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3.1.4 Lernen stärkt die Individualität

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Lerninhalte kann man nicht pauschal ins Gehirn einscannen, auch nicht trichtern nach der Nürnberger Methode, die vor ein paar Jahren als "Superlearning" sehr viel versprach. Bei ruhiger Musik sollten die Alpha-Ruhewellen im Gehirn erzeugt werden und ein in die Hunderte gehender Wortschatz in wenigen Stunden gelernt werden. Eine Physikvorlesung, begleitet von Beethovens Für Elise, müsste sich so locker reinziehen lassen. Man muss bewusst nach der eigenen Methode suchen, die einem effizientes Lernen gestattet, wozu das Arrangement der Situation gehört. Wiederholung ist immer angebracht, auch das Einteilen in Portionen, das Erfinden von Eselsbrücken. Man kann je nach Lerntyp, eidetisch (mit den Augen lernen), auditiv (über das Gehör) und sogar motorisch (über das Muskuläre) das Behalten steigern. Der Humanist Erasmus von Rotterdam hat vor fünfhundert Jahren die ersten Kniffe herausgefunden, wie man notiert und wiederholt, bis die Dinge sitzen. Beliebt unter Gedächtniskünstlern ist das assoziative Verknüpfen des Lernmaterials mit geläufigen Bildern oder Sinnbildern. Inzwischen denkt ein jeder bei "Zitrone" an ein "Montags"-Auto, bei dem die Schrauben und Muffen nicht so richtig sitzen. Man kann den ganzen Aspekt einer Sache beim Lernen in den Vordergrund stellen oder analytisch Schritt für Schritt vorgehen. Man kann als eidetischer Typ Merkzettel benutzen, möglichst viel auf wenige Blätter schreiben und das Studierzimmer mit ihnen tapezieren. Man kann, wie Erasmus, einen zeitlichen Rhythmus entwickeln, nach dem man Wiederholungen einplant. Wer einen seitenlangen Text auswendig lernen will, teilt ihn in überschaubare Passagen und Sinneinheiten und memoriert schrittweise und wiederholend.

Die moderne Gedächtnisforschung, Sache der Neurophysiologie, hat herausgefunden, dass bestimmte Proteine das Gedächtnis blockieren können. Wenn man sie beeinflussen könnte, und weltweit wird danach geforscht, liefe das geradezu darauf hinaus, den Menschen zu verjüngen. Aber es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das Glück im Vergessen zu liegen scheint.

Lernen stellt sich so als individuelle Anstrengung dar, aus der individuell geformte Einzelwesen hervorgehen. Das war schon bei den Hominiden so. Wer da als erster die Kartoffeln wäscht, war wohl ein Sonderling, den jeder mochte und nachahmen wollte, weil jeder die Vorteile sah. Für das Arbeiten in der Gruppe braucht man besondere Einstellungen und Charaktereigenschaften, damals selbstverständlich, heute häufig ein Problem. Drum prüfe sich auch der, der sich nur für ein Semester an eine Arbeitsgruppe bindet.

Die Situationen sind nicht so selten, in denen man klar spürt, dass das Lernen aus den Büchern anders ist als das Hören eines Lehrers. Mal gibt die Vorlesung eine gute Orientierung, mal liefert das Buch Klarstellungen, die das Verständnis des gesamten Stoffes erleichtern, mal ist es die Kombination der beiden. Je nach Lerntyp gibt es Unterschiede, die man herausfinden muss.

Allgemeinbildung in der Akademischen Welt

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