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Vorwort

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Seit Jahrtausenden entwickeln sich Städte nach vorbedachten Plänen, aber erst in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gewinnt die Stadtplanung als eigenständiges Arbeits- und Berufsfeld ihr Profil. Es ist geprägt durch die Spannung zwischen Kontinuität und Wandel – Kontinuität in der Sicht der Aufgabe, die Umwelt entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen zu gestalten, und den Wandel nicht nur in Interpretation und Rangfolge solcher Bedürfnisse, sondern auch in der Zuversicht, ihnen gerecht werden zu können.

So ist dem Vertrauen auf die Gestaltbarkeit der Zukunft, das die Planung im dritten Viertel des zwanzigsten Jahrhundert prägte, bald eine skeptischere Sicht gefolgt – bedingt durch das Bewusstwerden der Begrenztheit natürlicher Ressourcen wie auch durch Einsicht in die Komplexität der Zusammenhänge, in die jede Planungsmaßnahme eingreift. Seit der Jahrtausendwende ist zudem eine ganz neue Problematik in den Vordergrund gerückt: die Anpassung der Städte an eine schrumpfende Bevölkerung.

Stadtplanung war seit der industriellen Revolution auf die Steuerung des Stadtwachstums durch Disposition von Nutzflächen und deren Verbindungselementen – Straßen, Bahnen, Leitungen – ausgerichtet. Heute stellen Globalisierung, wirtschaftlicher Strukturwandel und demographischer Umbruch neue Anforderungen, deren Schwerpunkt beim Umbau – bis hin zum »Rückbau« – der bestehenden Städte liegt.

Die Einsicht in die Gefährdung der natürlichen Ressourcen, in die Grenzen des Wachstums und die durch die Industriegesellschaft verursachten Umweltschäden – bis hin zum weltweiten Klimawandel – ist gewachsen, und mit ihr das Bewusstsein der Verantwortung für künftige Generationen. Damit ist die Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung in den Vordergrund gerückt – ein Thema, das seit der UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung von Rio de Janeiro 1992 auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist. Als Ergebnis eines langjährigen politischen Prozesses ist dieser Leitgedanke auch in das deutsche Baugesetzbuch aufgenommen worden.

Eine Einführung in die Stadtplanung muss dieser gewandelten Situation Rechnung tragen. Die Praxis der Stadtplanung erschöpft sich nicht im Entwurf für die räumliche Entwicklung des Stadtgefüges und in der Handhabung der Mittel zu deren Steuerung. Sie muss auch Ansprüche und Bedürfnisse bewerten und abwägen, muss die Wirkungen auch die unbeabsichtigten Nebenwirkungen – geplanter Maßnahmen abschätzen: eine anspruchsvolle Aufgabe gerade in Zeiten des Wandels. Solcher Wandel betrifft nicht nur inhaltliche Neuorientierungen, sondern auch das Verständnis der Planung selbst; hier äußert er sich in verstärkter Hinwendung zum Dialog über das eigene Fachgebiet hinaus und in der Betonung partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen denen, die im öffentlichen Auftrag oder aus privatem Interesse am Prozess der Stadtplanung mitwirken.

Deshalb ist diese Einführung nicht allein auf die fachlich-technischen Aspekte der Stadtplanung gerichtet, sondern auch auf die Auseinandersetzung mit den ihr zugrunde liegenden Zielen und Wertmaßstäben. Worin solche Ziele heute liegen können, zu welchen konkreten Modellvorstellungen für die wünschenswerte städtische Umwelt sie führen und mit welchen Mitteln, unter welchen Bedingungen und gegen welche Hindernisse diese zu verwirklichen sind, wird in erster Linie dargestellt. Wohl wird auch auf die gleichsam handwerkliche Seite der Stadtplanung eingegangen, doch bliebe sie vordergründig ohne die Schärfung des Problembewusstseins.

Dabei soll nicht die Erwartung geweckt werden, es gäbe für die Konflikte, die sich in der Stadt der Gegenwart niederschlagen, einfache Lösungen oder gar Rezepte. Auch auf die Stadtplanung als kommunalpolitische Aufgabe trifft Max Webers Definition der Politik zu: Sie ist ein beharrliches Bohren dicker Bretter mit Leidenschaft und Augenmaß.

Struktur und Gliederung der Darstellungen fußen auf der 1988 ebenfalls bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft publizierten und 1992 in 2. Auflage erschienenen »Einführung in die Stadtplanung« von Gerd Albers. Sie wurde vor dem Hintergrund des oben angesprochenen Wandels der Aufgaben und des Verständnisses der Planung vom Autor gemeinsam mit Julian Wékel grundlegend überarbeitet und durch Darstellung der seitherigen Entwicklung sowie durch zahlreiche Abbildungen erweitert.

Das Buch entstand unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Dorothee Dubrau und Manuela Hahn. Für Anregungen und Kommentare ist vor allem Walter Klinge, Erhard Pfotenhauer und Stephan Reiß-Schmidt zu danken.

Gerd Albers und Julian Wékel München und Darmstadt, im März 2008

Stadtplanung

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