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Damit stehen wir bei dem Ereignis, dem das zweite Referat galt, der Reformation. Einem Ereignis, das, wie Kollege Kaufmann breit belegt, ganz und gar in den Raum der lateineuropäischen Christenheit gehört und so, wie es geschah, auch nur hier geschehen konnte. Die Reformation setzt somit jene eigenständige Entwicklung des westlichen Euromediterraneums voraus, die seit dem nachkonstantinischen Altertum vor sich ging: die Ausbildung des durch das Lateinische als gemeinsame liturgische, juristische und theologische Sprache und durch das Papsttum, nach und nach noch durch eine Fülle weiterer Strukturen verbundenen kirchlichen Raumes West- und Mitteleuropas. Die Reformation setzt ferner das Kollektivchristentum voraus, das ebenfalls in nachkonstantinischer Zeit, allerdings gesamtchristlich, zum Normalfall geworden war. Sie setzte die in der lateinischen Tradition immer wieder hervorgehobene Differenzierung zwischen politischer und geistlicher Welt voraus – Luther und Calvin gaben ihr in der Zwei-Regimenten-Lehre eine kritische theologische Vertiefung –, auch wenn sie dort, wo der Protestantismus zur Mehrheitskonfession wurde und die Regierung sich auf seine Seite schlug, faktisch meist unterlaufen wurde. Und sie führte jene hochentwickelte Universitäts- und Argumentationskultur fort, die das lateinische Mittelalter ausgebildet hatte, nun zugunsten ihrer eigenen theologischen Einsichten fruchtbar und dank Buchdrucks, Muttersprachlichkeit und Bildungsförderung weiten Kreisen zugänglich gemacht.

Christentum und Europa

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