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Es sind Züge des ehemaligen und weiterhin erkennbaren lateinischen Europas. Denn bei allen Unterschieden, Spannungen und Gegensätzen gab es hier aufgrund der langen gemeinsamen Geschichte sich durchhaltende gemeinsame Prägungen. Sie zeigten sich in der Beibehaltung vorevangelischer Güter, etwa im Universitätswesen, partiell auch im Recht. Sie erleichterten die transkonfessionelle Befruchtung, nicht zuletzt die Übernahme vieler evangelischer »Neuerungen« vor allem im Bereich von Sprache und Bildungswesen, langfristig auch im Gottesdienst auf römisch-katholischer Seite. Und sie machten es auf Dauer möglich, auch mit dem religiösen Gegensatz, ohne ihn zu negieren, in friedlicher, gleichberechtigter Koexistenz umzugehen. Denn diese Errungenschaft, die Herausbildung politischer Gemeinwesen ohne »einheitliche oder dominierende Religion«, so Kaufmann, war ja nicht nur das Ergebnis leidvoller Kriegserfahrungen. Sondern es bedurfte dazu auch einer unter den Christen selbst gewachsenen Überzeugung: der Überzeugung, dass auch dem, was man für religiösen Irrtum hält, nicht mit staatlicher Gewalt begegnet werden dürfe. Diese Überzeugung, die nicht identisch ist mit einer Toleranz auf der Basis angenommener Gleich-Gültigkeit unterschiedlicher Religionen und Konfessionen, die allein aber am Ende ein friedvolles multiweltanschauliches Miteinander ermöglicht, wurde in der Reformation vorgebracht und war einer der Gründe ihrer amtskirchlichen Verurteilung – sie wurde freilich von ihren Verfechtern selbst schließlich nur sehr eingeschränkt praktiziert. Dass sie sich nach vielen Irrungen und Wirrungen schließlich, und das gesamtlateineuropäisch, Geltung verschaffte, hat etwas mit der Sicht des Verhältnisses von Kirche und Staat zu tun, die zur DNA dieses Raumes gehört.

Christentum und Europa

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