Читать книгу Moorhammers Fest - Günter Neuwirth - Страница 8
4
ОглавлениеKatharina lehnte sich zurück und nahm einen Schluck Kräutertee.
„Dass du dich mit solchen Leuten abgibst.“
Gottfried zuckte mit den Schultern.
„Jeder Beruf hat so seine Härten. Solche Leute sind die Härte meines Berufs. Besserwisser, Klugscheißer, Karrieristen, Arschkriecher und Beutelschneider, die Kunstszene besteht fast ausnahmslos aus diesen Leuten.“
„Da sind mir meine Bienen lieber. Die stechen nur, wenn es nicht anders geht.“
„Danke für das exzellente Frühstück. Magst du morgen Abend zu meinem Geburtstagsfest kommen?“, fragte Gottfried mit schiefem Grinsen.
Katharina Moser verzog die Miene.
„Nur mit der Heugabel. Dann kann ich ein paar von der Bande aufspießen.“
„Solange du sie nicht auf den Grill schmeißt und mit scharfem Senf als lokale Spezialität servierst, wäre das schon in Ordnung.“
„Nein, nein, feier du ruhig mit deinen Freunden, ich werde ein Gläschen auf dein Wohl trinken, hier, auf meinem Hof, bei meinen Tieren.“
„Das wäre aber eine tolle Sache. Ich würde dich mit großem Pomp als die wunderbare Frau vorstellen, die mich in die Kunst der Liebe eingeführt hat, die mir den Weg in die Herzen und Betten von tausend Frauen gewiesen hat.“
„Angeber.“
„Na hallo, Kathi“, empörte sich Gottfried, „das ist keine Angeberei! In Hunderten Zeitungsartikeln und Kunstbüchern sind meine amourösen Heldentaten als Beweis meiner immensen künstlerischen Leidenschaft bejubelt oder verspottet worden.“ Katharina erhob sich und räumte das Geschirr vom Tisch. Gottfried schaute träumerisch zum Fenster hinaus.
„Das waren Zeiten, nicht wahr? Die Jugend. Lang ist es her. Lange habe ich dich umgarnt, habe um deine Gunst geworben, sie geradezu erfleht.“
„Du warst schon als Bub eine Nervensäge.“
„Die sagenumwobene Moser Kathi, die schönste und wildeste Frau, die jemals das Stodertal bewohnt hat. Die Wilderin, die Berghexe, das salige Weib in der schönsten Gestalt fraulicher Vollkommenheit. Hinter vorgehaltener Hand haben wir Buben von nichts anderem geredet als von einer Liebesnacht mit dir. Ich habe nächtelang auf der Lauer gelegen, mit der Axt in der Hand, und war bereit, jedem Kerl, der in dein Fenster gestiegen ist, den Schädel zu spalten.“
„Ein paar hätten es durchaus verdient.“
„Hast du jemals Geld genommen?“
„Spinnst du? Wenn einer mit Geld gekommen ist, habe ich den Hund auf ihn gehetzt. Ich habe mich nie für Geld interessiert.“
„Du hast dich für Männer interessiert.“
Katharina Moser wiegte den Kopf.
„Mal mehr, mal weniger.“
„Und für Frauen. Das haben alle gewusst.“
„Ich nehme das Leben, wie es kommt.“
„In deinen Armen bin ich zum Mann geworden! Monatelang habe ich darauf gewartet, habe dich mit Blumenkränzen, Liebesgedichten und frivolen Zeichnungen beschenkt.“
„Du warst ein furchtbarer Quälgeist.“
„Warum hast du mich so lange darben lassen?“
„Na, weil du noch keine sechzehn warst. Glaubst du, ich lasse mir von der Meute den Hof niederbrennen, nur weil ich einen Minderjährigen in mein Bett lasse? Außerdem fand ich deine Geschenke charmant. Habe gleich gewusst, dass du keiner von den Schwachköpfen mit dicken Waden und prallen Hoden bist.“ Gottfried schaute an sich herab.
„Obwohl, dicke Waden und pralle Hoden habe ich schon immer gehabt.“
„Du warst aber kein Schwachkopf.“
„Vielen Dank für das Kompliment. Das zählt mehr als die wortreichste Lobhudelei der Frau Kunstminister oder des Herrn Universitätsprofessors.“
„Jajaja, ist schon genug Schmeichelei, ich lass mich auf keinen Fall dazu überreden, bei deiner Orgie als lustiges Original des Landlebens aufzutreten. Das kannst du vergessen.“ Gottfried nickte und erhob sich.
„Wie laufen deine Geschäfte?“
„Ich bleibe auf meiner Ware nicht sitzen.“
„Das höre ich gern.“
Kathi lehnte sich an den Herd und verschränkte die Arme.
„Vor allem der Schnaps geht weg wie warmes Brot.“
„Dein Schnaps ist halt der beste, den man kriegen kann.“
„Dein verrückter Freund hat mir letztens, ich war gerade nicht im Haus, einen Zettel in die Tür gesteckt. Eine Bestellung über zwanzig Flaschen. Wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich ihm die Lieferung vorbeibringen. Unersättlich, der Mann. Dass der so viel säuft, schaut man ihm gar nicht an.“
„Heiner säuft nicht so viel. Er verschenkt die meisten deiner Flaschen.“
Kathi schmunzelte.
„Im Gegensatz zu dir, nicht wahr? Du säufst meinen Schnaps schon.“
„Ich würde mir lieber mitten ins Herz stechen, als deinen Schnaps an irgendwelche Banausen zu verschenken.“
Die beiden lachten.
„Also, was willst du?“
„Drei Flaschen Zwetschke, fünf Flaschen Birne, fünf Flaschen Obstler. Und Most sowieso, drei Doppler.“
„Ich habe auch Honigwein.“
„Drei Flaschen.“
„Honig auch?“
„Hm, ich nehme zwei Kilo Waldhonig.“
„Den Frühlingsblütenhonig solltest du probieren.“
„Ist er gut?“
„Mein bester Honig. Nicht billig, aber gut.“
„Zwei Kilo. Hast du Ziegenfleisch?“
„Nein.“
„Verkaufst du mir eine?“
„Heuer nicht. Vielleicht nächstes Jahr. Käse kannst du haben.“
„Pack mir ein schönes Stück ein.“
Katharina stellte eine halb volle Flasche und zwei Schnapsgläser auf den Tisch.
„Du, Kathi, aber nur ein Stamperl. Ich muss heute noch Auto fahren.“
Sie füllte die Gläser randvoll.
„Seit wann bist gerade du so ein Braver?“
„Seit alle paar Kilometer ein Polizist mit einem Alkomat steht.“ Die beiden hoben ihre Gläser und stießen an. „Ach, die Polizisten, unsere Freunde und Helfer. Gibst ihnen halt eine von den Flaschen ab und dann hast du deine Ruhe.“