Читать книгу Moorhammers Fest - Günter Neuwirth - Страница 18
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ОглавлениеChristina schubste die Tür des Badezimmers hinter sich zu, das Badetuch um ihren Leib geschlungen. Mit dem Handtuch trocknete sie ihr Haar. Sie hatte heute ihren freien Tag, denn sie musste am Wochenende Dienst verrichten, auch Wilhelm hatte sich an diesem Freitag freigenommen. Freinehmen wollen, wie Christina sah. Sie hätten gemeinsam joggen wollen, doch Wilhelm war wegen eines Anrufes nicht mitgekommen. So war sie allein knapp acht Kilometer in flottem Tempo gelaufen und hatte danach eine Dusche genommen. Er habe noch etwas zu tun, müsse noch dieses Angebot durchrechnen und jene Projektplanung bearbeiten, hatte er, bevor sie losgelaufen war, gesagt und seinen Laptop aufgeklappt. Das Wochenendhaus des Ehepaars Kayserling war in der Regel ein Hort der Stille, beide versuchten nach Möglichkeit ihre anspruchsvollen Berufe bei Eintritt in ihr Refugium hinter sich zu lassen, aber Christina und Wilhelm wussten, dass das leider nicht immer möglich war. Wenn kriminalpolizeiliche Untersuchungen Christinas Anwesenheit erforderten oder wenn in Wilhelms Firma irgendwo der Hut brannte, gab es für sie keine geregelten Arbeits- und Freizeiten. Schon in den letzten Wochen, das hatte Christina genau beobachtet, war Wilhelms Anspannung kontinuierlich gewachsen und langsam fürchtete sie, dass ihrem Mann und seiner Firma W. Kayserling Logistiksysteme das Wasser bis zum Hals stand. Erst diese Woche war ein lukratives Projekt geplatzt. Leider geschah so etwas nicht zum ersten Mal in der letzten Zeit.
Wilhelm stand auf der Terrasse und telefonierte. Lautstark. Völlig auf das Gespräch konzentriert. Christina schlüpfte in ihre Freizeitkleidung.
Nach dem Frühstück in ihrer Stadtwohnung in Steyr hatten sie sich in das rund dreißig Kilometer entfernte Wochenendhaus in Molln begeben. Christina liebte das knapp fünfzig Jahre alte, auf den neuesten Stand der Technik gebrachte Haus, welches Wilhelm schon vor Jahren seinem Großonkel abgekauft hatte. Es war keine protzige Villa mit weitläufigem Park, sondern ein schmuckes Einfamilienhaus mit ein paar alten Obstbäumen und soliden Nebengebäuden. Es gehört zu den Ritualen dieser Ehe, an ihren freien Tagen gemeinsam Haus und Garten in Ordnung zu halten. Doch so wie es schien, würde Wilhelm wohl heute wenig Zeit und Muße finden, den Rasen zu mähen. Christina nahm sich für den Nachmittag diese Arbeit vor, zuvor aber begab sie sich in die Küche. Wenn schon Wilhelm von seinem Telefon und seinem Laptop nicht zu trennen war, so würde sie sich das Vergnügen nicht nehmen lassen, in aller Ruhe das Mittagsmahl zuzubereiten.
Zuletzt war Wilhelm auch ihr gegenüber auffällig kurz angebunden gewesen, ja manchmal sogar unnahbar. Würde es in seiner Firma Kündigungen geben? Christina hoffte es nicht, denn sie wusste aus siebenjähriger Ehe, dass Wilhelm diesen Teil seiner Verantwortung als Unternehmer absolut nicht ausstehen konnte und bei Kündigungen oft tagelang grübelte, nicht selten von schlechtem Gewissen geplagt. Diese Stimmung färbte dann natürlich auf sie ab.
Sie öffnete den Kühlschrank. Sie hatten geplant, Wiener Schnitzel zuzubereiten, aber Christina verwarf den Plan. Sie würde Kartoffelpuffer braten und dazu dicken Bohnensalat reichen. Das war eine Speise, die Wilhelm immer an seine Kindheit erinnerte. Seine Mutter habe die köstlichsten Kartoffelpuffer der Welt gebraten, aber ihre kämen da fast heran, hatte er einmal mit einem Schmunzeln auf den Lippen zu Christina gesagt. In jedem Fall hoffte sie, seine Laune würde sich durch die Puffer und einen vollen Magen bessern.
Sie ging hurtig ans Werk.