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Gottfried eilte mit ausgebreiteten Armen auf Jasmina zu, umarmte sie und küsste ihr gleich ein halbes Dutzend Mal links, rechts die Wangen.

„Tochterherz, du wirst immer schöner! Wie geht es dir, mein Lieb?“

„Eh gut.“

Gottfried ließ seine Hände noch eine Weile auf ihren Schultern ruhen und schaute sie mit leuchtenden Augen an.

„Es tut so gut, dich wiederzusehen. Und gratuliere zur Matura! Deine Mutter hat am Telefon gesagt, du hättest mit Auszeichnung abgeschlossen.“

„Es lief ganz gut.“

„Meine Tochter! Ich bin stolz auf dich.“

Gottfried wandte sich nun Elvira zu, die schmunzelnd die emotionsgeladene Begrüßung verfolgt hatte.

„Elvira, meine Liebe, du siehst hinreißend aus. Willkommen in meinem Haus.“

Elvira wusste, dass man Gottfried, wenn er denn begonnen hatte, Küsse um sich zu werfen, nicht entgehen konnte. Die beiden umarmten einander und tauschten Wangenküsse aus. „Du bist also Clemens“, sagte Gottfried dann und reichte dem jungen Mann seine Hand.

Dieser erwiderte reichlich verschämt den Gruß, nun, man stand auch nicht jeden Tag einem so berühmten Mann gegenüber. „Schön, dass ihr gekommen seid. Ich freue mich. Jetzt rein in die gute Stube, ich habe das Abendessen für euch vorbereitet.“

Gottfried führte seinen Besuch aus Wien in die rustikal mit rohen Naturholzmöbeln eingerichtete Bauernstube. Auf dem Tisch fanden sich vier Gedecke, eine Platte mit Speck, Wurst- und Käseaufschnitt, eine Schüssel mit Radieschen, Paprika und Tomaten, eine Schale Liptauer, ein Korb mit Brot, ein Krug Wasser, Apfelsaft und eine Flasche Birnenbrand. Gottfried füllte vier Schnapsgläser.

„Ich erhebe das Glas auf die bestandene Reifeprüfung. Zum Wohl!“

Die Gläser wurden geleert, dann nahmen sie Platz.

„Greift zu! Ich hoffe, ihr habt Hunger. Keine falsche Bescheidenheit, bei mir muss gegessen werden.“

Gottfried schmierte Liptauer auf ein Brot und belegte es zusätzlich dick mit Wurst. Die vier aßen.

„Jasmina, hast du dein Gepäck noch im Auto?“

„Nein, es ist im Hotel.“

„Im Hotel? Ihr werdet doch bei mir übernachten.“

Jasmina schüttelte den Kopf.

„Mama hat in Hinterstoder Zimmer für uns gebucht.“

„Ja, was soll denn das? Ich habe im Haus zwei vollständig eingerichtete Gästezimmer. Wozu wollt ihr dann im Hotel logieren?“

Gottfrieds Blick wanderte zu Elvira. Drei Jahre lang waren sie zusammen gewesen, drei wunderbare, tolldreiste, verrückte Jahre. Anfangs war Gottfried noch ein mäßig bekannter Künstler gewesen, der um seine ersten Ausstellungen wie ein Tiger gekämpft hatte. Die ersten Monate ihrer Beziehung waren Gottfried, der wahrlich viele Frauen gekannt hatte, nach wie vor als eine der hellsten Zeiten seines Lebens in Erinnerung. Und dass in dieser wunderbaren Zeit Jasmina ins Leben gefunden hatte, erfüllte ihn noch heute mit Freude und Stolz. Aber das Familienleben mit einem kleinen Würmchen in den Armen der jungen Mutter hatte nicht so geklappt, wie sie sich das vorgestellt hatten. Gottfried hatte eine äußerst karriereförderliche Auftragsarbeit in New York erhalten, während Elvira gerade eben in der Wiener Kunstszene Fuß gefasst hatte. Eine Zeit lang hatten sie vermittels vieler Interkontinentalflüge das Familienleben intakt zu halten versucht, aber die Schwierigkeiten hatten sich gehäuft. Und als dann Gottfried für zwei Jahre nach Tokio gegangen war, hatte sich die Beziehung zu Vergangenheit gewandelt.

„Wir wollen dir nicht zur Last fallen“, sagte Elvira kühler als beabsichtigt.

„Ihr seid doch keine Last! Im Gegenteil, ich freue mich schon seit Tagen auf euren Besuch.“

Elvira setzte ein gewinnendes Lächeln auf.

„Aber Gottfried, wir sind ja da. Du wirst die Zimmer wahrscheinlich für die anderen Gäste deines Festes benötigen.“

Gottfried nickte mit verzwickter Miene.

„Ja, schon, ich habe allen möglichen Leuten versprochen, dass sie hier bei mir übernachten können. Aber wenn ihr die Zimmer wollt, schmeiße ich die anderen einfach raus!“

Elvira lachte nun. Das war typisch Gottfried. Ordnung konnte er einfach nicht halten und Planung war ihm überhaupt ein Fremdwort.

„Du brauchst niemanden rauszuschmeißen. Wir haben unsere Zimmer im Hotel.“

Gottfried brach in schallendes Gelächter aus. „Und ob ich jemanden rausschmeißen werde! Ein Fest bei Gottfried Moorhammer ohne drei Schwerverletzte, fünf Rausschmisse und neun Monate später sieben uneheliche Kinder kann es gar nicht geben!“

Moorhammers Fest

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