. Dann spricht man von einer Insulinresistenz. Die Folge: Immer mehr Zucker befindet sich im Blut. Die Bauchspeicheldrüse reagiert darauf, indem sie die Insulinproduktion ankurbelt, um das Mehr an Zucker zu absorbieren. Doch das Insulin kann nicht an die insulinresistent gewordenen Rezeptoren der Zellen andocken. Besteht dieser Zustand dauerhaft, ist die Bauchspeicheldrüse irgendwann erschöpft und produziert immer weniger Insulin. Ein Typ-2-Diabetes hat sich entwickelt.

Viele wissen nicht, dass ein hoher Zuckerkonsum nicht nur zu der klassischen „Zuckerkrankheit“ führen kann, sondern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Wir haben bereits beschrieben, dass der Körper zu viel Zucker in Blutfette umwandelt. Erhöhte Blutfette sind einer der Hauptrisikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen.53 Sie können sich an den Wänden der Blutgefäße ablagern und diese verstopfen. Damit führen nicht nur ungesunde Fette aus der Nahrung, sondern auch ein Zuviel an Kohlenhydraten zu Arterienverstopfung und in der Folge zu Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt.

Durch übermäßigen Zuckerkonsum können sich mehrere Risikofaktoren für schwere Krankheiten gleichzeitig entwickeln, so zum Beispiel beim metabolischen Syndrom.54 Es umfasst das gemeinsame Auftreten von Übergewicht, kombiniert mit erhöhten Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerten. Das Syndrom wird auch als „tödliches Quartett“ bezeichnet, weil es das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfall und Diabetes signifikant erhöht.

Außerdem trägt Zucker zur vorschnellen Alterung bei. Prof. Cynthia Kenyon von der University of California gehört zu den einflussreichsten Altersforschern. Bei Experimenten mit Würmern (caenorhabditis elegans) hat sie bereits vor zehn Jahren gezeigt, dass Zuckerkonsum Alterungsprozesse beschleunigt.55 Das Leben der Würmer verkürzte sich nach der Aufnahme von Zucker um erstaunliche 20 Prozent. Der lebensverkürzende Effekt hängt mit dem Zuckerstoffwechsel zusammen, der Einfluss hat auf Gene und Hormone, vor allem aber auf den Insulin- und IGF-1-Stoffwechsel (► Seite 68). Prof. Kenyon berichtet, dass sie nach dieser Entdeckung ihre Essgewohnheiten geändert habe: „Ich verzichte seitdem meistens auf den Nachtisch.“56 Sehenswert ist in diesem Zusammenhang auch ihr TED Talk „Experimente, welche auf längeres Leben hinweisen“.

Durch rechtzeitige Reduktion des Zuckerkonsums kann die Entwicklung von Insulinresistenz, Adipositas, Fettleber und Diabetes verhindert, ja sogar in einem frühen Stadium meist auch wieder vollständig rückgängig gemacht werden. Die Ergebnisse des Diabetes Remission Clinical Trial (DiRECT) zeigen zum Beispiel, dass eine Ernährungsumstellung zu Gewichtsabnahme und einer Heilung von Diabetes Typ 2 führen können.57 Diese Ergebnisse machen Mut und bestätigen eindrucksvoll, was durch eine geänderte Ernährungsweise alles erreichbar ist. Wenn Sie selbst zu den Betroffenen zählen, finden Sie in dem Buch „Die Ernährungs-Docs – Diabetes heilen: Wie Sie mit der richtigen Ernährung Diabetes Typ 2 heilen und Typ 1 verbessern können“ zahlreiche Rezepte, die Ihnen den Weg in die Ernährungsumstellung erleichtern.

Die Qualität der Kohlenhydrate ist entscheidend

Kohlenhydrate können also viel Schlimmes anrichten, aber machen sie wirklich per se krank? Schließlich stellen sie bei den meisten Menschen den größten Teil ihrer Ernährung dar. Auch die besonders gesund alt werdenden Menschen auf der japanischen Insel Okinawa ernähren sich primär von Kohlenhydraten und auch die sehr herzgesunden Tsimane essen eine „high-carb diet“ (► Seite 32). Wie lässt sich das erklären? Sind Kohlenhydrate nun gesund oder ungesund? Auch wenn die Diskussion darum wahrscheinlich nie ein Ende haben wird, steht eine Sache fest: Es geht vor allem um die Qualität der Kohlenhydrate.

Schnelle und langsame Zucker


Kohlenhydrate haben eine unterschiedliche Blutzuckerwirkung. Lebensmittel, die auch viele Ballaststoffe enthalten, zum Beispiel Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, lassen den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen als „schnelle“ Zucker aus Limonade und Weißmehlprodukten.

Gesunde Ernährung heute und morgen

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