Читать книгу Indigene Völker in Kanada - Gerd Braune - Страница 17
Die Kulturräume
ОглавлениеÜber Jahrtausende entwickelte sich in den Amerikas eine Vielzahl von Kulturen. Es gab Kulturen, die auf Jagen, Sammeln oder Fischfang basierten, und solche, die frühzeitig Ackerbau betrieben. Speere, Harpunen, Bogen und Pfeil waren ihre Waffen. Sie domestizierten den Hund, sie hatten zahlreiche Nutzpflanzen wie Mais, Bohnen, Kürbis und Kartoffeln, Sonnenblumen und Tabak. Es gab Völker und Gruppen, die saisonal mehrfach ihren Wohnort dorthin wechselten, wo Nahrung am reichhaltigsten vorhanden war, wo Lachse in den Flüssen wanderten, Bisons über die Prärie zogen und der Wildreis in den flachen Seen wuchs, und die deshalb als »Nomaden« bezeichnet wurden. Es gab Völker in festen Siedlungen von kleinen Dörfern bis zu großen Städten, vor allem im Süden der heutigen USA und in Zentralamerika.
Wir hören von Inuit und »Küstenindianern«, von den Völkern der Prärie und den Pueblo-Indianern. Das Leben der indianischen Völker Kanadas und ihre Kulturen waren deutlich anders als die der Kulturen Zentral- und Südamerikas. Vielfältig wie ihr Lebensstil waren ihre Lebensräume, ihre Kulturräume. Als Kulturräume, »cultural areas«, werden geografische Regionen mit ähnlichen kulturellen Praktiken der dort lebenden Menschen definiert.20 Die Grenzen sind oft fließend, aber meist wird in der Literatur zwischen zehn Kulturräumen in den heutigen Staaten Kanada und USA unterschieden. Sechs dieser Kulturräume liegen ganz oder teilweise in Kanada.
Die Arktis ist der nördlichste Kulturraum. Die Küste Alaskas, der Norden der kanadischen Territorien Yukon, Nordwest-Territorien und Nunavut sowie die Nordspitze Québecs und Labrador gehören zu diesem Kulturraum. Er ist die Heimat der Inuit, der Yupik und der Aleuten, die auf der gleichnamigen Inselkette zwischen Alaska und Sibirien leben. An die Arktis schließt sich die Subarktis vom Inland Alaskas quer durch Nord-Kanada bis nach Labrador an. Hier leben indianische Völker wie Gwich’in und Carrier, Cree, Objibwe und Chippewa – auch Denesuline oder Dene genannt – und Innu, deren Lebensraum sich mit dem der Labrador-Inuit überschneidet und die daher oft mit diesen verwechselt werden.
Der Nordosten ist der Kulturraum rund um die Großen Seen bis an die Atlantikküste. Er umfasst große Teile der heutigen kanadischen Provinzen Québec und Ontario sowie die maritimen Provinzen New Brunswick, Nova Scotia und Prince Edward Island und die im Süden angrenzenden US-Staaten von Illinois bis zu den Neuenglandstaaten. Hier leben Völker wie die Algonquin und die Huronen, die Völker der Irokesen-Föderation, Mohikaner, Sauk und Fox.
Die Plains erstrecken sich vom südlichen Teil der kanadischen Prärie in den heutigen Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba weit nach Süden in die USA. Im kanadischen Teil dieses Kulturraums leben unter anderen Blackfoot, Cree und Assiniboine, weiter im Süden Crow, Cheyenne, Kiowa und Komantschen.
Als Plateau wird das Gebiet bezeichnet, durch das die Flüsse Columbia und Fraser fließen. Der nördliche Teil gehört zur Provinz British Columbia mit den Völkern Shuswap, Lillooet, Okanagan und Kutenai, im Süden in den US-Staaten Montana, Idaho, Oregon und Washington leben Völker wie die Nez-Percé.
Im Westen schließt sich von den US-Staaten Oregon und Washington bis nach British Columbia der Kulturraum Nordwest-Küste an. Das Gebiet mit den ausgedehnten Regenwäldern ist Heimat vieler Völker wie der Tlingit, Tsimshian, Kwakwa ka’wakw, die früher unter dem Namen Kwakiutl bekannt waren, Nuxalk, früher Bella Coola genannt, Nuu-cha-nulth, Coast Salish und Nisga’a.
Vollständig auf US-Gebiet liegen vier weitere Kulturräume. Die südöstlichen US-Staaten bis Florida waren Heimat der sogenannten Fünf Zivilisierten Stämme, der Cherokee, Choctaw, Chickasaw, Creek und Seminolen. Der Kulturraum Südwesten (Arizona und New Mexico) ist Siedlungsgebiet von Zuni, Hopi, Navajo und Apachen. Der Kulturraum Great Basin wird von den wüstenähnlichen Ökosysteme Nevadas und Utahs und mehrerer angrenzender US-Staaten geprägt. Zu den bekanntesten indianischen Völkern dieser Region gehören die Schoschonen, Ute und Paiute. Der achte Kulturraum ist Kalifornien bis in das mexikanische Gebiet Baja California mit Völkern wie den Wintun und den Yana.