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Zum einen die Verabschiedung vorkonstantinischer Erbschaften. Sie betrifft, um nur ein Beispiel zu nennen, gerade den von Leppin mit dem größten Nachdruck hervorgehobenen Punkt, die »Individualisierung des Glaubens« im Sinne persönlicher Entscheidung für das Christentum angesichts anderer religiöser Optionen und widriger sozialer und kultureller Faktoren. Diese »Individualisierung« war in dem Maße überholt, in dem die Missionssituation zurücktrat, die Säuglingstaufe sich durchsetzte und die Gesamtgesellschaft als christliches Kollektiv erschien – ein Vorgang, der mit Vorläufen in vorkonstantinischer Zeit danach sukzessiv im gesamten Euromediterraneum zu verzeichnen ist. Die nun ausgebildete Vorstellung vom christlichen Kollektiv oder Corpus war binnen Kurzem so selbstverständlich, dass sie schließlich beim Ausgreifen des Christentums in neue Räume, bei der Christianisierung der Germanen und der Slawen im Mittelalter, auch die Weise der Mission bestimmte, die bekanntlich nicht wie einst auf dem Wege individueller Entscheidung, sondern über Kollektivkonversionen erfolgte. Wenn der – neutestamentlich begründete – individuell-persönliche Charakter des Christseins zur Geltung kommen sollte, mussten dafür Realisierungen innerhalb des christlichen Kollektivs gefunden werden, wie es in der Antike mit der Ausbildung des Mönchtums und in anderer Weise durch die Reformation oder durch den Pietismus geschah. Die Zugehörigkeit zum Christentum in Kollektiven aber ist in vielen Ländern Europas noch heutige kirchliche Realität und in Form kultureller Prägungen in ganz Europa nach wie vor unübersehbar.

Christentum und Europa

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