Читать книгу Doga Datscha - Gabriele Boecker - Страница 18

SÖHNE SIND AUCH MENSCHEN

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Als ich am nächsten morgen meinen Computer hochfuhr, entdeckte ich eine Nachricht von meinem lang verschollenen jüngeren Sohnemann. Erst dachte ich etwas Schlimmes sei passiert, denn warum sollte er mich sonst kontaktieren? Ich der Zerberus, der ihm die Kindheit doch versaut hat?

Da ich bereits mit George Gassi gewesen bin und wir beide auch schon gemütlich gefrühstückt und unser Morgenpensum erledigt hatten, hatte ich keine Ausrede mehr, mich der Mail nicht zu widmen. Obwohl mir nichts gutes schwante, öffnete ich sie.

Beide Söhne leben im Ausland und unsere Kontakte sind rar und dünn gesät. Laut deren Ausführungen, habe ich ihnen offenbar die Jugend geraubt, sie über-beschützt und sich nicht frei entwickeln lassen. Okay, ich war eine späte Mom und habe bestimmt des Öfteren mal die Übermutter heraus hängen lassen und aus Angst die Zügel ein wenig straff gehalten. Aus beiden ist aber, wie man so schön sagt, „etwas“ geworden und ich behaupte mal, sie können sich in der großen weiten Welt bewegen. Bestimmt nicht nur auf meinem Mist gewachsen, ich weiß, aber einen so großen Schaden kann ich demnach auch nicht angerichtet haben, oder?

Ich versuchte immer und immer wieder Kontakt herzustellen, tat Abbitte und hüllte mein Haupt mehrfach in Asche. Aschenmäßig wäre der Vesuv erblasst. Ich bekam davon nur schmutzige Haare und sonst nüscht. Wenn jemand nicht will, dann will er eben nicht. Ich habe irgendwann einfach alles sein lassen und mein Leben gelebt. Ich würde lügen zu sagen, dass es nicht wehtut und dass mich, in einsamen Momenten, die Sehnsucht nach beiden nicht fast zerreißt, doch erzwingen kann man nichts. Daher legte sich nun meine Stirn in Falten als ich die E-Mail anschaute. Ich bekam regelrecht Bauchschmerzen.

Nun gut, sagte ich zu George, lassen wir es krachen. Ich öffnete die E-Mail, so vorsichtig als würde ich einen VirusCindy Sallows Seger dahinter vermuten. Schlimm, was?

Mein jüngere Sohn meinte, er habe beruflich in Europa zu tun, würde zwar im Hotel nächtigen aber ob wir uns nicht zum Essen treffen könnten? Mehr stand nicht in der E-Mail. Ob no news immer good news ist, ging es mir durch den Kopf? Nicht, dass ich mich nicht freute meinen Filius, mein Baby, zu sehen. Mitnichten, ich freute mich riesig. Aber im Hinterstübchen hielt sich die Angst, wieder verletzt zu werden, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, um wieder seinen Unmut zu wecken. Ich selbstsichere, gestandene, alleinstehende Frau hatte Muffesausen wie ein Teenager.

Also beschloss ich kurz und knapp zu antworten. Ich würde ihn nicht einladen bei mir zu nächtigen. Hätte er das gewollt, dann hätte er danach gefragt. Also musste ich annehmen, dass er das nicht wollte, richtig? Ich fragte, wann er in der Stadt sein würde, in welchem Hotel und ob er mir einige Termine nennen könnte, die ihm für ein Essen passten. Ein Eiertanz. Ich wollte nur nichts Falsches schreiben. Wollte eine knapp geöffnete Tür nicht wieder zuschlagen lassen. So sollte man nicht mit den eigenen Kindern umgehen müssen, schoss es mir durch den Kopf. Keine meiner Freundinnen hatte diese Probleme. Wo bin ich fehlgeschlagen? Als ich spürte, dass George mir die Hand leckte, tat es unendlich gut zu wissen, dass er mich liebte wie ich bin. Vielleicht bin ich doch kein so schlechter Mensch.

Doga Datscha

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