Читать книгу Moorhammers Fest - Günter Neuwirth - Страница 14

9

Оглавление

Die Sonne näherte sich dem Horizont, der Himmel über ihr füllte sich schnell mit Helligkeit. Die Nacht war kühl gewesen und es würde wohl weit in den Vormittag hinein dauern, bis die Quecksilbersäule im Thermometer hochkletterte. Kathi hob die Werkzeugkiste auf die Ladefläche des Wagens und setzte sich hinter das Steuer. Ihr alter Iveco Daily leistete nach wie vor gute Dienste. Zum Glück hatte sie einen Mechaniker bei der Hand, der wirklich etwas von Motoren verstand und bei der Vergabe von Prüfplaketten nicht allzu pingelig war. Der Pritschenwagen war für das Wandern der Stöcke unverzichtbar, und nur für diesen Zweck besaß sie den Wagen, sie legte keine großen Strecken auf der Autobahn zurück, transportierte keine schweren Lasten, sie fuhr mit damit nur zu den Weideplätzen und alle paar Monate zum Einkaufen in den Großmarkt. Ihr Mechaniker zeigte Verständnis, dass eine alleinstehende Bäuerin und unabhängige Imkerin nicht über die finanziellen Mittel für einen hochmodernen Fahrzeugpark verfügte, also machte er ihr immer wieder gute Preise für die Servicearbeiten und bemängelte kaum, dass die Kupplung nicht mehr taufrisch war und der Rost dem Wagen gehörig zusetzte. Immerhin bezahlte Kathi ihn mit dem wahrscheinlich besten Obstler, den man in den Alpen überhaupt kriegen konnte. Manchmal nahm er auch Honig oder von ihr eingemachtes Gemüse. Geld eher selten.

Kathi hatte schon vor Jahren Geschäftspartner gesucht, deren Rechnungen in Naturalien beglichen werden konnten. Sie misstraute dem Geld. Und wenn sie die Zeitung durchblätterte, wusste sie nur zu gut, warum. Kaum eine Woche verging, da nicht irgendein politischer Wichtigtuer dem Fluch des Geldes erlegen war, für diese oder jene an den Haaren herbeigezogenen Scheinleistungen utopische Geldbeträge entgegengenommen hatte und sich für eine Weile ein Lotterleben als ökonomischer Siegertyp hatte leisten können. Mit dem üblichen Ergebnis, früher oder später ein Fall für die Staatsanwaltschaft zu werden. Ihr Garten, ihr Hof, ihre Bienen brachten immense Erträge, immerhin wusste Kathi nach vierzig Jahren Berufspraxis sehr genau, wie sie zu arbeiten hatte, aber diese Erträge waren allesamt landwirtschaftlicher, nicht pekuniärer Natur.

Sie startete den Wagen und fuhr in Richtung der Stellplätze los. Heute hatte sie noch einige Vorbereitungsarbeiten zu erledigen, doch morgen schon wollte sie mit den ersten zwölf Stöcken wandern. Die Tracht auf der Streuobstwiese musste eingebracht werden, der Frühlingsblütenhonig bot fast alle Jahre wieder erste Qualität und die alten, robusten Apfel- und Birnbäume auf dem Südhang lieferten dann im Herbst reiches Fallobst für die Brände. Kathi war heilfroh, mit dreiundsechzig Jahren noch so ausdauernd und beweglich zu sein, dass ihr die Arbeit keine Probleme verursachte. Nun, ein Leben lang erstklassige Nahrung, unermüdliche Bewegung in freier Natur, treue Tiere als Begleiter und selbst gebrannter Schnaps, da brauchte man keine Angst vor ein paar Lebensjährchen zu haben.

Katharina Moser kurbelte das Fenster runter und ließ sich den kühlen Fahrtwind ins Gesicht streichen. Schon tauchte die Sonne über dem Berghang auf. Sie lächelte. Ein guter Tag für die Arbeit.

Moorhammers Fest

Подняться наверх