Читать книгу Die Linie der Ewigen - Emily Byron - Страница 33
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Nie hätte ich gedacht, dass ich mal so etwas machen würde.
Eine heiße Nummer im Fahrstuhl.
In einem vierzigstöckigen Hochhaus.
Gott sei Dank war Sonntag, und keiner arbeitete. Da fiel das nicht sonderlich auf.
Daron blickte mich durch einige Strähnen seiner schwarzen Haare an und grinste ein wenig verlegen.
„Aline, du machst mich fertig“, flüsterte er lachend gegen meine Wange und fischte zwei Taschentücher aus der hinteren Tasche seiner Jeans, die er nur bis knapp über den Po abgestreift hatte.
Halb angezogener Sex sozusagen.
Irgendwie komisch.
Wir hatten jetzt schon zweimal miteinander geschlafen, und einander trotzdem noch nie so wirklich richtig nackt gesehen. Das mussten wir demnächst mal ausführlich nachholen. Daron reichte mir ein Taschentuch, und während er langsam aus mir glitt, rutschte ich vorsichtig von der mittlerweile nicht mehr ganz so kalten Metallstange an der Fahrstuhlwand herunter, das Tuch zwischen meine Beine gepresst.
Als ich dabei war, Darons Vermächtnis zu entfernen, schoss mir siedend heiß ein Gedanke durch den Kopf.
„Verdammt Daron, wir haben nicht verhütet!“
Belustigt sah er mich an.
„Bisschen spät, darüber nachzudenken, meinst du nicht auch? Aber keine Sorge, du nimmst doch die Pille, da kann nichts passieren. Ich bin zwar stärker als ein Mensch, aber so stark nun auch wieder nicht, als dass ich dich ohne biologische Basis deinerseits schwängern könnte.“
Oh, Gott sei Dank.
Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
Oder in eine Nebenebene; den Himmel gab es ja laut neuester Erkenntnis nicht.
Ach egal, irgendwo würde mein kleines Danke schon ankommen.
Wir säuberten uns, entsorgten die Tücher in einem kleinen Edelstahleimer in der Ecke und zogen uns schnell wieder an. Als wir beide wieder vorzeigbar waren, löste Daron den Stopp-Knopf, und so setzten wir unsere Fahrt nach unten fort.
„Wenigstens haben wir niemanden gestört mit unserer Einlage“, versuchte ich die Situation ein wenig aufzulockern, nur um im nächsten Moment zu sehen, wie Daron fragend eine Augenbraue hochzog.
„Wie meinst du das?“
Hitze kroch mir langsam das Gesicht hoch.
„Naja … es ist Sonntag, und da am Sonntag niemand arbeitet, haben wir den Aufzug nicht blockiert“, meinte ich etwas unsicher.
Dafür erntete ich ein breites Grinsen, das mir nicht gefiel. Irgendwie schien ich ständig alle um mich herum zu amüsieren, während ich selbst den Witz nicht verstand.
„Aline, das Gebäude hat erstens vierzig überirdische Stockwerke, da brauchst du mehr als nur einen Lift, um die Leute alle pünktlich zu ihren Schreibtischen zu befördern. Und zweitens muss ich dir mitteilen, dass bei uns sehr wohl einige Mitarbeiter auch am Sonntag arbeiten; wir haben da ein spezielles System. Wir verlangen es zwar nicht von unseren Angestellten, aber manche sind, ehrlich gesagt, froh, am Sonntag ihren Schreibtisch leer arbeiten zu können, da zu Hause niemand auf sie wartet.“
Ach du dickes Ei.
„Heißt das, wir haben es in einem Fahrstuhl irgendwo zwischen dem fünfzehnten und zwanzigsten Stock getrieben, während Heinz Müller nur durch eine Stahltür von uns getrennt seine E-Mails bearbeitet?“
Ich schlug die Hände vors Gesicht, drehte mich um und lehnte meinen Kopf an die kalte Wand des Aufzugs. Bodenlose Scham entsprach nicht annähernd dem, was ich in diesem Moment empfand. Scham und auch ein kleines bisschen Freude. Zu wissen, es hätte theoretisch jeden Moment jemand reinplatzen können, das war schon ein aufregender Gedanke.
Irgendwie.
Dann nennen Sie mich doch Schlampe.
Doch Daron hatte ja den Knopf gedrückt. Also war die Wahrscheinlichkeit des Entdecktwerdens wieder gen Null gegangen.
Trotzdem.
Irgendwie gefiel mir die Vorstellung schon.
Aline Heidemann, das Fahrstuhlluder.
Ja, das hatte was.
Ich spürte, wie sich Darons starke Arme um mich legten, während er mir sanft ins Ohr lachte.
„Für Lust muss man sich nicht schämen, Aline. Erst recht nicht, wenn sie aus Liebe erwächst.“
„Ich schäme mich trotzdem“, jammerte ich gegen die Wand, musste aber langsam auch grinsen. Der Sex gerade eben war einfach zu toll gewesen, als dass ich ihn hätte bereuen können oder wollen. Und noch während ich mir die Hände vor die Augen drückte, fiel mir etwas auf.
„Hast du gesagt überirdische Stockwerke?“
Ich drehte mich um und blickte ihm direkt ins Gesicht. Darons Grinsen war mittlerweile so breit – es hätte im Kreis um seinen Kopf herum gehen können.
„Dir entgeht aber auch gar nichts.“
„Wie viele Stockwerke gibt es denn noch?“
„Nur eins“, meinte Daron und gab mir einen kleinen Kuss, „aber das ist ziemlich tief unter der Erde.“
„Wofür steht das ‚CM‘ auf dem Knopf?“, fragte ich neugierig.
„Für ‚Cubarium‘“, antwortete Daron und strich mir über meinen Wuschelkopf.
„‚Cubarium‘?“
„Es leitet sich vom lateinischen Wort ‚cubare‘ ab. Es bedeutet liegen, ruhen.“
Ich verstand nur Bahnhof.
Und musste auch so ausgesehen haben, denn Daron lächelte nachsichtig.
„Wart’s ab, du wirst es gleich verstehen.“
Das bezweifelte ich nicht im Geringsten …